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Viel zu schmale, zugeparkte und kaputte Fußwege; ewig an der Ampel warten; gefährliche Straßenkreuzungen; zu hohe Bordsteine. Auf unseren Fußwegen gibt es Mülltonnen, Radwege und Werbetafeln, dafür kaum Sitzbänke, Straßenbäume oder Zebrastreifen. Wir Fußgänger:innen werden in Leipzig als Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse behandelt. Das wollen wir ändern!
Ich fordere Leipzigs Stadtrat und Verwaltung auf, unsere Stadt endlich fußgängerfreundlich zu gestalten.
Fußgänger gehen vor - Unsere Forderungen für ein fußgängerfreundliches Leipzig
Wir Ökolöwen richten zwölf Forderungen für ein fußgängerfreundliches Leipzig an Leipzigs Stadtrat und Verwaltung:
Wir wollen auf Fußwegen ohne Hindernisse gehen und stressfrei über Kreuzungen kommen. Deswegen fordern wir:
- Die Stadtverwaltung darf das Zuparken von Fußwegen und Kreuzungen nicht länger dulden und muss es wirksam bekämpfen.
- Mehr Personal im Ordnungsdienst: Im Personalplan für den nächsten Doppelhaushalt müssen im Ordnungsamt die Stellen zur Verkehrsüberwachung verdoppelt werden.
- Bestehende Radwege dürfen FußgängerInnen nicht länger den Platz nehmen und sollen auf die Straße verlegt werden z.B. am Connewitz Kreuz vor REWE, an der Karl-Heine-Straße oder am Innenstadtring. Neue Radwege müssen auf der Straße eingerichtet werden.
- Mülltonnen gehören nicht auf den Fußweg. Insbesondere in Wohngebieten mit ohnehin zu schmalen Gehwegen muss die Stadtverwaltung dafür Sorge tragen, dass Mülltonnen stattdessen am Straßenrand abgestellt werden können.
- An belebten Straßen mit viel Gastronomie muss ein Teil des Gehweges für die FußgängerInnen frei bleiben. Freisitze können als Parkletts oder sogenannte Schanigärten auf ehemaligen Autoparkplätzen angelegt werden, anstatt auf dem Fußweg. Der Stadtrat muss dafür die Sondernutzungssatzung anpassen.
Leipzigs Gehwege sind an vielen Stellen deutlich zu schmal und in schlechtem Zustand. Wir brauchen breite und sanierte Gehwege – und zwar überall. Wir wollen gerne zu Fuß gehen, denn es ist die einfachste, klimafreundlichste und platzsparendste Art der Fortbewegung. Deshalb fordern wir:
- Die vielen Stolperstellen auf Leipzigs Fußwegen müssen beseitigt werden. Dafür muss die Verwaltung mehr Geld in das bestehende Gehwegsanierungsprogramm investieren.
- Ein 3,50 Meter breiter Gehweg bietet durchschnittlichen Gehkomfort, in Geschäftsstraßen muss der Gehweg sogar mindestens 4 Meter breit sein. Wir wollen, dass die Stadtverwaltung künftig nur noch Straßenbaupläne vorlegt, die diesen Empfehlungen entsprechen. Die Mindestbreite von 2,50 Metern darf in keinem Fall mehr unterschritten werden.
- Das Straßenbaumkonzept mit 1.000 neuen Straßenbäumen pro Jahr muss konsequent umgesetzt werden.
- In Zukunft sollen Sitzbänke zum Standardrepertoire für Fußwege gehören. Insbesondere in Geschäftsstraßen, Ortsteilzentren und Grünanlagen soll es mehr davon geben. Marode Sitzbänke sollen im Zuge eines Programms zur „Bankenrettung“ gepflegt und erneuert werden.
- Wir möchten barrierefreie Wege und abgesenkte Bordsteine, damit auch Menschen mit Behinderung uneingeschränkt vorwärtskommen.
- Die Stadtverwaltung muss Bauherren dazu verpflichten, die historischen und Leipzig-typischen Gehwegplatten nach Straßensanierungen wieder aufzubringen.
An vielen Leipziger Ampeln müssen wir FußgängerInnen viel zu lange warten. Wenn die Ampel grün ist, dann oft nur ganz kurz und wir müssen über die Straße hasten. Oft kommen wir nur bis zur Mitte der Straße und müssen dort nochmal warten. An vielen gefährlichen Stellen gibt es gar keine Ampeln, die über die Straße helfen. Deshalb fordern wir:
- Fußgänger:innen wollen kürzere Wartezeiten und brauchen längere Grünphasen, um die Straße in Ruhe überqueren zu können. Dafür müssen Ampelschaltungen überprüft und angepasst werden.
- Insbesondere am vielbefahrenen Innenstadtring braucht es eine „Grüne Welle“ für FußgängerInnen, damit sie bei Grün in einem Rutsch über die gesamte Straße kommen.
- Fußgänger:innen sollen gleichberechtigt Grün bekommen und nicht erst darum bitten müssen. Die Notwendigkeit von sogenannte Bettelampeln, an denen Fußgänger:innen erst auf einen Knopf drücken müssen, um Grün zu bekommen, ist zu überprüfen.
- An Ampelkreuzungen mit intensivem Fußverkehr soll der Grünpfeil für rechts abbiegende Autofahrer abgebaut werden. Fußgänger:innen wollen ungestört über die Straße kommen, wenn sie endlich Grün haben.
- Die Stadtverwaltung muss außerdem mindestens drei neue Ampeln im Jahr an besonders gefährlichen Stellen im Straßenverkehr installieren.
Zu oft warten wir FußgängerInnen ewig am Straßenrand, bis die Kette der vorbeifahrenden Autos endlich abreißt und wir über die Straße gehen können. In Leipzig gibt es zu wenig Zebrastreifen. Das muss sich ändern! In den kommenden 10 Jahren muss Leipzig 100 neue Zebrastreifen bekommen. Wir fordern:
- Für den nächsten städtischen Doppelhaushalt muss ein Zebrastreifenprogramm nach Berliner Vorbild mit einem Budget für 10 neue Zebrastreifen pro Jahr eingeplant werden. Das Zebrastreifenprogramm wird dann in den Folgejahren umgesetzt und weitergeführt.
- Wo sich Haupt- und Nebenstraßen kreuzen, soll der Fußweg ohne Unterbrechung, deutlich sichtbar über die Straße verlaufen. Damit wird deutlich, dass hier die AutofahrerInnen einen Fußgängerbereich überqueren und nicht andersherum. Der Fußweg ist der Hauptweg, Autos sind Gäste.
- Überall in Leipzig müssen verstärkt Querungshilfen und Gehwegnasen installiert werden. Die Stadtverwaltung muss noch in diesem Jahr einen „Querungshilfen-Baukasten“ entwickeln. Dieser Baukasten ist schnell an allen Gefahrenstellen einsetzbar und gleichzeitig hübsch anzusehen.
Zu schnell fahrende Autos gefährden uns als FußgängerInnen besonders. Deshalb fordern wir:
- Alle Wohngebiete in Leipzig müssen zu Tempo-30-Zonen werden. Wir fordern die Stadtverwaltung auf, dies bis zum Jahr 2023 lückenlos durchzusetzen.
- Auch an Hauptstraßen können unter bestimmen Voraussetzungen Tempo-30-Schilder aufgestellt werden. Ein entsprechender Beschluss des Deutschen Bundestages von Januar 2020 eröffnet dafür Spielräume. Die Stadtverwaltung muss diese Möglichkeiten nutzen.
- Spätestens im Jahr 2022 muss in Leipzig Tempo 30 vor allen Schulen, Kitas und sozialen Einrichtungen gelten.
- Alle im Lärmaktionsplan der Stadt Leipzig benannten Hauptstraßen müssen spätestens im Jahr 2021 Tempo 30 Schilder bekommen.
Auch Kinder sind Fußgänger. Ob auf dem Weg zur Schule oder zum Spielplatz – wir möchten eine Stadt, in der alle Kinder sicher zu Fuß unterwegs sein können. Deshalb müssen mehr Spielstraßen und andere Instrumente zur Verkehrsberuhigung eingesetzt werden. Wir fordern:
- Insbesondere vor Schulen muss gelten: Fußgänger gehen vor! Wir wollen, dass hier die Straßen vom Autoverkehr befreit werden. Ein gutes Beispiel ist die Straßenumwidmung am Kantgymnasium in der Südvorstadt. Nach diesem Vorbild sollen jährlich die Straßen vor zwei weiteren Schulen umgestaltet werden.
- Für viele Kinder ist der Weg zur Schule durch die so genannten „Eltern-Taxis“ gefährlich. Es braucht deshalb ein Modellprojekt „Schulzonen statt Elterntaxi“ für Leipzig: Die Straße vor dem Schuleingang wird dann in den Morgenstunden temporär gesperrt. So kommen die Kinder gefahrlos allein zu Fuß, mit dem Rad oder dem Roller in die Schule.
- Kinder sollen auch außerhalb der Schule sicher unterwegs sein. Wir wollen, dass analog zum bestehenden Schulwegplan auch ein Spielplatzplan erarbeitet wird. Er soll den Weg zum nächsten Park oder Spielplatz zeigen, den Kinder ohne Begleitung der Eltern nehmen können. Die im Plan analysierten Schwachstellen sollen gezielt abgearbeitet werden.
- Zur Vermeidung von Kfz-Durchgangsverkehr in Wohngebieten wollen wir ein Pilotprojekt für Diagonalsperren in Leipzig starten.
Wir möchten eine Innenstadt ohne störende Autos, damit wir FußgängerInnen uns dort entspannt und gefahrlos fortbewegen können. Das Konzept „autoarme Innenstadt“ ist in die Jahre gekommen. Jetzt im Jahr 2020 fordern wir die Weiterentwicklung zur „autofreien Innenstadt“:
- Der Augustusplatz muss vom Autoverkehr befreit werden. Das gilt zu allererst für den Durchgangsverkehr.
- Die Katharinenstraße und die Burgstraße sollen zu Fußgängerzonen werden.
- Autos sollen nicht mehr in den Straßen der Innenstadt parken. Die Parkhäuser bieten mit ungefähr 10.000 Stellplätzen genug Platz. Der Autoverkehr muss durch das Parkleitsystem konsequent dorthin geleitet werden.
- Die verbliebenen Parkplätze in den Innenstadtstraßen können dann in Grünflächen und Sitzgelegenheiten verwandelt werden.
- Innerhalb des Innenstadtrings dürfen keine neuen Parkhäuser für Autos gebaut werden.
- Wir wollen, dass der innere Fahrradstraßenring und der äußere Promenadenring so ausgebaut werden, dass RadfahrerInnen nicht mehr durch die Fußgängerzone fahren müssen. Nur dann gibt es eine realistische Chance auf weniger Konflikte mit FußgängerInnen.
- Illegales Befahren der Fußgängerzonen durch RadfahrerInnen und AutofahrerInnen außerhalb der zulässigen Zeiten muss stärker geahndet werden.
Nicht nur die Leipziger Innenstadt muss autofrei gestaltet sein. Wir fordern die Stadtverwaltung Leipzig auf, autofreie Quartiere zu entwickeln. Wir Ökolöwen empfehlen dafür das neue Quartier am Bayerischen Bahnhof oder das an der Westseite des Hauptbahnhofes. Außerhalb der City braucht Leipzig auch in bestehenden Stadtvierteln Fußgängerzonen. Hier bieten sich der Lindenauer Markt und die Gottschedstraße als Pilotprojekte an.
Viele „Plätze“ in Leipzig sind eher unwirtliche Straßenkreuzungen als attraktive Orte für FußgängerInnen. Wir fordern deshalb ein Stadtplatzprogramm für Leipzig.
- Zur Gestaltung von attraktiven Stadtplätzen braucht es ein eigenes Budget. Damit kann das Stadtplanungsamt in den kommenden Jahren Leipziger Stadtplätze neugestalten.
- In diesem Stadtplatzprogramm sollen u.a. folgende Stadtplätze aufgenommen und fußgängerfreundlich umgestaltet werden: Südplatz, Dresdner Straße vor Kaufland, Adler, Ostplatz, Bayerischer Platz, Connewitzer Kreuz, Vorplatz der Stadtbibliothek/Wilhelm-Leuschner Platz, Waldplatz
Wir wollen ein Bürgerbudget zur fußgängerfreundlichen Straßengestaltung. Im nächsten Haushaltsbeschluss soll ein Posten für das „Bürgerbudget – Gestalte deine Straße“ festgesetzt werden. Nachbarschaften können sich dafür bewerben. Die GewinnerInnen des Bürgerbudgets gestalten dann gemeinsam mit der Stadtverwaltung ihre Straße neu. Das Programm soll kontinuierlich fortgesetzt werden. Wie das Programm konkret umgesetzt werden soll, zeigt die Stadt Freiburg sehr schön.
Auf 600.000 Leipziger FußgängerInnen kommt nur ein Fußverkehrsverantwortlicher. Das ist zu wenig! Wir fordern deshalb den Oberbürgermeister auf, eine eigene Abteilung Fußverkehr zu schaffen.
- Die Abteilung Fußverkehr braucht ein festes Budget von 11 Euro pro Einwohner und Jahr.
- In die Bauliste der städtischen Mobilitätsstrategie der Stadt müssen alle Fußverkehrsprojekte aufgenommen werden.
- Das letzte Leipziger Fußverkehrskonzept ist aus dem Jahr 1997. Wir fordern schnellstmöglich die Erarbeitung eines neuen Konzepts, das dann auch zügig umgesetzt wird.
Fußgänger:innen brauchen kurze Wege statt langer Fahrstrecken. Zu viele Leipziger:innen sind selbst für den Weg zum Bäcker noch abhängig vom Auto. Die Stadt muss so entwickelt werden, dass kurze Wege auch möglich sind. Wir fordern:
- Stadtviertel müssen aus einem bunten Mix aus Geschäften, Wohnungen, Arbeitsstätten und viel Grün bestehen. Denn nur so ist alles, was man zum Leben braucht, gut zu Fuß erreichbar.
- 1.000 kleine „Leipziger Läden“: Wir wollen kleine Läden in allen Stadtvierteln für die täglichen Erledigungen und zur Belebung der Erdgeschosse. Dafür braucht es ein städtisches Förderprogramm zur Unterstützung lokaler EinzelhändlerInnen für Renovierung oder Mietzuschuss.
- Null zusätzliche Eingeschosser: Wir fordern, dass keine eingeschossigen, flächenfressenden Supermärkte und Discounter mit großen Parkplätzen mehr gebaut werden.
- In den Stadtvierteln soll es ein dichtes Wegenetz geben.
- Kurze Wege für kleine Füße: Kitas und Schulen sollen nahe den Wohnorten geschaffen werden.
- Wir fordern die Stadtverwaltung auf, keine Eigenheimsiedlung auf der grünen Wiese mehr auszuweisen. Wir wollen eine Siedlungsentwicklung, die sich an den Straßenbahn- und S-Bahnhaltestellen ausrichtet.
- Nutzungsmischung muss auch für monofunktionale Gewerbegebiete gelten. Hier soll mehr Wohnraum entstehen, zum Beispiel auf der Alten Messe. Umgekehrt soll sich in monofunktionalen Wohngebieten mehr Gewerbe ansiedeln können, zum Beispiel in Grünau. Ziel ist, dass wieder mehr Menschen zu Fuß zur Arbeit kommen.
Vision Zero beschreibt das Ziel, die Zahl der Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr auf Null zu senken. Der Lösungsansatz: Menschen machen Fehler, deshalb muss man die Verkehrswelt so gestalten, dass sie Fehler verzeiht. Wir fordern:
- Die bestehende Unfallkommission muss zu einer Verkehrssicherheitskommission werden. Sie soll das Leipziger Wegenetz vorbeugend nach dem Lösungsansatz von Vision Zero untersuchen und ein Vetorecht bei der Verkehrsplanung haben.
- Spätestens nach einem schweren Unfall, muss die Gefahrenstelle sofort entschärft werden. Dafür sind ausreichend finanzielle Mittel notwendig.