Wie insektenfreundlich sind Dein Garten und Balkon?
Wie insektenfreundlich sind Deine Balkon- und Gartenpflanzen?
Du möchtest, dass es auf Deinem Balkon und in Deinem Garten summt und brummt? Beim Blick in Leipzigs Kübel und Beete finden sich jedoch viele beliebte Blühpflanzen, die für unsere Insekten leider völlig nutzlos sind. Dabei ist die richtige Pflanzenauswahl heute wichtiger denn je. Warum das so ist und mit welchen Pflanzen Du Wildbienen, Schmetterlingen und Co wirklich hilfst, liest Du hier.

Sollen Balkon, Hinterhof oder Garten bepflanzt werden, führt der Weg häufig in den Baumarkt, ins Gartencenter oder in den Blumenladen um die Ecke. Dort locken üppige Blüten in allen Farben zum Kauf. Die hochgezüchtete, exotische Blütenpracht begeistert das menschliche Auge: Geranien, Petunien, Fuchsien, Hortensien. Das diese Pflanzen für Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten nutzlos sind, wissen viele nicht. Dabei brauchen Insekten unsere Hilfe!
Alarmierende Zahlen: Der dramatische Rückgang der Insekten
Die Insektenpopulationen sind weltweit in einem beunruhigenden Tempo rückläufig. Kurz: Unsere Insekten sind in großer Not. Lebensräume und Nahrungsquellen schwinden, gerade in so betonreichen Städten wie Leipzig, dramatisch.
Doch es gibt Hoffnung: Jeder einzelne kann einen Beitrag leisten, um Insekten zu schützen und ihren Lebensraum zu verbessern. Dein Garten oder Balkon kann eine wichtige Rolle dabei spielen. Jeder Quadratmeter zählt!
Die richtige Pflanzenauswahl: Darauf solltest Du achten
Nicht jede Blüte ist für Insekten gleichermaßen wertvoll. Bei der Auswahl Deiner insektenfreundlichen Pflanzen, solltest Du diese Kriterien berücksichtigen:
Unsere heimischen Wildtiere und Wildpflanzen brauchen einander

Jede heimische Wildpflanzenart bietet durchschnittlich zehn Tierarten Nahrung und Lebensraum. Viele Insekten ernähren sich von Nektar und Pollen, während 75 % der pflanzenfressenden Arten zusätzlich Blätter, Stängel oder andere Pflanzenteile benötigen. Einige verwenden Blüten- und Blattmaterial zudem zum Nestbau.
Blüten sind nicht nur ästhetisch, sondern essenziell für die Fortpflanzung der Pflanzen. Über 80 % der europäischen Wildpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Um Wildbienen, Käfer und Schmetterlinge anzulocken, haben sie sich über Jahrtausende in Duft, Farbe und Form an die Bedürfnisse ihrer Bestäuber angepasst.
Diese enge Verbindung – das Schlüssel-Schloss-Prinzip – sicherte lange Zeit das Überleben beider Seiten. Doch Spezialisierung bedeutet auch Abhängigkeit: Fehlen die passenden Pflanzen, verlieren Insekten ihre Lebensgrundlage. Umgekehrt können Pflanzen ohne ihre Bestäuber nicht fortbestehen. Deshalb sind viele spezialisierte Arten heute massiv bedroht oder bereits ausgestorbenen.
Exotische Pflanzen sind schön, aber nutzlos für heimische Insekten
Exotische Pflanzen sind an die Bestäuber ihrer Herkunftsregion angepasst. Unsere Insekten nehmen sie oft nicht wahr oder können sie nicht nutzen. Zudem sind viele Exoten-Blätter zu hart oder giftig, um als Nahrung zu dienen. Arten wie Thuja (USA), Kirschlorbeer (Türkei) oder Geranie (Asien) bieten der hiesigen Tierwelt daher keinerlei Mehrwert.
Bedrohung heimischer Wildpflanzen
Trotz ihrer Widerstandskraft werden Wildpflanzen zunehmend verdrängt – durch Versiegelung, Herbizide, Überdüngung, Monokulturen, invasive Neophyten und die Klimakrise. Laut der Roten Liste des Bundesamts für Naturschutz gelten ein Drittel der 8.300 heimischen Wildpflanzenarten als gefährdet. Diese Entwicklung betrifft nicht nur die freie Landschaft, sondern auch Städte wie Leipzig: Wildpflanzen verschwinden aus Straßenrändern, Brachen und Grünanlagen.
Um die Artenvielfalt zu unterstützen, setze in Gärten und auf Balkonen auf heimische Blühpflanzen und Gehölze. Erkennbar sind sie am botanischen Namen ohne hochgestellten Sortenzusatz. Beispielsweise blüht die Wildform der Pfirsichblättrigen Glockenblume (Campanula persicifolia) blau-lila, während die Sorte Campanula persicifolia 'Alba' züchterisch verändert ist und weiß blüht.
Gefüllte Blüten sind wertlos für Wildbiene, Schmetterling und Co.

Gefüllte Blüten, häufig zu sehen bei Dahlien, Geranien, Pfingstrosen, Zinnien oder Rosen, lenken mit ihrer Üppigkeit alle Blicke auf sich und werden deshalb gern gepflanzt. So hübsch die gefüllten Blüten vielleicht daherkommen, so wertlos sind sie für Insekten. Es fehlt der Pollen, der ein wichtiger Nahrungsbestandteil vieler Insekten ist. Auch Nektar, ebenfalls unverzichtbar auf der Sechsbeiner-Speisekarte, ist in gefüllten Blüten entweder nicht vorhanden oder nicht erreichbar.
Wo insektenfreundlich drauf steht, ist nicht immer insektenfreundlich drin
Viele als „insektenfreundlich“ gekennzeichnete Pflanzen in Baumärkten und Gartencentern sind keine heimischen Wildpflanzen. Prüfe den botanischen Namen auf dem Etikett, z. B. auf naturadb.de, um sicherzugehen, dass es sich tatsächlich um eine insektenfreundliche Art handelt.
Auch sogenannte „insektenfreundliche Blühmischungen“ enthalten oft überwiegend exotische Hybridarten. Setze stattdessen auf Saatmischungen mit ausschließlich heimischen Arten.
Pestizidfrei nur mit Bio-Label
Viele konventionell gezüchtete Pflanzen sind stark mit Pestiziden belastet – ein Risiko für Insekten. Achte deshalb auf zertifizierte Bio-Qualität. Leider sind heimische Pflanzen in Bio-Qualität schwer erhältlich. Eine Liste empfehlenswerter Bezugsquellen heimischer Wildpflanzen und -saaten in Bio-Qualität bekommst Du über gruenestadt@oekoloewe.de.
Unsere Top-5 der insektenfreundlichen Pflanzen für Deinen Balkon und Garten

Rundblättrige Glockenblume
(Campanula rotundifolia)
Die heimische mehrjährige Pflanze öffnet ihre blauen Blüten von Juni bis September. Sie mag sonnige oder halbschattige Standorte und braucht wenig Wasser.
An der Rundblättrigen Glockenblume sammeln 24 Wildbienenarten Pollen. Für 20 Schmetterlingsarten dient sie als Raupenfutterpflanze, darunter drei spezialisierte Arten. Zudem wird sie von drei Schwebfliegenarten besucht.

Gewöhnlicher Natternkopf
(Echium vulgare)
Von Juni bis August blüht der zweijährig wachsende Natternkopf an sonnigen Standorten in wunderschönen Rosa- und Blautönen.
Ganze 37 Wildbienenarten sammeln an dem Raublattgewächs Pollen. Die Glänzende Natternkopf-Mauerbiene ernährt sich ausschließlich vom Natternkopf. Neben der großen Zahl an Wildbienen nutzen den Natternkopf 42 Schmetterlingsarten als Nektar-Tankstelle. 12 Schmetterlingsraupen dient die Pflanze zudem als Raupenfutterpflanze. Auch von anderen Insekten, wie Schwebfliegen oder Käfern, wird der Natternkopf gern angeflogen.

Rainfarn
(Tanacetum vulgare)
Der Rainfarn ist eine heimische Staude, die es sonnig und humos mag und von Juli bis September leuchtend gelb blüht.
21 Wildbienenarten sammeln am Rainfarn Pollen. Für 11 Schmetterlingsarten dient er als Raupenfutterpflanze. 25 Schwebfliegenarten und 4 Käferarten besuchen den Rainfarn.

Wiesen-Schafgarbe
(Achillea millefolium subsp. millefolium)
Die Wiesen-Schafgarbe blüht an sonnigen Standorten von Juni bis August.
82 Wildbienenarten sammeln an ihr Nektar. Für 28 Wildbienenarten ist sie auch Pollenquelle. 12 Schmetterlingsarten trinken den Nektar der Wiesen-Schafgarbe. Die Raupen von 39 Falterarten nutzen sie als Futterpflanze. Drei Käfer- und 16 Schwebfliegenarten finden an der Wiesen-Schafgarbe Nahrung.

Wiesen-Flockenblume
(Centaurea jacea subsp. jacea)
Die Wiesen-Flockenblume fühlt sich an sonnigen Standorten wohl und blüht von Juni bis September.
85 Wildbienenarten besuchen die filigrane Blühschönheit. 40 Wildbienenarten sammeln an ihr Pollen. 31 Schmetterlingsarten nutzen die Wiesen-Flockenblume als Nektarquelle. Die Raupen von 15 Falterarten finden hier Futter. 17 Schwebfliegen- und 5 Käferarten besuchen die Wiesen-Flockenblume.

Jeder Quadratmeter zählt
Mit der richtigen Pflanzenauswahl und ein paar einfachen Maßnahmen, kannst du Deinen Garten, Balkon, Fensterbrett oder Hinterhof in ein wertvolles Paradies für Insekten verwandeln. Gemeinsam können wir einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten und unsere sechsbeinigen Freunde unterstützen. Leg gleich los!
Du möchtest mehr Lebensräume für Tiere und Pflanzen in Leipzig? Das kannst Du außerdem tun:
- Werde jetzt Förderspender:in und sichere mit Deiner regelmäßigen Förderspende unsere kontinuierliche Projektarbeit für ein grünes, artenreiches und klimaangepasstes Leipzig.
- Unterschreibe unseren Appell ‘Mehr Grün für Leipzig’ für mehr Blühinseln überall in Leipzig.
- Werde Blühpat:in und bepflanze ein Baumbeet vor Deiner Tür mit uns Ökolöwen insektenfreundlich.
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