Was ist ein Auwald? Warum ist Leipzigs Auwald in Gefahr?
Leipziger Auwald
Was ist ein Auwald? Und warum ist der Leipziger Auwald in Gefahr? Alle Antworten bekommst Du in unserem Artikel über den Auwald Leipzig.
Erlebbare Natur mitten in der Stadt, ein Hotspot der Biodiversität, ein Partner im Kampf gegen die Klimakrise – das alles ist der Leipziger Auwald.
Das Landschaftsschutzgebiet “Leipziger Auwald” umfasst weite Teile des Leipziger Auwald-Gebietes in Leipzig, Markkleeberg und Schkeuditz. Es umfasst 5.900 ha und bedeckt ein Fünftel der Stadtfläche Leipzigs.
Der Auwald durchzieht Leipzig ausgehend vom Zwenkauer See im Süden Richtung Norden bis zum Elsterbecken und weiter über die Stadtgrenze hinaus bis Schkeuditz.
Der Auwald und seine Etymologie
Aue - von mittelhochdeutsch ouwe, verwandt lateinisch aqua „Wasser“ - der “Wasserwald”. Ein Wald, der geprägt ist von Bächen und Flüssen, die den Wald überfluten und für hohe Grundwasserstände sorgen – das ist der Auwald.
Der Auwald Leipzig und seine Entwicklung
Vor den baulichen Eingriffen des Menschen war der Leipziger Auwald Teil eines großen Binnendeltas der Weißen Elster vor ihrer Mündung in die Saale. Die damalige Weichholzaue wurde regelmäßig überflutet. Die Flüsse waren frei in ihrem Fluss und suchten sich ständig andere Wege durch die Aue.
Der Mensch regulierte und begradigte die Flüsse, um das Land nutzbar zu machen. Dadurch konnte das Wasser nicht mehr frei fließen und den Auwald nur noch selten überfluten. So entwickelte sich über Jahrhunderte eine Hartholzaue, wie sie bis heute den Leipziger Raum prägt.
Heute konzentriert sich das Wasser in wenigen Flüssen, die von Deichen begrenzt sind. Die großen und prägenden Gewässer der Auenlandschaft sind im Süden Leipzigs die Weiße Elster, das Elsterflutbett und die Pleiße. Im Zentrum ist es das Elsterbecken und im Norden die Neue Luppe, die Nahle und die Weiße Elster.
Hotspot der Biodiversität
Die Hartholzaue ist ein besonders artenreicher Lebensraum. Wichtige Grundlagen dafür sind die Überflutungsdynamik, uralte Bäume und viel Totholz.
Der wertvollste Baum der Hartholzaue ist die Stiel-Eiche. Besonders viele Insektenarten leben ausschließlich auf dieser Baumart. Neben der Stiel-Eiche sind die Gemeine Esche und die Ulme die häufigsten Bäume der Hartholzaue.
Die Hartholzaue bildet gemeinsam mit Fließgewässern, Stillgewässern, Wiesen und anderen Wäldern ein vielgestaltiges Mosaik. Hier leben über 40 Säugetierarten und über 100 Vogelarten. Besondere Bewohner sind beispielsweise der Eisvogel und der Biber. Sogar die sehr seltene Wildkatze ist im Leipziger Auwald wieder heimisch.
Auch durch diesen Artenreichtum ist die Leipziger Auenlandschaft besonders schützenswert.
Die Leipziger Auenlandschaft umfasst zahlreiche Schutzgebiete. Das umfangreichste Schutzgebiet ist das Landschaftsschutzgebiet „Leipziger Auwald“ mit einer Fläche von 59 km². Innerhalb des Landschaftsschutzgebietes liegen alle vier Leipziger Naturschutzgebiete. Zudem steht der Auwald gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie auch unter europäischem Schutz
Partner gegen die Klimakrise
Bäume sind bekannt dafür, dass sie für frische Luft und ein angenehmes Stadtklima sorgen. Das Ökosystem Auwald ist wichtig im Kampf gegen die Klimakrise: Der Wasserreichtum des Auwaldes und die Nährstoffe, die durch Hochwasser in den Auwald transportiert werden, lassen Pflanzen zügig wachsen. Dadurch kann der Wald viel Kohlenstoffdioxid aufnehmen und speichern.
Zusätzlich sorgt der nasse Waldboden dafür, dass das Pflanzenmaterial nur langsam abgebaut wird. Das liegt daran, dass für den Abbau Sauerstoff benötigt wird, der im nassen Boden nur in geringeren Mengen vorhanden ist. Dadurch wird im Boden des Auwaldes besonders viel Kohlenstoffdioxid in Form von nicht abgebautem Pflanzenmaterial gespeichert.
Auenwälder sind in Gefahr
Auwälder sind wertvolle Lebensräume, die es in Mitteleuropa bis ins 19. Jahrhundert an fast allen Flüssen gab. Heute sind Auwälder selten und gefährdet. Auch der Leipziger Auwald stirbt gerade.
Durch den gravierenden Ausbau der Flüsse und den Bau von Deichen ist der Auwald heute abgeschnitten von den Flüssen. Selbst bei Hochwasser wird der Auwald kaum noch überflutet.
Gleichzeitig liegen die Flüsse so tief, dass sie dem Auwald sogar das Grundwasser entziehen. Das Wasser, das einen Auwald prägt und auszeichnet, erreicht den Wald deshalb nicht mehr. In der Folge trocknet der Auwald aus und verändert sich.
Stiel-Eiche, Esche und Ulme finden keine geeigneten Bedingungen mehr. Sie werden verdrängt von Arten, die unter den neuen Bedingungen konkurrenzstärker sind. Insbesondere Bergahorn und Spitzahorn breiten sich rasant im Auwald aus. Das Ergebnis: Der Auwald ist kein Auwald mehr.
Im Auenzustandsbericht der Flussauen in Deutschland aus dem Jahr 2021 kannst Du nachlesen, wie sehr der Leipziger Auwald sich verändert hat.
Ausführlicher Bericht über den Zustand der Auen in Deutschland
Die sich verändernde Zusammensetzung der Baumarten hat Folgen: Verschwindet der Auwald, verschwinden auch viele Tiere, die hier heute noch heimisch sind.
Flüsse renaturieren und den Auwald retten
In Mitteleuropa besitzt nur noch etwa 1 % der Hartholzauwälder eine natürliche Baumartenzusammensetzung. Nur etwa 9 % der Auen Deutschlands sind ökologisch noch weitgehend funktionsfähig. Auch die Leipziger Aue ist bereits deutlich geschädigt. Doch noch können wir den Auwald retten!
Was der Auwald braucht, ist vor allen Dingen Wasser. Das klingt einfach, ist aber nicht so leicht umzusetzen. Stadt, Land, Bund: Viele Interessen müssen miteinander abgestimmt werden. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sind wir der Rettung des Auwaldes nähergekommen.
Aktueller Stand
2037 Ist der Auwald gerettet?
2037 könnte das nächste große Naturschutzprojekt im Leipziger Auwald abgeschlossen sein. Für die Rettung des Auwaldes braucht es die richtigen Inhalte! Wir Ökolöwen bleiben dran.
2024 Beschluss zur Beantragung eines Naturschutzgroßprojekts
2024 Beschloss der Stadtrat die Beantragung von Projektgeldern des Bundes für den Leipziger Auwald. Die Ausgestaltung des Projektes steht noch aus, insgesamt ist eine Laufzeit von 12 Jahren geplant. Wir Ökolöwen haben klare Vorstellungen, wie das Projekt den Auwald retten kann und bringen uns konstruktiv in den Prozess ein.
2020 Beschluss zur Erstellung eines Auenentwicklungskonzeptes
Der Leipziger Auwald ist ein riesiges und vernetztes Biotop. Es braucht ein umfassendes Konzept, um die Rettung des Auwaldes strukturiert angehen zu können. 2020 beschloss der Stadtrat die Erarbeitung eines Auenentwicklungskonzeptes. Der Beschluss war ein wichtiger Meilenstein, für den wir Ökolöwen uns vehement eingesetzt haben.
2012 Das Projekt „Lebendige Luppe“ startet
Das Projekt nahm bis 2023 die Nordwestaue in den Fokus. Die Stadt setzte wasserbauliche Maßnahmen um und trieb die Umweltbildung und Forschung voran. Durch Renaturierungsmaßnahmen an kleinen Flüssen erhielten auch Teile des Auwaldes mehr Wasser.
1993 Jährliche Paußnitzflutung startet
Bereits seit 1993 flutet die Stadt jedes Jahr einen Teil des südlichen Auwaldes kontrolliert. Mit einer Größe von etwa 5 Hektar ist die Fläche verhältnismäßig klein. Das Pilotprojekt lieferte wichtige wissenschaftliche Erkenntnis für notwendige größere und dynamischere Flutungen.
1990
Die Rettung des Auwalds steckt in der Ökolöwen-DNA: Bis 1990 sollte sich der Tagebau Cospuden noch bis zur Richard-Lehmann-Straße fressen. Zusammen mit der Initiative “Stopp Cospuden” hielten wir den Tagebau auf – und retteten so große Teile des südlichen Auwaldes.
Die bisher umgesetzten Maßnahmen sind wichtige Bausteine zum Erhalt des Auwaldes. Sie versorgen Teile des Auwaldes mit Wasser und bewahren ihn so vor der Austrocknung. Doch die Maßnahmen wirken nur kleinteilig und schaffen keine natürliche Auendynamik. Um den Auwald langfristig zu retten, reicht das nicht aus.
Wir können den Auwald nur retten, wenn er wieder natürliche Überschwemmungsfläche wird. Außerdem muss die Stadt den Auwald im Sinne des Naturschutzes pflegen und weiterentwickeln!
Um das zu erreichen, haben wir Ökolöwen klare Forderungen:
Rette mit uns den Auwald Leipzig
Der Auwald ist Leipzigs Juwel: Er macht Leipzig lebenswert und ist in Europa einzigartig. Doch er stirbt gerade. Denn bereits seit Jahrzehnten trocknet er immer weiter aus. Wenn das so weitergeht, ist der Auwald bald kein Auwald mehr. Ein wichtiger Lebensraum geht verloren.
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