Ein vernetzter Auwald sichert die Biodiversität
Leipzigs Auwald im Biotopverbund
Der Auwald ist der Knotenpunkt des Leipziger Stadtgrüns. Ein vernetzter Auwald sichert die Biodiversität in Stadt und Umland.
In Deutschland haben Menschen die Natur fast vollständig verändert. So ist unsere heutige Landschaft geprägt durch die menschliche Nutzung. Die Landwirtschaft nimmt etwa die Hälfte der Fläche Deutschlands ein. Städte und Dörfer sind Wohn- und Lebensraum. Straßen, Schienen und Wege machen uns mobil.
Alle diese Flächen haben wir der Natur entzogen. Sie sind Grenzen für natürliche Wanderungsbewegungen und die Ausbreitung von Tieren und Pflanzen.
Für Tiere ist es enorm wichtig, sich in der Landschaft bewegen zu können und nicht auf “Natur-Inseln" eingeschlossen zu sein. Hiervon kann das Überleben von ganzen Populationen abhängig sein.
Warum müssen Lebensräume vernetzt sein?
Mit dem Verlust der Natur sind auch die Lebensräume für Tiere in Deutschland deutlich zusammengeschrumpft. Einige Pflanzen und Tiere mit besonderen Ansprüchen finden nur noch an wenigen Stellen geeignete Lebensräume. Auch diese Arten sind für die Fortpflanzung darauf angewiesen Artgenossen zu finden. Können sie das nicht, sterben sie aus. Die Vernetzung von Lebensräumen sichert so ihr Überleben.
Umwelteinflüsse wie Wärme, Kälte, Hochwasser und Trockenheit können in Extremfällen zeitweilig ganze Landstriche für Tiere unbewohnbar machen. In solchen Fällen können sie nur überleben, wenn sie durch vernetzte Lebensräume in andere Gebiete auswandern können. Gibt es diese Vernetzung nicht, sind Arten vom Aussterben bedroht.
Auch für erfolgreiche Renaturierungen braucht es eine vernetzte Natur. Um der Biodiversitätskrise entgegenzutreten, stellen die Stadt und das Land gemeinsam mit Umweltverbänden Lebensräume wieder her. Tiere und Pflanzen müssen diese Lebensräume jedoch erreichen können. Neben punktuellen Renaturierungen braucht es darum unbedingt natürliche Pfade, die die Lebensräume miteinander verbinden.
Flüsse als Wanderkorridore in der Landschaft
Flüsse eignen sich besonders gut als Wanderkorridore für Tiere. Flüsse durchziehen natürlicherweise ohne Unterbrechungen weite Landstriche und geben Orientierung. Besonders wichtig sind dabei die Uferbereiche der Flüsse, die möglichst naturnah sein müssen, um als Wanderkorridore zu dienen.
Auwälder, Gebüsche, Staudenfluren und Wiesen - Die Vegetation, die den Fluss begleitet ist selbst Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Außerdem bieten sie den Tieren Versteckmöglichkeiten und Nahrung auf Wanderungen.
Der Leipziger Auwald im Biotopverbund
Entlang zahlreicher Flüsse ist der Auwald ein besonderer Wanderkorridor, mitten durch Leipzig. Die ausgedehnten Auwälder besitzen in weiten Teilen noch eine natürliche Strukturvielfalt. Die Fläche ist groß genug, um auch großen und scheuen Tieren die Wanderung zu ermöglichen.
Von diesem einzigartigen Lebensraum und Wanderkorridor profitieren Säugetiere, wie der Biber, der Fischotter und die seltene Wildkatze. Der Strukturreichtum bietet Insekten, wie dem Eremit, Libellen, Tag- und Nachtfaltern einen Lebensraum.
Der Leipziger Auwald besitzt für den Biotopverbund überregional eine enorme Bedeutung. Er verbindet die Elsterniederung und das Neuseenland südlich von Leipzig mit der Saale im Norden. Durch Nebengewässer wie die Parthe steht der Auwald in Verbindung mit dem Flussgebiet der Mulde, östlich von Leipzig.
Vom Auwald in die Stadt
Für Leipzig ist der Auwald der Knotenpunkt für die Vernetzung der Stadtnatur. Durch Parks, Grünzüge, Brachen und kleine Fließgewässer können Tiere zwischen dem Stadtgebiet und dem Auwald Wandern und Pflanzen sich ausbreiten.
Deshalb ist es besonders wichtig die Verbindung zwischen dem Auwald und anderen Biotopen in der Stadt Leipzig aufrecht zu erhalten. Diese Verknüpfung darf nicht durch Baumaßnahmen von Straßen oder Gebäuden gefährdet werden. Andernfalls ist die Biodiversität im gesamten Stadtgebiet gefährdet.
Engstelle am Elsterbecken
Entlang des Elsterbeckens ist die Auenlandschaft besonders schmal und durch menschliche Nutzung überprägt. Diese Engstelle schränkt den Biotopverbund des Auwaldes stark ein. Die Wanderung und Ausbreitung von Tieren und Pflanzen ist hier kaum noch möglich.
Um den Biotopverbund nicht noch weiter zu Schwächen, dürfen hier keine weiteren Bebauungen stattfinden. Die Aufrechterhaltung des Biotopverbundes muss die oberste Prämisse sein.
Ein zentraler Baustein für die Zukunft des Biotopverbundes ist die Renaturierung des Elsterbeckens. Einen ersten Erfolg verzeichneten wir 2022. Der Stadtrat hat die Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie zur Renaturierung des Elsterbeckens beschlossen.
Endstation Neuseenland?
Auch im Leipziger Süden ist der Biotopverbund gefährdet. Die Bundesautobahn 38 und die künstlichen Seen des Neuseenlandes sind Barrieren im Wanderkorridor. Natürliche Seeufer sind eine Chance, den Biotopverbund in Richtung Süden zu erhalten. Doch Bebauungen bedrohen das Neuseenland.
Baumaßnahmen an den Seen des Neuseenlandes schaden der wertvollen Natur, die sich in der Bergbaufolgelandschaft entwickelt hat. Gleichzeitig bedrohen sie den Biotopverbund und damit die Biodiversität des Auwaldes und im gesamten Leipziger Raum. Darum ist es dringend notwendig, die Seen des Neuseenlandes konsequent vor Bebauung zu schützen.
Rette mit uns den Auwald Leipzig
Der Auwald ist Leipzigs Juwel: Er macht Leipzig lebenswert und ist in Europa einzigartig. Doch er stirbt gerade. Denn bereits seit Jahrzehnten trocknet er immer weiter aus. Wenn das so weitergeht, ist der Auwald bald kein Auwald mehr. Ein wichtiger Lebensraum geht verloren.
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