Rahmenplan für das Stadionumfeld in Leipzig

Rahmenplan für das Stadionumfeld im Herzen von Leipzig

Festwiese, Red Bull Arena aka Zentralstadion, Kleinmesse, Elsterbecken und Jahnallee – die Stadt will den gesamten Bereich gemeinsam mit RB Leipzig um- und ausbauen. Wir Ökolöwen beziehen Stellung und richten klare Forderungen an die Entscheider:innen.

Rahmenplan für das Stadionumfeld in Leipzig
Rahmenplan für das Stadionumfeld in Leipzig – von Elsterbecken über Festwiese und Kleinmesse bis hin zur Quarterback Immobilen Arena © Stadt Leipzig

2010 startete RB Leipzig im Zentralstadion in die Regionalliga Nordost. Heute, 13 Jahre später, ist der Fußballverein eine feste Größe in der Bundesliga sowie in der Champions League und zieht tausende Besucher:innen zu den Heimspielen in das Umfeld des Stadions im Herzen unserer Stadt. Das Zentralstadion heißt mittlerweile Red Bull Arena. Doch nicht nur der Name, auch die Anforderungen an den Stadtraum haben sich nach über einem Jahrzehnt grundlegend geändert. Die Stadtverwaltung will nun den Bereich rings um das Stadion angehen und umbauen. Sie rief Bürger:innen und Verbände auf, Hinweise für den Rahmenplan der Stadt abzugeben. Ziel soll sein, eine verbindliche Richtschnur für alle zukünftig Einzelprojekte zu haben. Welche Position wir Ökolöwen zu den schwergewichtigen Themen rings um das Sportforum vertreten, haben wir in diesem Artikel für Dich aufbereitet und an alle Entscheider:innen gesandt:

Unsere Hinweise zum Rahmenplan für das Stadionumfeld:

Stadiongrünzug
Karte neuer Grünzug Stadionumfeld
Karte des neuer Grünzugs am Stadionumfeld © Stadt Leipzig

Der Rahmenplan sieht das Schließen von Lücken in der Grünversorgung zwischen Sportforum und Waldstraßenviertel vor. Damit wird an dieser Stelle perspektivisch ein Biotopverbund zwischen Rosental / Elstermühlgraben und Schreberbad gesichert. Dafür wird u.a. die aktuell versiegelte und als Parkplatz zwischengenutzte Fläche im Bereich Goyastraße entsiegelt. Wir Ökolöwen unterstützen dies. 

Im Verlauf des Grünzuges ist die doppelreihige Baumallee des Fuß-/Radweges entlang der Friedrich-Ebert-Straße zwingend zu erhalten und mit biodiversitätsfördernden Maßnahmen aufzuwerten. Das Fällen der Allee für Infrastrukturmaßnahmen oder die Neuanlage eines Kanals lehnen wir ab.  

Im Funktionsplan sind einige „Flächen zur Regenwasserretention“ sowie „Flächen zur Erhöhung der Biodiversität“ ausgewiesen. Wir Ökolöwen unterstützen das. Der Flächenumfang ist zu erweitern. Auch die Flächen im Südosten im Bereich Leipzig Arena sowie die Grünflächen auf der Westseite in Richtung Elsterbecken sind mit mindestens einer dieser beiden Kategorien zu versehen. 

Im Rahmenplan ist der Biotopverbund zwischen nördlichem und südlichem Auwald auf der Westseite des Stadions (gesamter Bereich zwischen Sportforum und Kleine Luppe) noch deutlich zu wenig gewürdigt. Dies ist zwingend nachzuschärfen.   

Klima und Regenwasser

Die Festsetzungen im Rahmenplan unterstützen wir Ökolöwen. Der hohe Flächenanteil im Stadionumfeld soll künftig noch mehr zur Regulierung von Temperatur und Verdunstung der angrenzenden Stadträume beitragen. Die Zahl der Bäume und der Vegetationsflächen im östlichen Teil wird erhöht. Die Einschränkungen im Bereich der Festwiese erscheinen als annehmbare Kompromisslösung. Nicht notwendige Flächen im gesamten Gebiet sollen entsiegelt werden. Bei allen folgenden Einzelprojekten soll das Ziel einer Oberflächenversickerung verfolgt werden. Platz- und Wegeflächen werden nach Möglichkeit in angrenzende Grünflächen entwässert. Die Wärmeabstrahlung neuer Gebäude soll durch Architektur sowie Fassaden- und Dachbegrünung minimiert werden. 

Verkehr/Stellplätze

Kfz-Stellplätze

Im Rahmenplan ist ausgeführt: „Ziel ist es, den Platzbedarf an PKW-Stellplätzen im öffentlichen Raum des Stadionumfeldes angemessen zu begrenzen. Als wichtigster Grundsatz gilt, dass künftig Parkplätze im Zusammenhang mit den Großveranstaltungsorten nur für einen berechtigten Personenkreis angeboten werden sollten, um an Veranstaltungstagen die Attraktivität der PKW-Nutzung und den Park(such)verkehr zu verringern. Insgesamt soll nach Rahmenplanung lediglich der bauordnungsrechtlich notwendige Bedarf von Red Bull Arena und Quarterback Immobilienarena abgedeckt werden.“ Wir Ökolöwen unterstützen diesen Ansatz. Gleichzeitig ist nach Wegen zu suchen diesen „baurechtlich notwendigen“ Bedarf weiter zu senken. Auch die verbliebenen Kfz-Stellplätze sowie das angedachte Parkhaus führen zu Verkehrsproblemen.

Insbesondere bei Großveranstaltungen am / im Stadion kann das umliegende Straßennetz den Kfz-Verkehr nicht aufnehmen, der durch das Anbieten von Kfz-Stellplätzen direkt an das Stadion gelockt wird. Die Folge ist die Beeinträchtigung der umweltfreundlichen und platzsparenden Verkehrsmittel und ein allgemeines Verkehrschaos. So steht die Straßenbahn beispielsweise auf der inneren Jahnallee regelmäßig im Autostau der Stadionparker:innen. Die Kfz-Stellplatzzahl ist im gesamten Stadionumfeld maximal zu reduzieren, damit eine verträgliche An- und vor allen Dingen Abreise mit Bus, Bahn und dem Rad möglich wird.  

In großen Teilen wird heute schon zu Fuß gegangen – von/bis zu den umliegenden Bahnhaltestellen bzw. den Parkhäusern der Innenstadt oder des Zoos sowie weiteren Kfz-Stellplätzen in der weiträumigen Umgebung. Diese großen Fußgängerströme sind sicher zu führen. Die Gefährdung durch „Direkt-am-Stadion-Parker:innen“ ist zu unterbinden. 

Im Rahmenplan sind immer noch drei Parkplätze vorgesehen, die wir kritisch sehen: 

  • Goyastraße: Hier sind im Rahmenplan 98 Kfz-Stellplätze festgesetzt. Das passiert ausgerechnet genau auf der Fläche, die in demselben Rahmenplan als Grünfläche für den Biotopverbund festgeschrieben ist. Zudem werden die Kinder des benachbarten Spielplatzes, des Kindergartens sowie der Sportoberschule durch den von dem Parkplatz verursachten Kfz-Verkehr gefährdet. Das ist vermeidbar. Der Kfz-Parkplatz ist aus dem Rahmenplan zu streichen. Die Fläche ist zu entsiegeln.
  • Stadionvorplatz: Hier sind im Rahmenplan 180 Kfz-Stellplätze vorgesehen. Wir Ökolöwen empfehlen dringend, den Stadionvorplatz autofrei zu gestalten. Die Kfz-Stellplätze sind zu streichen.
  • Vorplatz Jahnallee/Festwiese: Hier sind 180 Kfz-Stellplätze auf der westlichen Seite vorgesehen. Gleichzeitig wird der Hauptzugang zum Stadion in Richtung Festwiese verlegt. Hier verläuft der Hauptfußgängerstrom nach Spielen oder Konzerten. Der Kfz-Parkplatz schränkt die Nutzung des Vorplatzes ein. Der durch den Kfz-Parkplatz verursachte Autoverkehr vor der Festwiese gefährdet den Rad-/Fußverkehr und erschwert Maßnahmen zur Absicherung des Hauptfußgängerstroms. Das ist vermeidbar. Der Kfz-Parkplatz ist aus dem Rahmenplan zu streichen. Stattdessen ist eine Entsiegelung und die Stärkung des Grünverbundes auf der westlichen Seite der Festwiese umzusetzen. Wir Ökolöwen unterstützen den Vorschlag des Fanverbandes von RB Leipzig, die Jahnallee für eine gewisse Zeit nach Ende der Spiele für den Kfz-Verkehr komplett zu sperren, damit die Straßenbahnhaltestellen sicher erreicht werden können.

Im Umfeld des Stadions kommt es immer wieder zu illegalem Parken. Dem Rahmenplan ist ein Verweis auf ein Konzept hinzuzufügen, welches das Ahnden und Abschleppen von illegal geparkten Kfz regelt.

Gleichzeitig werden am Stadion derzeit Wege und Wiesen im Auwald sowie den Grünanlagen im Landschaftsschutzgebiet zugeparkt. Im Rahmenplan für das Stadionumfeld sind Maßnahmen festzuschreiben, die das Zuparken der anliegenden Schutzgebiete baulich verhindern. Die baulichen Maßnahmen (Punkt 2) aus dem Stadtratsbeschluss VII-A-07366-NF-02 „Sofortmaßnahmeplan Parkchaos“ sind im Rahmenplan auszuführen.

Fahrrad-Stellplätze

Pkw- und Fahrradstellplätze im Rahmenplan
Pkw- und Fahrradstellplätze für Besucher:innen von Red Bull Arena und Quarterback Immobilien Arena © Stadt Leipzig

Das geplante Angebot von 9.720 Fahrrad-Parkplätzen erscheint angemessen. An dieser Stelle ist das Engagement von RB Leipzig zu würdigen. An allen Spieltagen sollen laut Rahmenplan perspektivisch 7.900 temporäre Fahrradparkplätze auf der Festwiese aufgebaut werden.  

Das geplante Aufstellen von Fahrradbügeln im Straßenraum der Friedrich-Ebert-Straße begrüßen wir. Es ist dann allerdings zu beachten, dass diese Fahrrad-Parkplätze zum Großteil von Anwohnenden genutzt werden. Diese stehen dann für den Event-Verkehr nicht zur Verfügung. 

Die Anzahl an Fahrrad-Parkplätzen auf dem Stadionvorplatz erscheint als zu gering bemessen. Insgesamt erscheint es angebracht noch einmal nachzusteuern, indem Fahrradbügel direkt an den Eingängen der verschiedenen Zielpunkte im Plangebiet nachgerüstet werden. Einige Fahrradparkplätze erscheinen als wenig zweckdienlich, da sie zu weit entfernt von den Zielpunkten liegen. Für die sogenannten Fahrrad-Rastplätze westlich des Stadions müssten Bäume gefällt werden. Das lehnen wir ab. Sollte ein Schulstandort im Plangebiet realisiert werden muss die Fahrrad-Stellplatzzahl entsprechend erhöht werden. 

Die Radverkehrsverbindungen sind insbesondere entlang der Jahnallee sicherer zu gestalten. Im Rahmen des Neubaus der Zeppelinbrücke sind die Radwege zu verstetigen und Möglichkeiten für bessere Nord-Süd-Querungen der Jahnallee zu finden (z.B. Cottaweg). Die Erich-Köhn-Straße und die Capastraße sind im Rahmenplan als Fahrradstraßen auszuweisen. Der Kfz-Durchgangsverkehr ist auf dieser Fahrradstraße baulich zu unterbinden. Zu der anvisierten Fuß-/Radbrücke führen wir im Abschnitt „Elsterbecken“ näher aus.  

Fußverkehr

Die auf Seite 18 des Rahmenplanes aufgeführten Fußwegeverbindungen sind insgesamt völlig unzureichend. So wurde bspw. die Marschnerstraße vergessen. Für ein Fußverkehrsnetz gilt allgemein, dass es engmaschiger sein muss als ein Radverkehrsnetz. Grundsätzlich sind die Bürger:innenhinweise aus der Beteiligung zum Fußverkehrsentwicklungsplan in den Rahmenplan zum Stadionumfeld aufzunehmen.

ÖPNV
Fahrplan neue Buslinie 99
Neue Buslinie 99 © Ökolöwe e. V

Da im Rahmenplan v. a. städtebauliche Gesichtspunkte gesetzt werden, verzichten wir an dieser Stelle auf umfängliche Ausführungen zur Verkehrsorganisation des ÖPNV im Kontext des Eventverkehrs zum/vom Stadion. Die Entscheidung zur Feuerbachschleife wurde bereits gefällt. Diese nehmen wir als gegeben hin. Allgemein mahnen wir die Umsetzung der noch ausstehenden und aktuell noch benötigten Maßnahmen aus dem „Verkehrskonzept Sportforum 2014“ an.

Zusätzlich sei auf die notwendige Erschließung des Stadionumfeldes mittels einer Buslinie im Rahmen der Netzreform 2024 der LVB hingewiesen. Wir sehen Bedarf für eine Buslinie aus Richtung Leutzsch zum Sportforum und weiterführend in Richtung Zoo / Nordvorstadt und Hauptbahnhof.

Darüber hinaus sehen wir Bedarf für eine tangentiale Streckenführung aus Richtung Leutzsch über Nordanlage, Goyastraße (Sportoberschule), Waldstraße, Marschnerstraße (Sportgymnasium) in Richtung Bachviertel, Musikviertel und westliche Südvorstadt (siehe Karte). Leipzig braucht eine deutliche Ausweitung der tangentialen Busverbindung, ergänzend zu den radialen Straßenbahnverbindungen.

Für diese neue Buslinie sind im Rahmenplan insbesondere die Haltestellen an der Nordanlage, Olympiastützpunkt, Sportoberschule/Robert-Koch-Platz, Jahnallee sowie die potentiellen Fußwege dorthin zu berücksichtigen.

Teilbereiche

Goyastraße (ohne Neubau Kanal Alte Elster)

Die im Rahmenplan anvisierte Entsiegelung des Kfz-Parkplatzes begrüßen wir. Eine Beibehaltung des monofunktionalen, versiegelten Kfz-Parkplatzes lehnen wir ab. Zwischen Elstermühlgraben und Robert-Koch-Platz ist ein hochwertiger, artenreicher Biotopverbund herzustellen. 

Robert-Koch-Platz (ohne Neubau Kanal Alte Elster)

Wir unterstützen die Aufwertung des Robert-Koch-Platzes. Wir empfehlen den Bereich als Parkanlage bis direkt an das Seniorenwohnheim zu erweitern und dafür den Bereich der Eitingonstraße einzuziehen und in den Park zu integrieren. Falls das abgelehnt wird, muss die Eitingonstraße zumindest als verkehrsberuhigter Bereich umgestaltet werden. Ein Komplettabriss der heute bereits gut genutzten Parkanlage, ist zu vermeiden. 

Stattdessen ist der Robert-Koch-Platz in Art und Gestalt nach Süden bis auf Höhe Christianstraße zu erweitern (Bereich Containerschule). Der Robert-Koch-Platz bildet damit einen würdigen Abschluss bzw. Auftakt der doppelten Baumallee entlang der Friedrich-Ebert-Straße. 

Stadionvorplatz (ohne Neubau Kanal Alte Elster)

Wir Ökolöwen empfehlen dringend, den Stadionvorplatz autofrei zu gestalten. Die bisher noch geplanten 180 Kfz-Stellplätze genau in der Mitte sowie im südlichen Teil stören den Platzcharakter erheblich, teilen den Platz und schränken die Nutzung ein. Zudem wird durch diesen Parkplatz, Kfz-Verkehr in das Wohnviertel und auf den Platz gezogen.

Fußgänger:innen sowie die Kinder der umliegenden Schulen werden unnötig gefährdet. Es entsteht ein vermeidbarer Bruch des Grünverbundes. Der nördliche Teil des Stadionvorplatzes ist für die Erweiterung des Robert-Koch-Platzes zu nutzen (siehe oben). 

Friedrich-Ebert-Straße (ohne Neubau Kanal Alte Elster)

Die doppelte Baumallee im Bereich der Friedrich-Ebert-Straße ist zwingend zu erhalten. Die Neuanlage eines Kanals (Alte Elster) hätte das Fällen der Allee zur Folge. Das lehnen wir Ökolöwen ab. Die Neuanlage eines Kanals würde darüber hinaus Probleme für das Wasserdargebot für die regelmäßige Flutung des nördlichen Auwaldes über die Nahle verursachen sowie die Renaturierung des Elsterbeckens behindern. Die knappen finanziellen Mittel der Stadt Leipzig im Bereich Wasserbau sind auf den Auenrettungsplan, die Renaturierung des Elsterbeckens und die Erfüllung der Wasserrahmenrichtlinie im Stadtgebiet zu konzentrieren. 

Wir Ökolöwen verfolgen das Ziel, dass alle Leipziger Kinder sicher und ohne Begleitung der Eltern von ihrer Wohnung zum nächsten Park bzw. Spielplatz gelangen können. Entlang der Friedrich-Ebert-Straße sind abgesicherte Fußgängerquerungen in Form von Zebrastreifen festzusetzen. Diese sind im Rahmenplan aufzuführen und nachrichtlich in den Fußverkehrsentwicklungsplan aufzunehmen. 

Bereich zwischen ehem. Schwimmstadion und Quarterbackarena (Arena I + II)

Die monofunktionalen, versiegelten Kfz-Parkplatzflächen sind mit gestapelten, nutzungsgemischten Gebäuden zu überbauen. Im Rahmenplan sind das Sportmuseum und ein Schulstandort angedacht. Dies unterstützen wir, mahnen aber auch hier mehr Nutzungsmischung an. Für die baurechtlich zwingend notwendigen Kfz-Stellplätze des Stadions wäre eine mehrstöckige Kfz-Parkpalette auf dem Parkplatz neben der Quarterbackarena (Arena I) hinnehmbar. Dafür sind die Kfz-Parkplätze auf dem Festwiesenvorplatz, an der Goyastraße und auf dem Stadionvorplatz zu streichen.

Jahnallee

Wir Ökolöwen unterstützen die Forderung u.a. des Fanverbandes von RB Leipzig, die Jahnallee nach Abpfiff der Heimspiele für den Kfz-Verkehr zu sperren, damit die Hauptfußgängerströme gesichert abfließen können und die Straßenbahnen den Abtransport staufrei gewährleisten können. 

Auch an „normalen“ Tagen stellt die Jahnallee eine gefährliche Barriere für die Erreichung des Sportforums dar. So fehlt bspw. eine abgesicherte Querung von der Quarterback Arena in die Coblenzer Straße. (Schulweg Sportschule). Auch das Thema Radverkehr (Hauptradroute) entlang der Jahnallee sowie notwendige Bus-Haltestellen ist im Plan noch nicht ausreichend gewürdigt. Gleiches gilt für die Querung der Jahnallee z.B. im Bereich Cottaweg in Richtung Palmengarten.  

Festwiesenvorplatz

Den Ansatz den Festwiesenvorplatz in seiner Aufenthaltsqualität aufzuwerten, unterstützen wir. Der Ansatz wird jedoch durch die Festsetzung von 180 Kfz-Stellplätzen im westlichen Teil der Plaza konterkariert. Der Kfz-Verkehr produziert an dieser Stelle Konflikte mit der Aufenthaltsfunktion sowie dem Rad- und Fußverkehr. Hier befindet sich der Hauptzielpunkt für die Rad- und Fußverkehrsströme. Die Kfz-Parkplätze sind zu streichen. Stattdessen ist an der Stelle des geplanten Parkplatzes der Grünverbund zu stärken, z.B. mittels einer Liegewiese. Die jetzt schon vorhanden robusten Grünstrukturen auf der Fläche sind dabei zu erhalten und zu erweitern.  

Die geplante Neuversiegelung für die Parkour- und Skateanlage auf der östlichen Seite des Festwiesenvorplatzes lehnen wir Ökolöwen ab. Es ist die Integration des Skateparks zu überprüfen. Ein Ansatz kann sein, den kompletten Festwiesenvorplatz für das Skaten zu öffnen, mit rollbaren Belägen zu versehen und die Platz-Möblierung im Sinne einer „skateable landscape“ auszuführen. Das würde die Möglichkeiten für das Skaten deutlich erhöhen (Leipzigs größter Street-Spot) und die heute noch unversiegelte Fläche auf der Ostseite könnte unversiegelt bleiben. Die aktuellen Pläne für den Festwiesenvorplatz sind dahingehend grundlegend zu überarbeiten. 

Festwiese

Der im Rahmenplan gefundene Kompromiss für die Festwiese ist annehmbar. Eine weitere Versiegelung ist zu unterbinden. Die Ost-West-Durchwegung unterstützen wir. Sie ist wesentliche Voraussetzung einer etwaigen Fuß-/Radverbindung zwischen Lindenau und Waldstraßenviertel. Es ist zu gewährleisten, dass diese öffentliche Durchwegung ganztägig über das gesamte Jahr hinweg gesichert ist. Konzerttage mit Bühnenbelegung bilden dabei eine hinnehmbare Ausnahme. 

Elsterbecken

Das Elsterbecken ist Teil des Europäischen Vogelschutzgebietes “Leipziger Auwald” (Natura 2000 / SPA) sowie des Landschaftsschutzgebietes “Leipziger Auwald” (LSG). Die Ufer des Elsterbeckens sind besonders geschützt. Dies gilt auf westlicher Seite bis zum Cottaweg und in Teilbereichen darüber hinaus. Auf der östlichen Seite liegen der Uferweg, die Tennisanlagen in der Nordanlage sowie der komplette Grünbestand bis zur Innenseite der Festwiese in den Schutzgebieten. Die im Rahmenplan angedachten umfänglichen Eingriffe in den Naturhaushalt dieser beiden Schutzgebiete sind nicht möglich und zu streichen! Der Rahmenplan hat sich nach den Setzungen der Schutzgebietsverordnungen zu richten. 

Die Planungshierarchie ist im Bereich des Elsterbeckens grundlegend vom Kopf auf die Füße zu stellen. Dies sei nachfolgend skizziert:

Das Elsterbecken von oben
Das Elsterbecken in Leipzig muss zu einer lebendigen Flusslandschaft werden © Ökolöwe e. V.

Durch den Freistaat Sachsen (gemeinsam mit der Stadt Leipzig), ist ein Auwaldrettungsplan zu erstellen. Teil dieses Auwaldrettungsplanes sind Maßnahmen zur Weiterentwicklung und Verbesserung des Naturhaushaltes innerhalb der Schutzgebiete im und am Elsterbecken.

Wir Ökolöwen wollen das Elsterbecken zum Leben erwecken. Es ist ein „natürlicher“ Flusslauf herzustellen, der Inseln und strukturierte Uferzonen herausbildet.

Der Stadtrat hat für die Renaturierung des Elsterbeckens eine Machbarkeitsstudie beauftragt, die im Verlauf des Jahres 2023 vorliegen muss. Daran ist ein Naturschutzgroßprojekt für die Renaturierung des Elsterbeckens anzuschließen. Dieses Großprojekt muss das vordergründige Ziel haben, einen günstigen Erhaltungszustand der bedrohten Arten sowie ausreichende Vielfalt, Ausstattung und Flächengröße ihrer Lebensräume wieder herzustellen und zu erhalten. Hilf mit und unterzeichne den Ökolöwen-Appell für die Renaturierung des Elsterbeckens!

Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes kann die behutsame Einordnung einer Fuß- / Radbrücke sowie von einigen wenigen Uferzugängen und Strandbereichen z.B. für Kanu-Wander:innen geprüft werden. Die Brücke ist aus Radverkehrssicht zu begrüßen, da damit eine wichtige Verbindung zwischen Lindenau und Waldstraßenviertel ermöglicht werden kann. Eine etwaige Brückenplanung sowie weitere Eingriffe in die Ufer haben sich an den Belangen des Naturschutzgroßprojekts und der damit verbundenen Modellierung des Fließgewässers zu orientieren – nicht andersherum!

Der vorliegende Rahmenplan für das Stadionumfeld hat sich nach den Schutzgebietsverordnungen zu richten, auf oben beschriebenen Prozess zu verweisen und die Ergebnisse daraus nachrichtlich aufzunehmen.

Cottaweg, Kleinmesse, RB-Trainingszentrum – Scharnier für den Biotopverbund zwischen nördlichem und südlichem Auwald

Im Bereich Cottaweg, Kleinmesse, RB-Trainingszentrum liegt das Scharnier für den Biotopverbund zwischen nördlichem und südlichem Auwald. Dies wird im Rahmenplan kaum bis gar nicht gewürdigt, obwohl das integrierte Stadtentwicklungskonzept (INSEK) dazu deutliche Aussagen macht. In diesem Bereich ist der Grünverbund zu stärken und Waldmehrung anzustreben, um die Lücken im Biotopverbund zu schließen.  

Wir Ökolöwen kritisieren daher den gewählten Standort des Neubaus der Geschäftsstelle von RB Leipzig. Dieser befindet sich genau in dem Bereich, an dem eine Waldmehrung hätte stattfinden können, um einen störungsarmen Wanderkorridor zu etablieren. Die Geschäftsstelle befindet sich bereits im Bau. Die Entscheidung wurde also vorweggenommen. 

Die Entscheidung im Rahmenplan, die Kleinmesse am Standort zu belassen, wird aufgrund der herausragenden stadtweiten Bedeutung der traditionellen Kleinmesse und der Alternativlosigkeit bzgl. des Standorts seitens des Ökolöwen akzeptiert. Sollte die Fläche perspektivisch nicht mehr von der Kleinmesse genutzt werden, ist der Platz zu entsiegeln und für den Biotopverbund nutzbar zu machen. Sollte an dem versiegelten Veranstaltungsstandort langfristig festgehalten werden, ist zum Ausgleich der Bereich des Motodroms weiter nördlich dem Auwald zurückzugeben. Wir möchten daran erinnern, dass dies bereits für den Bau des Trainingszentrums von RB Leipzig in Aussicht gestellt wurde. Wir erwarten seitens des Stadtrates und der Stadtverwaltung ein deutlich größeres Engagement für den Leipziger Auwald!   

Ökolöwen-Stellungnahme zum Entwurf des Rahmenplans für den öffentlichen Raum im Stadionumfeld Leipzig

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