OBM-Rundgang: Fußverkehr in Reudnitz
Bürgersprechstunde des Oberbürgermeisters: Fußverkehr in Reudnitz
Die Bürgersprechstunde des Oberbürgermeisters im September war allein dem Thema „Fußverkehr in Leipzig“ gewidmet und bildete den Auftakt der Europäischen Mobilitätswoche in Leipzig.
Auf der von uns Ökolöwen und dem Fuss e.V. organisierten Route durch Reudnitz haben wir gemeinsam mit Bürger:innen und Expert:innen aus Verwaltung, Politik und Verbänden an konkreten Beispielen die Situation für Fußgänger:innen in Leipzig aufgezeigt und direkt vor Ort besprochen. Welche Themen das waren und welche Zusagen OBM Burkhard Jung gegeben hat, erfährst Du in diesem Text.
Der Ostplatz
Unser rund zweistündiger Rundgang durch Reudnitz startete am Ostplatz. Der Ostplatz trägt zwar das Wort „Platz“ im Namen. Er ist aber eher eine unwirtliche Straßenkreuzung, als ein Stadtplatz. Die Wegebeziehungen funktionieren kaum, es fehlen Gelegenheiten zum Aufenthalt. Der Platz ist mit allerlei „Service-Einrichtungen“ zugestellt. Dem Platz fehlt die Anbindung an die Randbebauung. Rad- und Autoverkehr engen Fußgänger:innen ein.
Hier muss unbedingt was getan werden. Wir forderten, dass der Ostplatz in das Leipziger Stadtplatzprogramm 2030+ aufgenommen wird. Der Ostplatz muss ein echter Stadtplatz werden, mit viel Grün, einer hohen städtebaulichen Qualität, mehr autofreier Fläche und Aufenthaltsmöglichkeiten.
Auf unserem Rundgang versicherte Theresa Gnoyke, im Stadtplanungsamt verantwortlich für die Gestaltung des öffentlichen Raums, dass der Ostplatz mit hoher Priorität in das Stadtplatzprogramm aufgenommen ist. Für die Umgestaltung des Ostplatz wird 2025 die Bürger:innenbeteiligung erfolgen. Für 2026 ist der Teilumbau geplant.
Geschäftsstraße Prager Straße
Der Geschäftsbereich der Prager Straße auf Höhe Ostplatz hat sich in den letzten Jahren stabilisiert. Leerstand ist kein Thema mehr – im Gegenteil. Im Umfeld wird weiter gebaut, fast alle Häuser sind saniert. Es ziehen mehr Menschen in den Leipziger Osten. Vor vielen Jahren hatte man den Radverkehr an dieser Stelle auf den (damals wenig genutzten) Fußweg geleitet.
Hier ist mittlerweile kein Platz mehr, da sowohl Rad- als auch Fußverkehr gewachsen sind. In Hauptgeschäftsstraßen beträgt die Mindestbreite für Gehwege 5 Meter (EFA/RASt). Diese wird hier erheblich unterschritten. Es passt nur ein Fußgänger auf den schmalen Gehweg, für Geschäftsauslagen der Händler:innen ist überhaupt kein Platz. Fuß- und Radverkehr befinden sich im dauerhaften Konflikt.
Wir Ökolöwen schlagen gemeinsam mit dem Fuss e.V. vor, den kompletten Gehweg im Geschäftsbereich der Prager Straße als Gehweg auszuweisen. Dann ist Platz für alle Nutzungen, die in einer Geschäftsstraße gefragt sind. Für den Radverkehr muss ein breiter Radfahrstreifen auf der Straße angeboten werden. Dafür sind die Kfz-Spuren von zweien auf eine zu reduzieren.
Friedemann Goerl, Fußverkehrsverantwortlicher der Stadt Leipzig, sieht hier ebenfalls Handlungsbedarf. Das Verkehrsamt hat bereits Verkehrszählungen veranlasst. Die Kfz-Verkehrsstärke sei an der Stelle aber noch zu hoch. Das könne sich erst ändern, wenn die Ampeln auf der Prager Straße weiter stadtauswärts umgestellt werden und dann weniger Autos in den Bereich um den Ostplatz einfahren. Mit einer kurz- bis mittelfristigen Lösung des Problems ist hier nicht zu rechnen. Die Prioritäten der Stadt liegen in absehbarer Zeit in anderen Straßenabschnitten.
Stadtplatz Harnackplatz
Die Einmündung der Harnackstraße in die Johannisallee ist völlig überdimensioniert. Dadurch entstehen extrem lange Querungsstrecken für den Fußverkehr. Wir haben vor Ort eine Strecke von 35 Metern gemessen, die wir als Fußgänger:innen über die Straße zurücklegen müssen, um von einem Gehweg zum Nächsten zu kommen. Das ist viel zu lang!
Wir wollen, dass hier eine sogenannte Gehwegnase gebaut wird. Die kann so groß sein, dass sogar ein großer Baum mit Sitzbank und der Freisitz des benachbarten BengelBatz-Bar darauf Platz hat. So würde mit vergleichsweise wenig Aufwand ein richtig schöner Quartiersplatz entstehen.
Vor einem Umbau kann die „Gehwegnase“ erstmal markiert werden. Wir haben das auf dem Rundgang live demonstriert. Die Querungsstrecke über die Straße hat sich so mit einem Schlag von 35 auf 5 Meter reduziert.
Das BengelBatz kann jetzt eine neue Möglichkeit nutzen, für die wir Ökolöwen lange gekämpft haben. Gastronom:innen dürfen jetzt Freisitze am Straßenrand aufstellen. Die Kreuzung Harnackstraße war früher komplett zugeparkt. Jetzt gibt’s hier einen gut besuchten Freisitz.
Zebrastreifen in den Lene-Voigt Park
Um aus dem Wohngebiet sicher in den Lene-Voigt-Park zu kommen, wünschen sich die Teilnehmer:innen sichere Querungsmöglichkeiten über die Eilenburger Straße. Also haben wir Ökolöwen hier einen neuen Zebrastreifen ausgerollt.
Wir fordern, dass die Querungsstelle in Leipzigs Zebrastreifenprogramm aufgenommen wird, das wir Ökolöwen vor einigen Jahren angeregt hatten. OBM Jung sagt zu: „Hier kommt ein Zebrastreifen hin.“
Möglich wird das durch die neue Schule im Park. Die STVO ist sehr restriktiv, was das Anlegen von Fußgängerüberwegen betrifft. Auf Schulwegen kann die Stadt das hier in dem Fall machen.
Konflikt zwischen Fuß- und Radverkehr im Lene-Voigt-Park
Der Lene-Voigt-Park ist beliebt bei Fußgänger:innen. Zusätzlich ist es eine attraktive Verbindung für den Radverkehr zwischen Reudnitz und Anger-Crottendorf. Mit der steigenden Nutzung, steigen auch die Konflikte.
Wir schlagen vor, die benachbarte Reichpietschstraße sowie die Eilenburger Straße als Fahrradstraßen auszuweisen und mit gutem Belag zu versehen. Das Angebot kann einen gewissen Teil des Radverkehrs aus dem Park heraus, in die benachbarten Straßen verlagern.
Das Verkehrsamt wird den Teil der Reichpietschstraße vor der neuen Schule sanieren und als verkehrsberuhigten Bereich ausweisen. Bei der Ausweisung als Fahrradstraße hat die Eilenburger Straße Priorität.
Parkeingänge entlang der Reichpietschstraße
Der Lene-Voigt-Park ist beliebt bei Fußgänger:innen. Zusätzlich ist es eine attraktive Verbindung für den Radverkehr zwischen Reudnitz und Anger-Crottendorf. Mit der steigenden Nutzung, steigen auch die Konflikte.
Wir schlagen vor, die benachbarte Reichpietschstraße sowie die Eilenburger Straße als Fahrradstraßen auszuweisen und mit gutem Belag zu versehen. Das Angebot kann einen gewissen Teil des Radverkehrs aus dem Park heraus, in die benachbarten Straßen verlagern.
OBM Jung sagt zu, diese Parkeingänge zügig abzusichern. Das soll im Prinzip wie in der Aurelienstraße im Leipziger Westen oder am Rabet passieren. Hier hatte das Verkehrsamt nach unseren letzten Rundgängen schnell Abhilfe geschaffen, in dem es neue Markierungen und Fahrradbügel so clever installiert hat, dass die Parkeingänge ab sofort frei sind.
Zebrastreifen über den Täubchenweg und neue Bushaltestellen
Entlang des gesamten Täubchenweges wird von Anwohner:innen das Fehlen von Zebrastreifen bemängelt. Es gibt auf der ganzen Länge des Täubchenwegs hohen Querungsbedarf. Der wird weiter zunehmen. Die Situation ist nicht mehr tragbar!
Mit einem neuen Angebot der Leipziger Verkehrsbetriebe können nun zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Frau Brachmann und Herr Flache stellen die neue Buslinie 71 der LVB vor. Sie fährt als Quartierbus seit diesem Jahr auf dem Täubchenweg.
Doch dabei wird es nicht bleiben! Her Flache erklärt, dass die LVB ab 2026 aus dem Quartiersbus eine echte Buslinie machen, indem die Linie mit dem Bus 89 verschmolzen wird. Die 89 fährt dann von Connewitz in die Innenstadt und von da weiter über den Täubchenweg nach Anger-Crottendorf und wieder zurück.
Für 2026 baut die Stadt nun barrierefreie Bushaltestellen am Reudnitzer Park (Höhe Penny) und der Augustenstraße. Die Runde war sich einig: Die Haltestellen müssen mit einem Zebrastreifen kombiniert werden!
Zusätzlich prüft das Verkehrsamt einen Zebrastreifen vom Stephanieplatz (zw. Crusiusstraße und Breitkopfstraße) über den Täubchenweg. Die dafür notwendigen Verkehrszählungen sind schon veranlasst.
Dresdner Straße am Kaufland – neue Ortsmitte für Reudnitz
Wir Ökolöwen schlagen eine neue Gestaltung für die Dresdner Straße zwischen Kohlgartenstraße und Wurzner Straße vor. Der Abschnitt soll im Zuge des Umbaus der Dresdner Straße die neue Ortsmitte von Reudnitz werden – als ein großer, lebendiger und grüner Stadtplatz auf dem der Autoverkehr nicht mehr alles dominiert.
Grundsätzlich ist der Bereich wie dafür gemacht, Reudnitz neue Ortsmitte zu sein: Es gibt ein Kino, eine Sparkasse, einen großen Supermarkt, dazu viele kleine Geschäfte und Gastronomie, die gut an das ÖPNV-Netz angebunden sind.
Das Problem: Der Platz, der alles miteinander verbindet, bleibt bislang ungenutzt! Dem gesamten öffentlichen Raum fehlt die Aufenthaltsqualität und das Grün. Die Straße dazwischen wirkt für uns Fußgänger:innen wie ein tiefer Burggraben, der die Ortsmitte in zwei Teile teilt.
Vertreter:innen des Verkehrsamtes und der LVB sind dankbar für die Anregungen, denn genau jetzt beginnt die frühe Phase der Umbauplanungen für diesen Bereich. Jetzt können grundsätzliche Weichen gestellt werden. OBM Jung gibt dabei mit auf den Weg, Dinge hier in der Ortsmitte Reudnitz mit neuen Ansätzen anzugehen.
In der Diskussion wird schnell klar, dass hier keine klassische Haltestellenmittelinsel mit Sperrgittern gebaut werden wird. Das würde den „Burggraben“ noch verschlimmern. Stadt und LVB orientieren sich eher an den Gestaltungsprinzipien, wie sie an der Haltestelle Angerbrücke bereits erprobt sind – natürlich angepasst an die besonderen Anforderungen der Ortsmitte Reudnitz mit der meistgenutzten Haltestelle der LVB außerhalb des Innenstadtrings.
Fazit: Tolles Format, das wir Ökolöwen fortsetzen werden!
Der Rundgang mit dem Oberbürgermeister durch Reudnitz war sehr erfolgreich. Es gab eine sehr konstruktive Diskussion auf Augenhöhe. Anwohner:innen konnten auf wichtige Probleme vor Ort hinweisen und so konkrete Verbesserungen für uns Fußgänger:innen erreichen. Wir Ökolöwen wollen deshalb gemeinsam mit dem Fuss e. V. im kommenden Jahr einen weiteren Rundgang mit Leipzigs Oberbürgermeister organisieren.
Rundgang verpasst? Online-Beteiligung nutzen!
Bis zum 23. September 2024 hast du die Möglichkeit, dem Verkehrsamt konkrete Beiträge zu den Themen Lückenschluss, Gehwegsanierung, Zebrastreifen, Verkehrliches, Ampelschaltung und Aufwertung des öffentlichen Raums entlang unserer Route in Reudnitz mitzuteilen. Dafür kannst du diese Online-Karte nutzen: https://oberbuergermeister-spaziergang-beteiligung.leipzig.de
Vergangene Rundgänge mit dem Oberbürgermeister zum Thema Fußverkehr in Leipzig
Wir Ökolöwen haben bereits einige Rundgänge mit dem Oberbürgermeister auf den Weg gebracht und konnten damit viele große und kleine Verbesserungen für Fußgänger:innen in Leipzig anstoßen. Lies hier die Berichte zu den Rundgängen:
Appell für ein fußgängerfreundliches Leipzig
Mit unserem Appell „Fußgänger gehen vor“ fordern wir Leipzigs Stadtrat und die Verwaltung auf, Leipzig fußgängerfreundlicher zu gestalten.
Hilf uns diese Forderung umzusetzen und unterzeichne jetzt den Appell!
Wo bleiben Leipzigs Tempo 30 Strecken?
Die Linie 74 fährt jetzt bis nach Leutzsch
Das Jahrtausendfeld darf nicht zugebaut werden!
So versiegelt ist Leipzig
Ein Ring für alle
OBM-Rundgang: Fußverkehr in Reudnitz
Leipziger Superblocks
Erfolg: Merseburger Straße ist jetzt Fußgängerzone
Europäische Mobilitätswoche in Leipzig
Georg-Schumann-Straße wird umgebaut