So hilfst Du Tieren im Herbst und Winter

Ordnung ist das halbe Leben – Tiere überleben in der anderen Hälfte

Vielen juckt es im Herbst in den Fingern, den Garten oder Hof "winterfest" zu machen: Abgeblühtes abschneiden, Laub zusammenpusten und zum Wertstoffhof bringen, Gerümpelecken aufräumen. Tieren schadet dieser ausgeprägte Ordnungssinn. Wir verraten Dir, wie Du ihnen helfen kannst, bei Dir Unterschlupf und Nahrung zu finden.

Igel

Herbst: So hilfst Du den Tieren bei den Wintervorbereitungen

Im Herbst machen sich viele Tierarten bereit für den Winter. Sie sammeln Vorräte, fressen sich einen Winterspeck an und bauen sich wärmende Quartiere für ihren Winterschlaf oder ihre Winterruhe. Wir können die Tiere dabei mit drei Dingen unterstützen: Nahrung, natürlichen Baumaterialien und einer ruhigen, stressfreien Umgebung. Die Liste an Hilfsmaßnahmen für unsere Gartentiere ist deshalb vielmehr eine Not To Do-Liste:

  • Laub sollte nur von viel frequentierten Wegen und Rasenflächen geharkt und dann auch nicht entsorgt, sondern auf Beeten oder unter Gehölzen verteilt werden. Dort dient es als Schutz für überwinternde Pflanzen und als natürlicher Bodenverbesserer. Ansonsten gilt: Laub einfach liegen lassen! Igel nutzen die Blätter als wärmendes Baumaterial für ihr Winterquartier und viele Insekten und Bodenlebewesen suchen während des Winters unter der Laubschicht Schutz. Das bleibt wiederum Igeln, Amseln, Rotkehlchen und anderen Insekten- und Würmerfressern nicht verborgen, die sich besonders im Herbst über leicht zu findende Nahrung freuen.
  • An und in abgeblühten Pflanzenstängeln überwintern viele Insekten. Einige Wildbienenarten legen dort auch ihren Nachwuchs ab, der erst im warmen Frühjahr ausfliegt. Die Saaten der welken Blühschönheiten schmecken vielen überwinternden Vogelarten und schenken ihnen Energie. Abgeblühtes sollte deshalb unbedingt stehengelassen und erst im warmen Frühjahr zurückgeschnitten werden.
  • Große Aufräumaktionen im Garten, Hof und am Haus sollten im Spätherbst und Winter ausbleiben. Überall, wo Haufen, Nischen, Spalten und Stapel vorhanden sind, können sich Tiere ein Winterquartier einrichten oder bereits eingerichtet haben. Fledermäuse, Tagpfauenaugen, Zitronenfalter, Eidechsen oder Marienkäfer suchen an solchen Orten häufig Schutz und Wärme. Gestapeltes Feuerholz, Ast-, Ziegelstein- oder Laubhaufen, Spalten und Ritzen an Fassaden oder unbeheizte Dachböden sind beliebte Schlaf- oder Verweilplätze vieler Tiere.
Eichhörnchen
  • Motorsensen, Laubbläser und -sauger oder Rasenmähroboter sind eine große Gefahr für Tiere, die sich bodennah aufhalten. Mit bis zu 250 km/h werden Insekten, Spinnen und mitunter auch Mäuse oder junge Igel durch die Luft geschleudert und dabei verletzt oder getötet. Laubsauger saugen Insekten zusammen mit dem Laub ein und zerhäckseln sie. Auf diese Geräte, die gleichzeitig die Umwelt mit Schadstoffen belasten und die Lautstärke eines Presslufthammers haben, sollte konsequent verzichtet werden.
  • Im Herbst sind viele Tiere aktiv mit Wintervorbereitungen beschäftigt und dadurch häufiger im Garten oder Hof anzutreffen. Vor allem bei Igeln kommt oft die Sorge auf, ob sie zu dieser Jahreszeit noch unterwegs oder besser schon im Winterschlaf sein sollten oder ob sie genug Gewicht auf die Waage bringen, um es über den Winter zu schaffen. Viele Igel werden in menschliche Obhut genommen, obwohl sie gesund und ausreichend entwickelt sind. Das ist nicht nur unnötig, sondern auch gefährlich für die Tiere. Einen Igel über den Winter zu bringen, kostet viel Zeit und Geld und setzt voraus, dass man die Bedürfnisse der Tiere kennt und über Monate hinweg artgerecht erfüllen kann. Nur Igel, die verletzt oder krank sind, die Ende Oktober weniger als 500 Gramm wiegen oder Igel, die im Winter bei andauerndem Frost unterwegs sind, brauchen Unterstützung. Wie Du in diesen Fällen am besten vorgehst, erfährst Du hier.
  • Bis die ersten Fröste kommen, können Gehölze und Stauden gepflanzt sowie Frühblüher gesteckt werden. Der Herbst ist ein idealer Pflanzzeitpunkt. Häufiger Regen unterstützt das Anwachsen und es kommt kein Hitzestress in dieser für Pflanzen sensiblen Phase auf. Heimische Sträucher, wie der Holunder, die Kornelkische, der Weißdorn, die Felsenbirne oder der Faulbaum sind wichtige Insekten- und Vogelnährgehölze und sollten Deine erste Wahl sein, wenn Du Tiere in Deinen Garten oder Hinterhof einladen möchtest.

Welche Tiere verbringen überhaupt die kalten Jahreszeiten in unseren Gärten und Höfen?

Kohlmeise

In den Winterschlaf gehen viele unserer Tiere. Dazu gehören zum Beispiel Igel, Fledermäuse, Haselmäuse und Siebenschläfer. Anders als das Wort Winterschlaf vermuten lässt, schlafen die Tiere nicht. Um Energie zu sparen und so die nahrungsarmen, kalten Monate des Jahres zu überleben, werden alle lebenserhaltenden Körperfunktionen und die Körpertemperatur auf ein Minimum herabgesetzt. Im Monate andauernden Winterschlaf schlägt das Herz eines Igels beispielsweise nur zwei bis zwölf Mal in der Minute, statt der 200 Schläge, die ein Igelherz im aktiven Zustand je Minute schlägt. Igel atmen statt 40 bis 50 Mal nur noch ein bis zwei Mal pro Minute. Auf äußere mechanische Reize können die Tiere während des Winterschlafes nicht oder nur stark verzögert reagieren. Werden sie wach, bedeutet das einen hohen Energieverlust, weshalb ein durchgängig gut geschützter Platz sehr wichtig für Winterschläfer ist.

Eine Winterruhe halten zum Beispiel Waschbären, Eichhörnchen oder Dachse. Anders als beim Winterschlaf wird die Körpertemperatur während der Winterruhe nicht reduziert. Dafür werden andere Stoffwechselfunktionen deutlich heruntergefahren. Um ihre Körpertemperatur gut halten zu können, haben alle Winterruhe-Arten eine Gemeinsamkeit: einen plüschig warmen Pelz. Anders als beim Winterschlaf werden Tiere, die in Winterruhe gehen, einige Male wach. Sie nehmen dann Nahrung zu sich, urinieren und koten, bevor die nächste Ruhephase beginnt.

In eine Winterstarre fallen viele wechselwarme Tiere: Amphibien, Reptilien und Insekten. Ihre Körpertemperatur entspricht der Umgebungstemperatur. Um bei anhaltenden Temperaturen unter dem Nullpunkt nicht zu erfrieren, sind Molche, Kröten, Echsen, Schlangen, Frösche, Fische und viele Insekten daher auf frostsichere Überwinterungsquartiere angewiesen. Manche der wechselwarmen Tiere, Marienkäfer zum Beispiel, haben einen eigene Strategie entwickelt, um bei leichten Minusgraden nicht zu erfrieren. Ihr Körper produziert Glycerin, ein körpereigenes "Frostschutzmittel", das den Gefrierpunkt von Wasser senkt.

Es gibt auch einige Tierarten, die den Winter über aktiv sind: Füchse, Hasen und viele heimische Vögel zum Beispiel. Ungefähr die Hälfte der heimischen Vogelarten fliegt nicht in wärmere Gegenden, sondern überwintert hier. Zu diesen so genannten Standvögeln gehören Amseln, Meisen oder Rotkehlchen.

So unterstützt Du Igel, Fledermaus und Rotkehlchen im Winter

Kohlmeise

Zurück