Lärmkartierung und Lärmwirkung

Lärm hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Gesundheit, sondern auch auf unser städtisches Leben. Informiere Dich hier über Lärmkartierung in Leipzig und die Wirkung von Lärm.

Lärmkarte Leipzig 2009

Die Stadt Leipzig ist verpflichtet Lärmkarten zu erstellen und in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, in denen die Lärmbelastung in leicht verständlicher Weise dargestellt ist. Jeder sollte ohne größere Probleme ablesen können, wie laut es vor seiner Haustür ist. Im zweiten Schritt sind Lärmaktionspläne für das kartierte Gebiet zu erstellen, mit deren Hilfe die aufgezeigte Belastung gesenkt werden soll.

Welcher Lärm wird in Leipzig erfasst?

In den Lärmkarten müssen Straßenlärm, Schienenlärm, Fluglärm sowie Industrie- und Gewerbelärm getrennt voneinander dargestellt werden. Viele Bürgerinnen und Bürger sind von mehreren Lärmquellen gleichzeitig betroffen. Die Stadt Leipzig hat daher, neben einer differenzierten Darstellung sämtlicher relevanter Lärmquellen, auch eine Kartierung der Gesamtlärmbelastung vorgenommen.

Wie wird der Lärm gemessen?

Der Lärm wird aufgrund des immensen Aufwands nicht gemessen. Er wird berechnet! Das geschieht für ein Punktraster mit einem Abstand von 10 Metern. Berechnet wird wie viel Lärm z.B. an den Fassaden der Häuser ankommt. Für die Berechnung müssen folgende Parameter herangezogen werden:

  • Kfz-Verkehr: Verkehrsdichte, LKW-Anteil, zulässige Geschwindigkeit, Art des Straßenbelages, Gattung der Straße, Gefälle, Schallreflexion, Abstand von der Lärmquelle, Abschirmung
  • Eisen- u. Straßenbahn: Fahrzeugarten, Bremsbauarten, Zuglängen und -zahlen, Geschwindigkeiten, Fahrbahnarten, Brücken, Bahnübergänge, Gleisbögen (Kurven), Schallreflexion, Abstand von der Lärmquelle, Abschirmung
  • Flugzeuge: Flughöhe, Flugstrecke, Flugzeugdichte, standardisierte Flugzeugklassen
  • Industrie/Gewerbe: Lage und Höhe der Schallquellen, Mittlerer Schallleistungspegel, Einwirkzeit, Reflexion, Abschirmung

Wie nah die Berechnung des Lärms an die Realität herankommt, hängt also stark von der Qualität der Daten ab. So sagt z.B. der Parameter "Art des Straßenbelags" noch lange nichts über den Zustand der Straßen aus. Durch Schlaglöcher wird der Lärmpegel jedoch nach oben getrieben. Gleiches gilt bei der Berechnung des Lärms der Straßenbahn. Regelmäßig geschliffene Gleise sind leiser. In den Leipziger Lärmkarten ist zudem nicht abgebildet, ob auf einer Strecke alte Tatra-Wagen durch leisere Niederflurwagen ersetzt wurden.

Neben den genannten Parametern spielt der Faktor Zeit eine wesentliche Rolle. Es werden die sogenannten Lärmindizes Lden (Day, Evening, Night) und Lnight berechnet. Lden kennzeichnet die Lärmbelastung über 24 Stunden eines Tages. Lnight bildet die Lärmbelastung in den Nachtstunden zwischen 22:00 und 6:00 Uhr ab. Es handelt sich dabei um Mittelungspegel, die Schwankungen im Tages-, Wochen- und Jahresverlauf nivellieren. Eine gleichmäßig laute Straße kann sich deshalb auf den Lärmkarten in derselben Kategorie wiederfinden, wie eine eher ruhige Straße, durch die nur zweimal in der Stunde ein großer Autotransporter scheppert. 

Welches Gebiet wird betrachtet?

Lärmkarte Leipzig 2012

Laut Umgebungslärmrichtlinie muss der Lärm für Ballungsräume ab 250.000 Einwohner kartiert werden. Für die Grenze des Ballungsraums ist die Bevölkerungsdichte maßgeblich. Das Gebiet muss also so gewählt werden, dass „der Mitgliedsstaat den Teil als Gebiet mit städtischem Charakter betrachtet“. Bei der Überführung in deutsches Recht wurde daraus ein „Gebiet [...] mit einer Bevölkerungsdichte von mehr als 1.000 Einwohnern pro Quadratkilometer“. In Leipzig wurde das gesamte Stadtgebiet kartiert. Die Nachbarkommunen im Ballungsraum nehmen eine eigene Kartierung vor.

Wo finde ich die Leipziger Lärmkarten?

In Leipzig ist das Amt für Umweltschutz für die Lärmkartierung verantwortlich. Das Amt hat die verschiedenen Lärmkarten für den Ballungsraum online veröffentlicht.

Als zusätzlichen Service bietet die Stadt Leipzig sogar eine Lärmkarte im Online-Stadtplan an. Dort kannst Du die Lärmbelastung adressgenau nachvollziehen und zwischen verschiedenen Lärmarten auswählen. Die Lärmkarten für den Eisenbahnverkehr werden vom Eisenbahnbundesamt erstellt. Der Kartenservice des Eisenbahnbundesamtes bietet auch eine Satellitenansicht, auf der Du dein Wohnhaus einfach erkennen kannst.

Lärmwirkung

Lärm wirkt sich auf die Attraktivität unserer Städte aus. Niemand wohnt gern wo es laut ist. Manchmal kann man es sich aber nicht aussuchen. Für günstigere Wohnkosten werden mitunter Kompromisse geschlossen, die zwar dem Portemonnaie gut tun, nicht aber dem Menschen.

Lärm und Stadt
Lärmende Straße zwischen Häuserfronten
Bildquelle: Erich Westendarp, pixelio.de

In Städten mit entspannten Wohnungsmärkten bleiben ganze Straßenzüge verwaist, da es keinen finanziellen Druck gibt, sich lauten Hauptstraßen oder Flugschneisen auszusetzen. Dies hat allerdings fatale Folgen auf die Einnahmen der Eigentümerinnen und Eigentümer sowie auf deren Investitionsmöglichkeiten. Wenn sich der Gebäudezustand extrem verschlechtert, kann es bis zum Abbruch kommen, der das Lärmproblem nur noch weiter verstärkt, weil selbst Häuser in der zweiten Reihe diesem plötzlich ausgesetzt sind.

Treten solche gravierenden Änderungen ein, ist es oft nur noch eine Frage der Zeit, bis das Image solcher Verkehrsadern nur noch auf diesen Faktor reduziert wird. Eine gut funktionierende Stadt bietet ihren Bewohnerinnen und Bewohnern überall gute und gesunde Wohnmöglichkeiten, weshalb Hauptstraßen eine besondere Herausforderung darstellen. Hier zeigt sich besonders, ob die jeweilige Stadt wirtschaftlich gut funktioniert und sozial gut gemischt ist. Ziehen kaufkräftigere Bewohnerinnen und Bewohner in bessere Lagen, wirkt sich das negativ auf den Ladenbesatz und auf die sozialen Milieus aus. Nicht vergessen werden darf die städtebauliche Bedeutung von historischen Wohn- und Geschäftshäusern. Zu ihrer Erbauungszeit waren gerade sie die beste und teuerste Adresse an breiten, repräsentativen, aber wesentlich ruhigeren Straßen. Somit schlummern mancherorts noch wahre Schätze.

In Städten mit geringerem Leerstand sind laute Gegenden zwar belebter, Lärm kann sich aber auch hier städtebaulich negativ auswirken. Ob Alt- oder Neubauten: Wo Gebäude auf laute Straßen treffen, ist es um repräsentative Architektur oft nicht gut bestellt. Gezeigt wird nicht mehr das Gesicht des Gebäudes, sondern häufig lärmgeschützte Fronten bis hin zu kompletter Rückseitenwirkung. Moderne Technik und Gestaltung verändern die Wirkung einer Straße insgesamt. Wo sich der Mensch nicht gern aufhält, hat er auch keine Freude mehr an guter Stadtgestaltung. Neben Verkehr als am meisten genannten Lärmfaktor empfinden viele Menschen jedoch auch Industrie-, Freizeit- und Nachbarschaftslärm als störend. Die Balance zwischen den Vorzügen des Stadtlebens und den damit verbundenen Auswirkungen stellt die Stadtplanung immer wieder vor neue Aufgaben.

Lärm und Gesundheit
Ohrstöpsel schützen Ohren vor Lärm
Bildquelle: Andreas Morlok, pixelio.de

Ausschlaggebend für die gesundheitlichen Folgen von Lärm sind die Häufigkeit und die Dauer der Lärmeinwirkung, die Zusammensetzung der Frequenz und der Schallpegel. Unser Gehör kann durch Dauerschall sowie durch kurzzeitige hohe Schallspitzen bleibende Schäden erleiden. Möglich sind vorübergehende oder dauerhafte Ohrgeräusche (Tinnitus), aber auch Beeinträchtigungen des Hörvermögens bis hin zur Schwerhörigkeit. Ein lärmbedingter Hörschaden ist nicht heilbar.

Lärm bedeutet Stress

Schall oder Lärm schädigt nicht nur das Gehör. Indem er körperliche Stress-Reaktionen auslöst, wirkt Lärm auf den gesamten Organismus. Körperliche Reaktionen wie Konzentrations- oder Schlafstörungen sind bereits bei geringen Lärmpegeln messbar. Dauerbelastungen über etwa 65 dB(A) können zu einem erhöhten Gesundheitsrisiko führen, wie Ergebnisse verschiedener wissenschaftlicher Studien nahe legen. Nachgewiesen wurden Änderungen in Stoffwechsel, Hormonhaushalt und Gehirnstromaktivität, aber auch eine verminderte Schlafqualität und Stress-Symptome.
Als psychosozialer Stress-Faktor beeinträchtigt Lärm also Lebensqualität und subjektives Wohlempfinden, sowie die Gesundheit im engeren Sinn. Der erzeugte Stress aktiviert das Herz-Kreislauf-System, verändert den Blutdruck, erhöht die Pulsfrequenz und sorgt für eine Anspannung der Muskeln sowie eine Beschleunigung der Atmung. Begleitet werden diese Reaktionen durch eine vermehrte Ausschüttung von Stress-Hormonen, die ihrerseits in Stoffwechselvorgänge des Körpers eingreifen. Die Kreislauf- und Stoffwechselregulierung wird weitgehend unbewusst über das vegetative Nervensystem gesteuert. Die körperlichen Reaktionen auf Lärm laufen deshalb auch im Schlaf ab – und das auch bei Menschen, die sich scheinbar an Lärm gewöhnt haben.

Zu den möglichen Langzeitfolgen chronischer Lärmbelastung gehören neben Gehörschäden auch Veränderungen von Risikofaktoren (z.B. Blutfette, Blutzucker, Gerinnungsfaktoren), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. arteriosklerotische Veränderungen, „Arterienverkalkung”), Bluthochdruck und bestimmte Herzkrankheiten einschließlich Herzinfarkt.

Lärm und Kosten
Geldscheine und Münzen
Bildquelle: Andreas Hermsdorf, pixelio.de

Lärm ist teuer. Er ist Folge unseres Lebensstils, den wir uns in vielen Bereichen gern etwas kosten lassen. Allerdings verursacht Lärm direkt und indirekt Probleme, die wir wiederum nur mit zusätzlichen Kosten bewältigen. Nach einer Untersuchung der Technischen Universität Dresden betragen die lärmverursachten Kosten aller Verkehrsträger in Sachsen ca. 500 Mio. Euro pro Jahr. Kostenfaktoren sind Produktionsausfälle durch Krankheit, Arztkosten, Lärmschutzmaßnahmen und die Wertminderung von Gebäuden und Grundstücken. Dort wo privates Engagement versagt oder eine wirtschaftliche Verwertung nicht mehr gegeben ist, bleiben Folgekosten oft an den Kommunen und damit an der Gesellschaft hängen. Dies betrifft ebenso steigende Gesundheitskosten, die letztlich durch die Allgemeinheit getragen werden.

Lärm ist somit ein gesamtgesellschaftliches Problem. Die Folgekosten tragen nur zu einem geringen Teil die Verursacher. Letztlich lassen sich lärmverursachte Kosten jedoch nicht vermeiden. Sowohl die Beseitigung von Lärmschäden als auch die Bekämpfung des Lärms an seiner Quelle müssen finanziert werden. Als kostensenkend können sich stadt- und raumplanerische Entscheidungen erweisen, die das Thema Lärm bewusst und von vornherein in ihre Überlegungen einbeziehen. Schließlich birgt jede Investition, Baumaßnahme oder Wirtschaftsansiedlung neue Lärmpotenziale und Konflikte.

Lärmsituation in Leipzig

Lärmkartierung und Lärmwirkung

Lärmaktionsplanung und Lärmschutzmaßnahmen

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Lärm-ABC und Lärm-Links

Das Handbuch - Lärmminderung für Kommunen leichtgemacht