Einzigartig: Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling
Einzigartig: Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling
Sein Leben könnt nicht aufregender sein. Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling lässt sich von seinen Feinden schützen. Das reicht aber allein nicht aus, um zu überleben.
Der unscheinbare Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling [Phengaris nausithous] führt ein außergewöhnliches Leben: er bringt seine Feinde dazu, ihn zu adoptieren und zu beschützen, entwickelt sich kurzzeitig zum Carnivoren und muss dann um sein Leben fliehen, ehe er sich als Schmetterling überhaupt entfalten kann. Doch seine Spezialisierungen drohen ihm zum Verhängnis zu werden.
Vom Ei bis zum Imago: Das aufregende Leben des Ameisenbläulings
Fast das ganze Leben des Ameisenbläulings spielt sich auf dem Großen Wiesenknopf [Sanguisorba officinalis] ab. Von dieser Pflanze ernährt er sich. Er schläft, balzt und paart sich auf ihr. So legt der Falter auch seine Eier auf dem Großen Wiesenknopf ab. Nachdem aus einem Ei eine Raupe geschlüpft ist, ernährt sich diese einige Wochen von den Blüten, lässt sich anmutend auf den Boden fallen und wartet - auf ihre Todfeinde.
Gewöhnlich wird eine wehrlose Raupe von Ameisen gefressen. Aber die Raupe des Bläulings wird von den Roten Knotenameisen adoptiert und das nicht nur, weil sie die Körperform einer Ameisenlarve perfekt imitieren kann. Ihr Geruch ähnelt dem der Ameisenbrut so sehr, dass die Roten Knotenameisen die Raupe in ihre Kolonie bringen. Hier wird die Raupe parasitär und ernährt sich von der Ameisenbrut. Noch im Ameisenbau verpuppt sich die Raupe und schlüpft im darauffolgenden Frühling als Schmetterling.
Die Ameisen beginnen den frisch geschlüpften Bläuling sofort zu attackieren, denn sein schützender Geruch ist vergangen. Der Falter muss jetzt schnell aus der Ameisenkolonie fliehen. Schafft er es, entfaltet der Imago seine Flügel und fliegt zum Großen Wiesenknopf, um sich dort zu paaren und die nächste Generation in dieses aufregende Leben zu entlassen.
Ohne Wiesenknopf und ohne Ameisen kein Schmetterling
Der Bläuling verbringt in der Regel sein gesamtes Leben auf mageren Wiesen, wo der Große Wiesenknopf wächst und die Roten Knotenameisen leben. Doch dieser Lebensraum geht verloren: Wiesen werden gedüngt, gemäht und intensiv beweidet. Dadurch ist der Große Wiesenknopf gefährdet und wird durch konkurrenzstärkere Pflanzen verdrängt. Bodenverdichtung durch schwere Maschinen macht die Wiesen außerdem auch für die Roten Knotenameise unbewohnbar. Durch seine Spezialisierungen wird dies dem Wiesenknopf-Ameisenbläuling zum Verhängnis. Um sein Überleben zu sichern, wurde der Falter auf europäischer Ebene in die Liste der gefährdeten FFH-Arten aufgenommen. In Deutschland ist er zudem durch das Bundesnaturschutzgesetzt streng geschützt. Durch die extremen Abhängigkeiten des Wiesenknopf-Ameisenbläulings ist darüber hinaus sein gesamter Lebensraum besonders geschützt.
Lebensraum exklusiv schützen
Auch hier in Leipzig kommt dieser einzigartige Schmetterling vor. Entlang des Pleißeflutbetts und auf der Pferderennbahn gibt es noch besonders geschützte Habitate, die der Ameisenbläuling für sein Überleben braucht. Allerdings sind diese teilweise im schlechten Zustand. Diese Habitate sind aber nicht nur für den Bläuling überlebenswichtig, sondern auch viele andere Arten.
Deshalb brauchen genau solche Biotope exklusiven Schutz und naturschutzbedingte Pflegemaßnahmen. Gerade in der Zeit des Artensterbens muss die Naturschutzbehörde Leipzig zügig dafür sorgen, dass diese besonderen Habitate wieder in einen guten Zustand entwickelt werden. Damit die Naturschutzbehörde die Pflege von Biotopen auch rechtlich durchsetzen kann, fordern wir Ökolöwen den sächsischen Umweltminister auf, den § 14, der die Pflicht der Biotoppflege im Sächsischen Naturschutzgesetz sicherstellte, wieder einzuführen.
Was Du für den Schmetterling tun kannst
Um die letzten Rückzugsräume für den Bläuling zu verbinden, sind sogenannte Trittsteinbiotope wichtig. Auch Du kannst solch einen Trittstein schaffen und gleichzeitig noch anderen Schmetterlingen Nahrung bieten. Der Große Wiesenknopf kann in Gärten und Hinterhöfen wachsen. Mit dem richtigen Mahdzeitpunkt ab Oktober und ausreichender Bewässerung leistest du so einen wichtigen Beitrag für die Artenvielfalt. Die Rote Knotenameise kommt dann meist von selbst, oder bewohnt deinen Garten oder Hinterhof schon.
Um die Bestandsentwicklung der seltenen Arten mit zu monitoren, kannst Du außerdem jede Sichtung des Bläulings oder des Großen Wiesenknopfes an das Sächsische Landesamt für Umwelt hier melden. Von Ende Juni/Anfang Juli bis Mitte/Ende August kannst du den Wiesenknopf-Ameisenbläuling fliegen sehen.
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