Grün in Gefahr: "Parkplatzstadt" Dösen

Grün in Gefahr: "Parkplatzstadt" Dösen

Grüne Bauprojekte in Leipzig? Fehlanzeige! In Dösen sollen 500 Bäume für Parkplätze und Villen gerodet werden – Biotope werden zerstört. Wir fordern Mehr Grün für Leipzig!

Gelände des Parkkrankenhaus Dösen vor der Bebauung

Ein Blick auf unsere Stellungnahmen-Arbeit zeigt, dass bei Bauprojekten Natur- und Artenschutz immer wieder hintenangestellt werden. Eine Großstadt wie Leipzig kann es sich nicht leisten, die Klimakrise und das Artensterben durch konventionelles Bauen und das Versiegeln von Grünflächen noch zu beschleunigen. Wir Ökolöwen und schon über 17.500 LeipzigerInnen fordern Mehr Grün für Leipzig!

Baumfällungen Parkstadt Dösen
Parkstadt Dösen: Plan der Baumfällungen (rot) Quelle: seecon Ingenieur GmbH

Das im Süden Leipzigs gelegene historische Parkkrankenhaus Dösen soll zum Wohnquartier umgebaut werden. Neben den angrenzenden Plattenbauten entsteht eine „Parkplatzstadt“ – ein Quartier mit Stadtvillen und 750 Parkplätzen. Und das, obwohl mit Fortschreibung der Stellplatzsatzung der Stadt Leipzig 430 Stellplätze ausreichen würden. Wir Ökolöwen haben zu dem Bauvorhaben als anerkannter Naturschutzverein fachlich Stellung bezogen.

500 Bäume müssen für Villen und Parkplätze weichen

Für das Bauprojekt sollen 500 Bäume gerodet werden – viele davon sind gesetzlich geschützte Biotopbäume. Zahlreiche Sträucher und Hecken werden auch abgeholzt. Verstöße gegen § 44 BNatSchG sind hier nicht auszuschließen, da Lebensräume von schützenswerten Arten wie Fledermäusen und Vögeln zerstört werden.

Darüber hinaus wird die zugrundeliegende Leipziger Baumschutzsatzung missachtet. Der vorgesehene Ersatz durch 280 Neupflanzungen ist viel zu gering und gleicht den Verlust des alten Baumbestandes nicht aus. Die Baumschutzsatzung sieht hierbei circa das Dreifache an Neupflanzungen vor!

Natur- und Artenschutz - in Dösen Fehlanzeige!

Außerdem wird eine Streuobstwiese, die nach § 21 SächsNatSchG geschützt ist, zerstört. Ökologisch wertvolle Wiesen werden in artenarme Rasenflächen umgewandelt, obwohl es genau diese zu fördern gilt. Als Mitglied im Bündnis Kommune für biologische Vielfalt sind die Stadt Leipzig wie auch alle Investoren und Bauherren verpflichtet, die Vorschriften zur Förderung der biologischen Vielfalt umzusetzen - auch in Dösen!

Der Landschaftsplan Leipzig als übergeordnetes Planungsinstrument weist für das Baugebiet das Ziel aus, Lebensräume anzureichern und zu entwickeln. Hier muss also Natur- und Artenschutz Priorität haben. Trotzdem: Die geplanten Ersatzmaßnahmen für das Bauprojekt in Dösen sind völlig unzureichend und folgen hauptsächlich gestalterischen Gesichtspunkten. Hier wird ein massiver Verlust an Lebensräumen, Zerstörung von geschützten Biotopen und Verringerung der Artenvielfalt forciert. Das muss endlich aufhören - wir fordern Mehr Grün für Leipzig!

+++ UPDATE Oktober 2019: Treffen mit Investor +++

Damit in Dösen die Naturschutzgesetze eingehalten und Grüne Standards angewandt werden, haben wir uns vereinsübergreifend mit einem Brief an den Investor gewandt und einen konstruktiven Austausch gefordert. Bei diesem Termin mit der Instone GmbH haben wir Planungsfehler aufgedeckt und unsere Forderungen klar gemacht:

  • Baumfällungen müssen deutlich reduziert und die Leipziger Baumschutzsatzung einhalten werden.
  • Für mehr Grün und Baumerhalt müssen Parkplätze reduziert und die neue Leipziger Stellplatzsatzung angewendet werden.
  • Ein Artenschutzkonzept nach dem Prinzip des Animal-Aided-Design für den Schutz seltener Tierarten muss erarbeitet werden.
  • Wertvolle Biotope müssen erhalten bleiben.
  • Gefällte Bäume und zugebaute Wiesen sind angemessen auszugleichen.

+++ UPDATE Mai 2020: Leipziger Stadtrat stimmt für Mehr Grün in Dösen +++

Wir Ökolöwen haben das Bauvorhaben "Parkplatzstadt Dösen" auf die politische Agenda gebracht. Die Fraktion Die Linke hat unsere Forderungen für die Parkstadt Dösen in einen Antrag aufgenommen. Durch dessen Beschluss am 20. Mai in der Ratsversammlung müssen die Pläne angepasst und verbessert werden, das konnten wir Ökolöwen erreichen. Aber dennoch ist und bleibt Dösen eines der Beispiele, wie ein Naturparadies am Stadtrand für Stadtvillen zugebaut wird.

+++ UPDATE Juni 2021: Die Chance wurde verpasst +++

Über ein Jahr Zeit hatten die Verantwortlichen, um die Pläne in Sachen Natur- und Umweltschutz anzupassen. Die Chance für eine wirkliche Verbesserung der Pläne wurde seitens des Investors und der Stadtverwaltung aber nicht genutzt. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat mit einem Änderungsantrag noch einen Versuch gestartet, um die Stellplatzzahl zu reduzieren und so mehr Bäume zu erhalten.

Das grundhafte Problem aber bleibt. Wir Ökolöwen haben für mehr Nachhaltigkeit gekämpft, dennoch sollen in Dösen fast 500 teils uralte Bäume gefällt werden. An deren Stelle sollen über 600 Stellplätze mit einem fast 240 Meter langen Parkhaus treten.

In dieser vorliegenden Form können wir die Pläne nicht mittragen. Wir haben versucht alles für wirklichen Natur- und Umweltschutz in der Parkstadt Dösen herauszuholen. In diesem Fall mussten wir aber leider eine Niederlage einstecken.

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