Ein zweiter City-Tunnel für Leipzig?
Ein zweiter City-Tunnel für Leipzig?
Leipzigs City-Tunnel und das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz sind Erfolgsgeschichten. Heute kommt man mit der S-Bahn ohne langwierige Parkplatzsuche bis in die Leipziger Innenstadt. Aber ist ein zweiter City-Tunnel der richtige Ansatz für Leipzigs Mobilität von morgen?
Es wurde viel Geld in Leipzig Nahverkehrsnetz investiert, sodass viele schnelle und attraktive Zugverbindungen entstanden sind. Auch wenn der City-Tunnel mit Baukosten von 960 Mio. Euro doppelt so teuer wurde wie geplant, so würde heute niemand den hohen Nutzen und die positiven Effekte für Leipzig und die Region in Frage stellen. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass ein zweiter City-Tunnel automatisch auch ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis haben wird. Es ist davon auszugehen, dass allein aufgrund der Länge des Tunnels, die Baukosten um ein Vielfaches höher liegen würden.
Bis ein etwaiger zweiter Tunnel seine Effekte entfalten könnte, würde es noch Jahrzehnte dauern. Leipzig muss aber in den nächsten 10 Jahren ein deutliches Wachstum auf die Schiene bekommen. Deshalb braucht es auch Maßnahmen, die kurz- und mittelfristig wirken.
Kapazitäten des ersten City-Tunnels sind noch längst nicht ausgeschöpft
Weitere Haltepunkte für die S-Bahn ausbauen und Takte verdichten!
So fehlen weitere Haltepunkte in Marienbrunn, an der Berliner Straße, an der Essener Straße und am Porsche Werk. Diese sind genauso überfällig wie der 15-Minuten-Takt der S1 zur Miltitzer-Allee, eine bessere Anbindung nach Markranstädt und weiter in Richtung Merseburg, Weißenfels sowie auf der Strecke Grimma und Döbeln. Auch die Strecke in Richtung Zeitz und Gera muss nach 2020 einen attraktiven S-Bahn Anschluss erhalten. In Richtung Osten verenden aktuell zwei S-Bahn-Linien in Leipzig Stötteritz und damit mitten in der Stadt. Diese müssen künftig weiter in die Region, zumindest aber bis Leipzig Paunsdorf fahren, um mehr Pendlerverkehr aufnehmen zu können.
Damit die neuen Linien und Züge auch durch den Tunnel fahren können muss der Durchlauf im eigentlichen Tunnel erhöht werden. Hier braucht es eine Umstellung auf das ETCS (European Train Control System). Somit wäre man nicht mehr an den 5-Minuten-Takt gebunden, sondern könnte auch alle 90 Sekunden einen Zug durch den Tunnel fahren lassen.
Kein Geld für die zweite Ausbaustufe
Viele dieser sogenannten netzergänzenden Maßnahmen fielen aufgrund der immer weiter steigenden Kosten in der ersten Bauphase dem Rotstift zum Opfer. Deshalb muss die zweite Ausbaustufe des City-Tunnels jetzt zügig angegangen werden, damit das Netz sein prognostiziertes Fahrgastpotenzial überhaupt erreichen kann. Für die vielen Maßnahmen benötigt es dringend ausreichend Planungs-, Personal und Investitionsmittelmittel. Es ist aber im Moment nicht abzusehen, dass der Freistaat Sachsen hier die Finanzierung sicherstellen wird. Viele notwendige Maßnahmen werden immer wieder auf die lange Bank geschoben.
Leipzigs Nahverkehr ist chronisch unterfinanziert
Die Debatte um einen zweiten City-Tunnel verschleiert regelmäßig den Blick auf die eigentlichen Probleme des Leipziger Nahverkehrs. Dieser ist seit Jahren unterfinanziert! Die Aufgabe des Oberbürgermeisters wäre es eigentlich den Leipziger Nahverkehr für die Herausforderungen der wachsenden Stadt konsequent auszubauen. Leipzig braucht eine Investitionsoffensive in sein Straßenbahnnetz und ein Busnetz 2020. Leider werden die öffentlichen Zuschüsse seit Jahren eingefroren, so dass sogar Straßenbahnlinien, wie die Linie 9 nach Markkleeberg eingestellt werden mussten. Vor diesem Hintergrund wirkt die Debatte um einen zweiten City-Tunnel wie ein buntes Plakat vor einer porösen Wand.
Der Ökolöwe fordert OB Jung auf, einen ambitionierten Nahverkehrsplan aufzustellen, auszufinanzieren und zügig umzusetzen. Dazu hat der Ökolöwe ein 10-Punkte-Programm erarbeitet. Darin werden die Maßnahmen beschrieben, die es nun endlich für den Nahverkehr in Leipzig braucht.
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