OBM-Rundgang: Fußverkehr in Reudnitz

Bürgersprechstunde des Oberbürgermeisters: Fußverkehr in Reudnitz

Wir Ökolöwen besprechen mit Oberbürgermeister Burkhard Jung und Verkehrsbürgermeister Thomas Dienberg konkrete Verbesserungen für Fußgäner:innen

Die Bürgersprechstunde des Oberbürgermeisters im September war allein dem Thema „Fußverkehr in Leipzig“ gewidmet und bildete den Auftakt der Europäischen Mobilitätswoche in Leipzig. 

Auf der von uns Ökolöwen und dem Fuss e.V. organisierten Route durch Reudnitz haben wir gemeinsam mit Bürger:innen und Expert:innen aus Verwaltung, Politik und Verbänden an konkreten Beispielen die Situation für Fußgänger:innen in Leipzig aufgezeigt und direkt vor Ort besprochen. Welche Themen das waren und welche Zusagen OBM Burkhard Jung gegeben hat, erfährst Du in diesem Text.

Der Ostplatz

Unser rund zweistündiger Rundgang durch Reudnitz startete am Ostplatz. Der Ostplatz trägt zwar das Wort „Platz“ im Namen. Er ist aber eher eine unwirtliche Straßenkreuzung, als ein Stadtplatz. Die Wegebeziehungen funktionieren kaum, es fehlen Gelegenheiten zum Aufenthalt. Der Platz ist mit allerlei „Service-Einrichtungen“ zugestellt. Dem Platz fehlt die Anbindung an die Randbebauung. Rad- und Autoverkehr engen Fußgänger:innen ein.

Hier muss unbedingt was getan werden. Wir forderten, dass der Ostplatz in das Leipziger Stadtplatzprogramm 2030+ aufgenommen wird. Der Ostplatz muss ein echter Stadtplatz werden, mit viel Grün, einer hohen städtebaulichen Qualität, mehr autofreier Fläche und Aufenthaltsmöglichkeiten.

Wann wird der Ostplatz endlich ein echter Stadtplatz?
Wann wird der Ostplatz endlich ein echter Stadtplatz?

Auf unserem Rundgang versicherte Theresa Gnoyke, im Stadtplanungsamt verantwortlich für die Gestaltung des öffentlichen Raums, dass der Ostplatz mit hoher Priorität in das Stadtplatzprogramm aufgenommen ist. Für die Umgestaltung des Ostplatz wird 2025 die Bürger:innenbeteiligung erfolgen. Für 2026 ist der Teilumbau geplant. 

Geschäftsstraße Prager Straße

Der Geschäftsbereich der Prager Straße auf Höhe Ostplatz hat sich in den letzten Jahren stabilisiert. Leerstand ist kein Thema mehr – im Gegenteil. Im Umfeld wird weiter gebaut, fast alle Häuser sind saniert. Es ziehen mehr Menschen in den Leipziger Osten. Vor vielen Jahren hatte man den Radverkehr an dieser Stelle auf den (damals wenig genutzten) Fußweg geleitet.  

Hier ist mittlerweile kein Platz mehr, da sowohl Rad- als auch Fußverkehr gewachsen sind. In Hauptgeschäftsstraßen beträgt die Mindestbreite für Gehwege 5 Meter (EFA/RASt). Diese wird hier erheblich unterschritten. Es passt nur ein Fußgänger auf den schmalen Gehweg, für Geschäftsauslagen der Händler:innen ist überhaupt kein Platz. Fuß- und Radverkehr befinden sich im dauerhaften Konflikt. 

Das Bild zeigt, wie sich auf der engen Geschäftsstraße Prager Straße Fuss- und Radverkehr in die Quere.  Es ist ein Radfahrer zwischen Fussgänger:innen zu sehen.
Gemeinsamer Fuß- / Radweg auf der Prager Straße – für eine Geschäftsstraße absolut inakzeptabel! Der gesamte Bereich muss zum Gehweg werden.

Wir Ökolöwen schlagen gemeinsam mit dem Fuss e.V. vor, den kompletten Gehweg im Geschäftsbereich der Prager Straße als Gehweg auszuweisen. Dann ist Platz für alle Nutzungen, die in einer Geschäftsstraße gefragt sind. Für den Radverkehr muss ein breiter Radfahrstreifen auf der Straße angeboten werden. Dafür sind die Kfz-Spuren von zweien auf eine zu reduzieren. 

Friedemann Goerl, Fußverkehrsverantwortlicher der Stadt Leipzig, sieht hier ebenfalls Handlungsbedarf. Das Verkehrsamt hat bereits Verkehrszählungen veranlasst. Die Kfz-Verkehrsstärke sei an der Stelle aber noch zu hoch. Das könne sich erst ändern, wenn die Ampeln auf der Prager Straße weiter stadtauswärts umgestellt werden und dann weniger Autos in den Bereich um den Ostplatz einfahren. Mit einer kurz- bis mittelfristigen Lösung des Problems ist hier nicht zu rechnen. Die Prioritäten der Stadt liegen in absehbarer Zeit in anderen Straßenabschnitten. 

Stadtplatz Harnackplatz

Die Einmündung der Harnackstraße in die Johannisallee ist völlig überdimensioniert. Dadurch entstehen extrem lange Querungsstrecken für den Fußverkehr. Wir haben vor Ort eine Strecke von 35 Metern gemessen, die wir als Fußgänger:innen über die Straße zurücklegen müssen, um von einem Gehweg zum Nächsten zu kommen. Das ist viel zu lang!

Wir haben eine große Gehwegnase für Fußgänger:innen gebaut, damit sich die Kreuzung sicherer und schneller überqueren lässt.
Schnell selbst gebaut: große Gehwegnase für Fußgänger:innen statt zugeparkte Kreuzung

Wir wollen, dass hier eine sogenannte Gehwegnase gebaut wird. Die kann so groß sein, dass sogar ein großer Baum mit Sitzbank und der Freisitz des benachbarten BengelBatz-Bar darauf Platz hat. So würde mit vergleichsweise wenig Aufwand ein richtig schöner Quartiersplatz entstehen. 

Vor einem Umbau kann die „Gehwegnase“ erstmal markiert werden. Wir haben das auf dem Rundgang live demonstriert. Die Querungsstrecke über die Straße hat sich so mit einem Schlag von 35 auf 5 Meter reduziert.  

Auf dem Bild ist der Freisitz des BengelBatz im Frühjahr 2024 zu sehen. Vorher war hier die Kreuzung von Autos zugestellt.
Freisitz des BengelBatz im Frühjahr 2024. Vorher war hier die Kreuzung von Autos zugestellt.

Das BengelBatz kann jetzt eine neue Möglichkeit nutzen, für die wir Ökolöwen lange gekämpft haben. Gastronom:innen dürfen jetzt Freisitze am Straßenrand aufstellen. Die Kreuzung Harnackstraße war früher komplett zugeparkt. Jetzt gibt’s hier einen gut besuchten Freisitz. 

Zebrastreifen in den Lene-Voigt Park

Um aus dem Wohngebiet sicher in den Lene-Voigt-Park zu kommen, wünschen sich die Teilnehmer:innen sichere Querungsmöglichkeiten über die Eilenburger Straße. Also haben wir Ökolöwen hier einen neuen Zebrastreifenausgerollt.  

Wir fordern, dass die Querungsstelle in Leipzigs Zebrastreifenprogramm aufgenommen wird, das wir Ökolöwen vor einigen Jahren angeregt hatten. OBM Jung sagt zu: „Hier kommt ein Zebrastreifen hin.“ 

Wir Ökolöwen rollen in der Eilenburger Straße schon mal den Zebrastreifen aus. Drumherum steht eine Gruppe Menschen.
Wir Ökolöwen rollen die Zebrastreifen aus und fordern: 100 Zebrastreifen für Leipzig!

Möglich wird das durch die neue Schule im Park. Die STVO ist sehr restriktiv, was das Anlegen von Fußgängerüberwegen betrifft. Auf Schulwegen kann die Stadt das hier in dem Fall machen.

Konflikt zwischen Fuß- und Radverkehr im Lene-Voigt-Park

Der Lene-Voigt-Park ist beliebt bei Fußgänger:innen. Zusätzlich ist es eine attraktive Verbindung für den Radverkehr zwischen Reudnitz und Anger-Crottendorf. Mit der steigenden Nutzung, steigen auch die Konflikte. 

Wir schlagen vor, die benachbarte Reichpietschstraße sowie die Eilenburger Straße als Fahrradstraßen auszuweisen und mit gutem Belag zu versehen. Das Angebot kann einen gewissen Teil des Radverkehrs aus dem Park heraus, in die benachbarten Straßen verlagern.  

Der Fußweg im Lene-Voigt-Park ist in einem miserablen Zustand.
Die Gehwege am und im Lene-Voigt-Park sind im schlechten Zustand. Frostschäden werden auf den Hauptrouten des Autoverkehrs zügig beseitigt. Warum nicht auch auf den Hauptrouten des Fußverkehrs?

Das Verkehrsamt wird den Teil der Reichpietschstraße vor der neuen Schule sanieren und als verkehrsberuhigten Bereich ausweisen. Bei der Ausweisung als Fahrradstraße hat die Eilenburger Straße Priorität.

Parkeingänge entlang der Reichpietschstraße

Der Lene-Voigt-Park ist beliebt bei Fußgänger:innen. Zusätzlich ist es eine attraktive Verbindung für den Radverkehr zwischen Reudnitz und Anger-Crottendorf. Mit der steigenden Nutzung, steigen auch die Konflikte.

Wir schlagen vor, die benachbarte Reichpietschstraße sowie die Eilenburger Straße als Fahrradstraßen auszuweisen und mit gutem Belag zu versehen. Das Angebot kann einen gewissen Teil des Radverkehrs aus dem Park heraus, in die benachbarten Straßen verlagern.

Auch vor den Parkein- und ausgängen in der Reichpietschstraße fehlen Zebrastreifen. Wir Ökolöwen haben wieder einen ausgerollt.
Unsere Kinder wollen auch alleine, ohne uns Eltern auf den Spielplatz. Der Lene-Voigt-Park braucht sichere Zugänge!

OBM Jung sagt zu, diese Parkeingänge zügig abzusichern. Das soll im Prinzip wie in der Aurelienstraße im Leipziger Westen oder am Rabet passieren. Hier hatte das Verkehrsamt nach unseren letzten Rundgängen schnell Abhilfe geschaffen, in dem es neue Markierungen und Fahrradbügel so clever installiert hat, dass die Parkeingänge ab sofort frei sind. 

Zebrastreifen über den Täubchenweg und neue Bushaltestellen

Entlang des gesamten Täubchenweges wird von Anwohner:innen das Fehlen von Zebrastreifen bemängelt. Es gibt auf der ganzen Länge des Täubchenwegs hohen Querungsbedarf. Der wird weiter zunehmen. Die Situation ist nicht mehr tragbar! 

Mit einem neuen Angebot der Leipziger Verkehrsbetriebe können nun zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Frau Brachmann und Herr Flache stellen die neue Buslinie 71 der LVB vor. Sie fährt als Quartierbus seit diesem Jahr auf dem Täubchenweg.  

Auf dem Täubchenweg am Ausgang Reudnitzer Park fehlt eine barrierefreie Bushaltestelle mit Zebrastreifen.. Das besprechen wir vor Ort.
Der Täubchenweg am Ausgang Reudnitzer Park. Hier braucht es eine barrierefreie Bushaltestelle mit Zebrastreifen.

Doch dabei wird es nicht bleiben! Her Flache erklärt, dass die LVB ab 2026 aus dem Quartiersbus eine echte Buslinie machen, indem die Linie mit dem Bus 89 verschmolzen wird. Die 89 fährt dann von Connewitz in die Innenstadt und von da weiter über den Täubchenweg nach Anger-Crottendorf und wieder zurück. 

Für 2026 baut die Stadt nun barrierefreie Bushaltestellen am Reudnitzer Park (Höhe Penny) und der Augustenstraße. Die Runde war sich einig: Die Haltestellen müssen mit einem Zebrastreifen kombiniert werden! 

Zusätzlich prüft das Verkehrsamt einen Zebrastreifen vom Stephanieplatz (zw. Crusiusstraße und Breitkopfstraße) über den Täubchenweg. Die dafür notwendigen Verkehrszählungen sind schon veranlasst. 

Dresdner Straße am Kaufland – neue Ortsmitte für Reudnitz

Wir Ökolöwen schlagen eine neue Gestaltung für die Dresdner Straße zwischen Kohlgartenstraße und Wurzner Straße vor. Der Abschnitt soll im Zuge des Umbaus der Dresdner Straße die neue Ortsmitte von Reudnitz werden – als ein großer, lebendiger und grüner Stadtplatz auf dem der Autoverkehr nicht mehr alles dominiert. 

Grundsätzlich ist der Bereich wie dafür gemacht, Reudnitz neue Ortsmitte zu sein: Es gibt ein Kino, eine Sparkasse, einen großen Supermarkt, dazu viele kleine Geschäfte und Gastronomie, die gut an das ÖPNV-Netz angebunden sind.  

Das Problem: Der Platz, der alles miteinander verbindet, bleibt bislang ungenutzt! Dem gesamten öffentlichen Raum fehlt die Aufenthaltsqualität und das Grün. Die Straße dazwischen wirkt für uns Fußgänger:innen wie ein tiefer Burggraben, der die Ortsmitte in zwei Teile teilt.

Eine Gruppe von Fussgänger:innen wartet vor dem Kaufland darauf, die Dresdner Straße zu überqueren. Was sehr schwierig ist.
Die Dresdner Straße vor dem Kaufland wirkt für Fußgänger:innen wie ein unüberwindbarer Burggraben.

Vertreter:innen des Verkehrsamtes und der LVB sind dankbar für die Anregungen, denn genau jetzt beginnt die frühe Phase der Umbauplanungen für diesen Bereich. Jetzt können grundsätzliche Weichen gestellt werden. OBM Jung gibt dabei mit auf den Weg, Dinge hier in der Ortsmitte Reudnitz mit neuen Ansätzen anzugehen. 

In der Diskussion wird schnell klar, dass hier keine klassische Haltestellenmittelinsel mit Sperrgittern gebaut werden wird. Das würde den „Burggraben“ noch verschlimmern. Stadt und LVB orientieren sich eher an den Gestaltungsprinzipien, wie sie an der Haltestelle Angerbrücke bereits erprobt sind – natürlich angepasst an die besonderen Anforderungen der Ortsmitte Reudnitz mit der meistgenutzten Haltestelle der LVB außerhalb des Innenstadtrings. 

Wir Ökolöwen haben ein Kurzkonzept entworfen, um die Ortsmitte von Reudnitz grüner und autoreduzierter zu gestalten.
So kann die neue Ortsmitte von Reudnitz einmal aussehen - autoreduziert, vital, urban, lebendig mit viel Grün und Freiraum.

Fazit: Tolles Format, das wir Ökolöwen fortsetzen werden!

Der Rundgang mit dem Oberbürgermeister durch Reudnitz war sehr erfolgreich. Es gab eine sehr konstruktive Diskussion auf Augenhöhe. Anwohner:innen konnten auf wichtige Probleme vor Ort hinweisen und so konkrete Verbesserungen für uns Fußgänger:innen erreichen. Wir Ökolöwen wollen deshalb gemeinsam mit dem Fuss e. V. im kommenden Jahr einen weiteren Rundgang mit Leipzigs Oberbürgermeister organisieren. 

Rundgang verpasst? Online-Beteiligung nutzen!

Bis zum 23. September 2024 hast du die Möglichkeit, dem Verkehrsamt konkrete Beiträge zu den Themen Lückenschluss, Gehwegsanierung, Zebrastreifen, Verkehrliches, Ampelschaltung und Aufwertung des öffentlichen Raums entlang unserer Route in Reudnitz mitzuteilen. Dafür kannst du diese Online-Karte nutzen: https://oberbuergermeister-spaziergang-beteiligung.leipzig.de  

Vergangene Rundgänge mit dem Oberbürgermeister zum Thema Fußverkehr in Leipzig

Wir Ökolöwen haben bereits einige Rundgänge mit dem Oberbürgermeister auf den Weg gebracht und konnten damit viele große und kleine Verbesserungen für Fußgänger:innen in Leipzig anstoßen. Lies hier die Berichte zu den Rundgängen: 

Appell für ein fußgängerfreundliches Leipzig

Fußgänger gehen vor! Für ein fußgängerfreundliches Leipzig.
Fußgänger gehen vor! Für ein fußgängerfreundliches Leipzig.

Mit unserem Appell „Fußgänger gehen vor“ fordern wir Leipzigs Stadtrat und die Verwaltung auf, Leipzig fußgängerfreundlicher zu gestalten.

Hilf uns diese Forderung umzusetzen und unterzeichne jetzt den Appell!

Zurück