Das Jahrtausendfeld darf nicht zugebaut werden!

Das Jahrtausendfeld darf nicht zugebaut werden!

Das Jahrtausendfeld an der Karl-Heine-Straße in Lindenau soll im Hauruckverfahren zugebaut werden. In diesem Beitrag erfährst Du, warum wir gegen diese Bebauung sind und was die Stadt jetzt tun muss.  

Jahrtausendfeld in Leipzig Plagwitz
500 Menschen demonstrierten mit uns für den Erhalt des Jahrtausendfeldes

Das Jahrtausendfeld ist eine wichtige Freifläche im Stadtteil Lindenau. Die Grünfläche direkt am Karl-Heine-Kanal wird nicht nur wegen seiner Rolle als Treffpunkt von Anwohner:innen geschätzt, sondern auch aufgrund seiner positiven Auswirkungen auf das lokale Klima und die ökologische Vielfalt. 

Doch jetzt droht diese wichtige urbane Freifläche zugebaut zu werden. Die private Leipzig International School (LIS) will hier den größten Schulcampus ganz Leipzigs hinbauen – so schnell wie möglich und ohne Bebauungsplanverfahren (B-Plan-Verfahren). 

Ein Dialogverfahren ohne Dialog

Im Februar 2024 lud die Verwaltung zu einer Auftaktveranstaltung ein, bei der die Baupläne der LIS auf dem Jahrtausendfeld und das angestrebte Dialogverfahren vorgestellt wurden. Dort bekundeten bereits viele Bürger:innen ihren Unmut über die geplante gigantische Versiegelung und ihr Unverständnis über den Zeitdruck des Vorhabens. 

Wir Ökolöwen stellten bei der Veranstaltung sofort klar, dass wir uns an dem Dialogverfahren nicht beteiligen werden. Es war für uns absehbar, dass hier kein echter Dialog zustande kommen würde. Denn die LIS rückte keinen Zentimeter von ihrer geplanten überdimensionierten Baumasse ab. Im Verfahren sollte lediglich darüber entschieden werden, WIE die Bebauung aussehen soll. 

Unsere Einschätzung über das Dialogverfahren bestätigte sich spätestens nach dem zweiten Workshop. Vertreter:innen von BUND und Die Linke traten aus dem Verfahren aus. 

Das Verfahren zur Zukunft des Bürgerbahnhofs Plagwitz hat gezeigt, wie ein echter Austausch und eine Konsensfindung für eine wichtige und geschätzte Freifläche aussehen kann. Dort waren über 40 Leute involviert mit Vertreter:innen aller 6 politischen Fraktionen des Stadtrates, 12 Bürger:innen und uns Umweltverbänden, um zu einem verträglichen Ergebnis zu gelangen. 

Eine Petition für den Erhalt des Jahrtausendfelds

Schon kurz nach der Auftaktveranstaltung zum Dialogverfahren gründete sich die Bürgerinitiative "Jahrtausendfeld retten!", welche die Petition “Ein Stadtteilpark für alle! Keine Bebauung des Jahrtausendfelds im Leipziger Westen!” startete. 

Wir Ökolöwen haben die Petent:innen beratend unterstützt. Fast 8000 Menschen haben die Petition unterschrieben. Sie fordert ebenfalls “die Aufstellung eines qualifizierten Bebauungsplanes, in dem das Jahrtausendfeld als Grünfläche erhalten, qualitativ aufgewertet und öffentlich zugänglich bleibt”. Im Oktober gab es eine Anhörung der Petent:innen vor dem neu konstituierten Petitionsausschuss.

Erste Erfolge aber keine Wende!

Bei der Abschlussveranstaltung zum Dialogverfahren am 14. August wurden die drei Entwürfe für den geplanten Bau vorgestellt. Außerdem wurde eine Verkleinerung der geplanten Schüler:innenanzahl von 2000 auf 1600 bekannt gegeben. Diese Entwicklung sehen wir als Teilerfolg und das ist per se erstmal nicht schlecht. Eine zu bejubelnde “Wende” im Prozess um das Jahrtausendfeld ist es aber in keinem Fall. Die aktuellen Entwürfe der Architekturbüros bildeten immer noch eine Baumasse für 2000 Schüler: innen ab. Mit einer Reduzierung auf 1600 Schüler:innen sind die Baukörper immer noch viel zu groß für die letzte große Freifläche in diesem Stadtteil. Das Jahrtausendfeld würde zu einem viel zu kleinen Park verkommen.

Außerdem will die Stadtbau AG und die LIS mit dem Abtreten eines Teils der Fläche an die Stadt den Bauprozess beschleunigen und so ein ordentliches B-Plan-Verfahren umgehen. In diesem müsste es jedoch zu der nötigen ernsthaften Beteiligung der Bürger:innen kommen. Nach wie vor finden die Interessen der Bürger:innen viel zu wenig Platz.

Ein B-Plan-Verfahren ist unumgänglich!

Dass bei dieser Ausgangslage eine Baugenehmigung ohne ein ordentliches B-Plan-Verfahren ausgesprochen werden könnte, ist eine Zumutung und ein inakzeptables Verhalten der Stadtverwaltung. 

2021 beschloss der Stadtrat bereits einen Antrag von Die Linke, in dem es hieß, dass ein B-Plan-Verfahren für die Entwicklung des Jahrtausendfeldes eingeleitet werden soll. Dem vorgelagert sollte ein Dialogverfahren durchgeführt werden, welches Bürger:innen und alle relevanten Stadtteilakteur:innen einbeziehen sollte. Dieser Beschluss besteht weiterhin! 

Für solch gigantische Bauvorhaben und bei Schulneubauten generell gab es in Leipzig immer B-Plan-Verfahren. 

Zur Ratsversammlung am 22. Mai hatten SPD und Die Linke deshalb einen Antrag eingereicht. Dieser sollte noch einmal bekräftigen, dass es ein B-Plan-Verfahren für die Fläche, sowie eine Veränderungssperre braucht, durch die vorerst keine Baumaßnahmen ergriffen werden dürfen. Dieser Antrag sollte in der Ratsversammlung am 23. Oktober zusammen mit der Petition behandelt werden. Er wurde aber nochmals vertagt. Die Zukunft des Jahrtausendfeldes liegt in der Hand des Stadtrates.  

Für uns steht fest: Egal, ob nun ein Teil der Fläche an die Stadt verkauft werden soll – Wir Ökolöwen fordern vom Stadtrat ein ordentliches B-Plan-Verfahren einzuleiten, um die Wünsche der Bürger:innen nach einem öffentlichen Stadtteilpark wirklich zu berücksichtigen.

Dafür demonstrierten wir am 19. Oktober mit der Bürgerinitiative "Jahrtausendfeld retten!" und 500 Leipziger:innen vor Ort auf dem Jahrtausendfeld.

Demo auf dem Jahrtausendfeld im Oktober
Ökolöwen-Sprecher Niclas Rosendahl spricht auf der Kundgebung am 19. Oktober auf dem Jahrtausendfeld

Wichtig für das Stadtklima - Grünflächen müssen Grün bleiben!

Beim Jahrtausendfeld handelt es sich genau wie beim Bürgerbahnhof Plagwitz um eine 2,3 ha große öffentliche Freifläche, welche schon jetzt lokal zur Verbesserung der Luftqualität, zur Reduzierung der Sommerhitze und zur Lärmminderung beiträgt. In der Klimaanalyse der Stadt Leipzig wird das Jahrtausendfeld deswegen als Grünfläche mit sehr hoher Schutzwürdigkeit ausgewiesen. In der Analyse heißt es: “ Dem Schutz und Erhalt dieser Grünflächen sollte eine sehr hohe Priorität beigemessen werden und grundsätzlich eine Bebauung ausgeschlossen werden.” 

Angesichts der Klimakrise und der zunehmenden Hitzebelastung in der Stadt sind solche Freiflächen von größter Bedeutung und müssen bewahrt werden.  

Das Jahrtausendfeld ist nicht das erste Gebiet im Leipziger Westen, das einem Bauvorhaben weichen soll. Lindenau ist eines der zehn Viertel in Leipzig mit der stärksten Bodenversiegelung seit 2018 und Plagwitz weist bereits einen Versiegelungsgrad von 95,3% auf! Diese Entwicklung bedeutet einen erheblichen Verlust, denn nur eine grüne Stadt bietet Lebensqualität – nicht nur für die Menschen. Leipzigs Grünschwund muss gestoppt werden!  

Eine ganzheitliche Strategie gegen den Grünschwund

Die Stadt muss dringend handeln und unsere Freiräume schützen. Konkret fordern wir Ökolöwen die Erstellung einer "Roten Liste" von Grünflächen, die aus ökologischen und/oder sozialen Gründen für die jeweiligen Stadtviertel von hoher Bedeutung sind – und den Schutz dieser Flächen vor Bebauung. 

Es mangelt an einem klaren Masterplan zur Sicherung der Grünflächen Leipzigs, der angesichts des starken Wachstums der Stadt in den letzten 15 Jahren längst hätte vorliegen müssen. 

Wir Ökolöwen fordern ein dichtes Netzwerk an grünen Biotopen für das gesamte Stadtgebiet, um Leipzig widerstandsfähig gegen die Klimakrise zu machen und unsere hohe Lebensqualität zu erhalten. 

Grünflächen müssen grün bleiben

In ganz Leipzig werden Bäume und Sträucher gerodet, um Häuser und Parkplätze zu bauen. Dadurch verschwinden grüne Inseln und Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Wir fordern den Leipziger Stadtrat und die Stadtverwaltung auf, Leipzigs Grün besser zu schützen. 

Hilf uns dabei und unterschreibe jetzt den Appell Mehr Grün für Leipzig! Leipzigs Grünflächen müssen Grün bleiben! 

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