Tschüss Schnecken!

Tschüss Schnecken: Was hilft wirklich gegen die gefräßigen Schleimer?

2024 gibt es kaum einen Garten, der nicht von massivem Schneckenfraß betroffen ist. Die Tiere lieben das feucht-milde Wetter, haben kaum natürliche Gegenspieler und freuen sich über das üppige Gemüse-, Obst- und Blühpflanzen- All You Can Eat-Buffet, das scheinbar extra für sie angepflanzt wurde. Auch im Stadtgarten Connewitz, dem Mit- und Nachmachgarten des Ökolöwen, ist aktuell kein Salat vor den Nacktschnecken sicher. Schneckengift zu streuen, kommt für uns natürlich nicht in Frage. Was dann? Es gibt unzählige Tschüss Schnecken-Tipps, die wir (fast) alle hoffnungsfroh ausprobiert haben. Mit welchen Ergebnissen, erfährst Du in diesem Artikel.

Kapuzinerschnecke

Wer ist diese Spanische Wegschnecke eigentlich?

Anders, als der geläufige Name vermuten lässt, ist die Nacktschnecke Arion vulgaris, die uns in feuchten Jahren unsere kompletten Gemüsebeete leer frisst, sehr wahrscheinlich keine Spanierin. Daher wird sie im Folgenden korrekterweise Kapuzinerschnecke genannt. Das ist ein synonym verwendeter Name dieser Nacktschnecken-Art. Nach heutigem Kenntnisstand hat sie ab den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts, von Frankreich aus, die Gemüsegärten West- und Zentraleuropas erobert. In Deutschland heimisch ist Arion vulgaris, hingegen vieler Äußerungen im Netz, nach aktuellem Forschungsstand nicht.

Auf natürliche Weise verbreiten sich Schnecken langsam. Deshalb ist davon auszugehen, dass die rasante, großflächige Ausbreitung der Kapuzinerschnecke nur durch menschliches Zutun zu erklären ist: Als blinder Passagier bei Lebensmittel- oder Gartenerde-Transporten quer durch Europa fand die Nacktschneckenart viele neue Wohlfühlplätze. In Süddeutschland wurde sie erstmals 1969 nachgewiesen. Hier, im Osten Deutschlands, wurde die Kapuzinerschnecke erstmals in der Wendezeit gesichtet. Das liegt sehr wahrscheinlich daran, dass es vorher nur wenigen Warenaustausch mit Ländern gab, in denen die Art zu dieser Zeit bereits zuhause war. 35 Jahre später ist die Kapuzinerschnecke bei uns die häufigste Nacktschnecken-Art.

Erstaunlich: Ungefähr 16 Stunden am Tag ruht die Wegschnecke. Um unsere Gärten leer zu fressen, braucht sie durchschnittlich weniger als eine Stunde täglich. Bevorzugt nutzt sie die Abend- und Nachtzeit, um mit ihrer Raspelzunge an Salat, Erdbeere, Zucchini & Co zu knabbern. Längere Exemplare zeigen dabei mehr Aktivität als kurze.

Da die Kapuzinerschnecke hermaphroditisch ist, können alle Tiere Nachwuchs bekommen. 200 bis 500 Eier legt jede Schnecke dann ab. Die bessere Nachricht: Die Nacktschneckenart tut dies nur einmal im Leben und hat eine Lebenserwartung von ein bis zwei Jahren.

Der ultimative Tschüss Schnecken-Test: von Kupfer bis Zimt

Im Stadtgarten Connewitz herrschen optimale Bedingungen für Nacktschnecken: Die Großgehölze spenden in vielen Arealen des Gartens Schatten. Es gibt viele Äste, Steine und andere Kleinstrukturen zum Verstecken. Es ist aus Schneckenperspektive angenehm kühl und feucht und auf mehr als 500 Quadratmetern werden herrliche Schneckenmahlzeiten wie Salate, Chilis und Kohlpflanzen in Bio-Qualität angebaut. Trotz der Dürrejahre seit 2018 gab es im Stadtgarten Connewitz kontinuierlich eine große Population an Kapuzinerschnecken. So viele wie jetzt, waren es noch nie. Daher beschlossen wir: Es ist Zeit für den ultimativen Tschüss Schnecken-Test. Wir haben dazu verschiedene Beetflächen mit 40 x 40 Zentimeter Größe angelegt und mit Grünkohl-Setzlingen bepflanzt. Die Jungpflanzen wurden von verschiedenen Schutzmaßnahmen umgeben. Es kursieren unzählige Tipps zu diesem Thema, die wir alle austesten wollten. Mehrere Wochen lang wurde täglich beobachtet und festgehalten, ob und in welcher Dimension Fraßschäden an den Kohlpflanzen zu beobachten waren.

Freibier für alle! Mit einer Bierfalle lockst Du noch mehr Schnecken in den Garten.

Was gar nicht geholfen hat oder im Naturgarten tabu ist

Asche: (Holz)Asche sollte nie auf oder im Gartenboden landen und gehört auch nicht auf den Kompost, sondern immer in den Restmüll. In Asche finden sich Schadstoffe wie Schwermetalle oder PAK, giftige Polyzyklisch aromatische Kohlenwasserstoffe.

Bierfalle: Ja, Bierfallen - am Boden aufgestellte Schüsseln, gefüllt mit kühlem Blonden - locken Schnecken an, lassen sie süffeln und letztlich oft ertrinken. Die Bierfalle hat dabei aber zwei entscheidende Nachteile: Es lässt sich schnell der "Hurra Freibier"-Effekt beobachten. Du lockst mit dem Bier nicht nur die Schnecken aus Deinem Garten an. Die Köstlichkeit spricht sich in Schleimerkreisen schnell rum und lockt auch Tiere aus den Nachbargärten zu Dir. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ziehen sie gleich ganz in Deinen Garten ein, weil es dort auch so leckeren Salat gibt. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Bierfalle auch andere Tiere verführt. Viele schützenswerte Insekten verenden darin, Igel werden betrunken und können kurz- oder langfristig Schaden nehmen. Freibier für alle ist als Tschüss Schnecken-Maßnahme daher keine gute Idee!

Nematoden: Nematoden sind Fadenwürmer. Die Art Phasmarhabditis Hermaphrodita parasitiert Schnecken und zersetzt sie nach einigen Tagen von innen heraus. Auch wenn es hier und da behauptet wird, Schnecken der Arion-Gattung, wozu auch die Kapuzinerschnecke gehört, werden allerdings gar nicht von den Nematoden angegriffen. Sie wirken stattdessen gegen die in Gärten selten anzutreffende Genetzte Ackerschnecke. Fadenwürmer zu nutzen ist zudem aufwändig. Erfolge stellen sich frühestens nach einigen Wochen und leider auch nicht langfristig ein.

Opferpflanzen: Den Tipp, Tagetes, Salat und andere, bei Schnecken besonders beliebte Pflanzen den Nacktschnecken als Opferpflanzen bereitzustellen, liest und hört man sehr oft. Bei uns ist Folgendes passiert: Die Schnecken haben die Opferpflanzen als Amuse-Gueule dankbar angenommen. Und sich danach über unsere geliebten Gemüsepflanzen hergemacht.

Salz: Immer wieder kursiert die Empfehlung, Salz um die zu schützenden Pflanzen zu streuen. Salz übersäuert den Boden massiv und kann mit der Zeit auch ins Grundwasser sickern. Daher ist die Anwendung im Garten verboten. Die Berührung mit Salz ist für die Schnecken zudem qualvoll.

Schneckenkorn: Schneckenkorn-Produkte enthalten giftige Wirkstoffe wie Metaldehyd. Diese Stoffe gefährden das ökologische Gleichgewicht, da sie nicht nur die Kapuzinerschnecken, sondern auch Regenwürmer, Insekten und andere Bodenlebewesen schädigen können. Auch für Haus- und Wildtiere, wie Katzen, Hunde oder Igel, können die Präparate giftig sein. Die Schadstoffe können zudem ins Grundwasser geschwemmt werden. Das für die Umwelt und Haustiere als harmlos bekannte Schneckenkorn auf Eisen-III-Phosphat Basis tötet nicht allein die Kapuzinerschnecken, sondern auch nützliche und teils geschützte Arten, wie Weinbergschnecken, Bänderschnecken oder Tigerschnegel. Aktuell steht der Verdacht im Raum, dass auch Regenwürmer und andere wertvolle Bodenlebewesen durch Eisen-III-Phosphat-Schneckenkorn Schaden nehmen.

Was kurzfristig geholfen hat oder bedingt zu empfehlen ist

Schafwolle, Zimt, Minzblätter-, Buchs- oder Farnblättermulch, Bio-Schneckenkorn-Präparat auf Lavendel-Basis: Schnecken können richtig gut riechen! Viele Gärtner:innen nutzen das, um Nacktschnecken fernzuhalten. Einerseits können intensive Duftnoten die köstlich-lockenden Gerüche des Gemüsegartens erfolgreich überlagern und dadurch das Anlocken der Schnecken verhindern. Das Besprühen der Pflanzen mit Knoblauch-Sud oder Präparaten aus Lebermoosextrakt sowie die Verwendung von Lavendel-, Minze-, Buchs- und Farnblättern als Mulchschicht im Beet nutzt zusätzlich das Wissen darum, dass diese Pflanzen natürliche Abwehrstoffe enthalten, die der Schneckengesundheit schaden. Deshalb meiden Schnecken damit bestückten Beetbereiche. Stark duftende Gewürze, wie Zimt, sorgen ebenfalls dafür, dass Schnecken den Gemüsebeeten fernbleiben. Hierbei ist zu bedenken, dass das kostbare Gewürz in der Regel aus Asien importiert wird. Größere Mengen zur Schneckenabwehr zu nutzen geht ins Geld und ist mit Blick auf die CO2-Bilanz nicht nachhaltig.

Alle genannten Maßnahmen helfen tatsächlich. Temporär. Sobald es stark regnet oder wenn - je nach Mittel - mehrere Tage bis Wochen vergangen sind, lässt die Intensität der Duftstoffe nach - und damit auch die Tschüss Schnecken-Wirkung. Blattmulch-Material zersetzt sich schnell und muss entsprechend oft ersetzt werden.

Schutzwall aus Kaffeesatz: Eine weitere Testmaßnahme war es, einen Schutzwall aus getrocknetem Kaffeesatz in fünf Zentimeter Abstand zu den Pflanzen zu bauen. Kaffee lockt Regenwürmer und vertreibt Schnecken und Ameisen mit seinem Geruch. Bei Nacktschnecken, die ihn fressen, hat Kaffee die Wirkung, die Schleimproduktion anzuregen und Kalzium aus ihren Zellen zu lösen. Das kann zum Kollabieren der Schnecken führen.

Tatsächlich hat der Kaffeesatz-Wall bei uns anfangs gut funktioniert. Durch Regen, Gießen und nach etwa einer Woche im Beet ließ die Wirkung allerdings deutlich nach. Nach zwei Wochen saßen die Schnecken sogar direkt im Kaffeesatz und knabberten am Kohl. Wichtig: Größere Mengen Kaffee(satz) können den pH-Wert des Bodens verändern und sich negativ aufs Pflanzenwachstum auswirken.

Chili- und Pfefferpulver: Schnecken meiden den Kontakt mit scharfen Substanzen. Wir haben das Chilipulver im Rahmen unseres Tests großzügig um die Pflanzen gestreut. Dabei haben wir Pulver verwendet, dass aus eigener Chili-Ernte stammte. Da die Schicht schnell weggespült war und regelmäßig erneuert werden musste, taten die großen Mengen Chili-Pulver, die benötigt wurden, weh. Das scharfe Pulver kann zudem anderen Gartentieren schaden. Die Verwendung von Chilipulver ist nach unseren Test-Eindrücken langfristig nicht das beste Tschüss Schnecken-Mittel der Wahl.

Kupfer: Der Kontakt mit Kupfer löst eine elektrische Reaktion aus, die die Nacktschnecken abstößt. Das funktioniert, wenn die Bänder korrekt angebracht sind. Die Kupferklebebänder sollten mindestens sieben Zentimeter breit sein, damit sie von den Schnecken nicht überwunden werden können. Es gibt neben den durchaus wirksamen Kupferklebeband-Produkten auch Kupfermaschendraht. Diesen haben die Schnecken bei uns leicht überwunden. Insgesamt ist der Tschüss Schnecken-Effekt mit Kupfer-Produkten in unserem Test als mittelmäßig einzuordnen.

Kalk: Kalk entzieht den Schnecken Feuchtigkeit, wenn sie darüber kriechen. Das ist für die Tiere unangenehm bis tödlich. Wir haben eine Linie aus Kalk als physische Barriere um unsere Pflanzen gestreut. Leider musste auch hier jedes Mal nachgestreut werden, wenn der Kalk feucht wurde, um die Wirkung aufrecht zu halten. Das hat mehrere Nachteile: Wenn der pH-Wert des Bodens ohnehin hoch ist, trägt Kalk dazu bei, dass er weiter steigt und der Boden alkalischer wird. Das gefällt nicht allen Pflanzen. Durch hohe Kalkeinträge kann zudem das Bodenökosystem gestört werden. Im großen Stil und in jedem Garten eingesetzt, taugt diese Methode also nicht.

Sägespäne: Sägespäne haben einige Schnecken ferngehalten, andere überhaupt nicht gestört. Was auch gegen diese Barriere-Maßnahme spricht, ist die Empfindlichkeit gegenüber Wind und Regen. Fortgeflogen oder nass wirken die Späne nicht mehr. Sie müssen daher oft ersetzt werden.

Natron: Natron haben wir im Stadtgarten nicht getestet, weil wir den Schnecken einen langwierigen, qualvollen Tod ersparen möchten. Es bringt den Stoffwechsel der Tiere massiv durcheinander. Da es bei Blattläusen ähnlich wirkt, ist zu vermuten, dass auch anderen Tiere unter dieser Maßnahme leiden.

Eierschalen: Scharfkantige, zerdrückte Eierschalen sollen eine mechanische Schneckenbarriere darstellen. Mit dieser Argumentation werden auch Muschelstücken, umgedrehte Kronkorken oder Holzhäcksel zur Schneckenabwehr verwendet. Der Gedanke ist, dass Nacktschnecken mit ihrer empfindlichen Sohle ungern über die Schmerzen verursachenden Barrieren kriechen. Die Nacktschnecken im Stadtgarten Connewitz haben offenbar Fakir-Gene. Die Eierschalen haben die Schleimer überhaupt nicht interessiert. Dafür die Rabenkrähen, die die Schalen mit großer Begeisterung aus dem Beet gepult und gegessen haben. Dabei ist wiederum - nebenbei und unbeabsichtigt - auch Schaden an den Kohlpflanzen entstanden. Was die Rabenkrähen an Eierschalen übrig ließen, hat der Regen fortgespült oder im Boden versenkt.

Schneckenzäune, wie hier um unser Pilzbeet, sind nicht unüberwindbar für Schnecken. Dennoch scheinen viele die Anstrengung zu scheuen, die Barriere zu überwinden und bleiben fern.

Was in unserem Tschüss Schnecken-Test am Besten funktioniert hat

Absammeln: Da die Kapuzinerschnecken vor allem abends und nachts unterwegs sind, lohnt es sich, sie bei Dunkelheit mit Stirnlampe oder am zeitigen Morgen abzusammeln. Während des Tests haben wir diese Methode nicht durchgeführt, machen das aber aktuell - im feuchtwarm-schneckenparadiesischem 2024 - täglich im Stadtgarten Connewitz. Wir legen Steine, Bretter und Mulchwürste, das ist zu Würsten gedrehte und so als Beetmulch verwendete Wiesenmahd, in die oder an die Beete, um die Schnecken bewusst an einem Punkt zu versammeln und dort bequem einsammeln zu können. Unser frühmorgendlicher Sammelrekord: 203 Kapuzinerschnecken.

Wichtig ist, was nach dem Absammeln mit den Schnecken passiert. Wirfst Du sie lediglich ins Nachbarbeet oder über den Gartenzaun, bringt diese Maßnahme nichts. Der Geruchssinn der Schnecken funktioniert über eine Distanz von bis zu 50 Metern. Soweit weg solltest Du die Tiere mindestens bringen, damit sie Deine Pflanzen künftig verschonen. Übereinstimmend wurde in Versuchen im Rahmen verschiedener Studien belegt, dass das Streifgebiet von Schnecken der Gattung Arion durchschnittlich 45 Quadratmeter groß ist und sie sich täglich zwischen 0,81 und 10,8 Meter bewegen. Asphalt oder Häuser stellen dabei für die Tiere unüberwindbare Ausbreitungsbarrieren dar.

Was beim Umquartieren der Nacktschnecken absolut tabu ist: Sie dürfen nicht in Wald- oder Naturschutzgebiete gesetzt werden. Dort können sie das Ökosystem stören. Wir haben Glück: Außerhalb der Bannmeile um den Stadtgarten Connewitz befinden sich einige Hundewiesen. Da die Kapuzinerschnecken neben Gartenbauerzeugnissen auch sehr gern Hundekot fressen, das ist eine gute Eigenschaft dieser Art, sind sie dort gut aufgehoben.

Die Hundewiese, auf die wir die Tiere bringen, ist umgeben von versiegelten, asphaltierten Flächen - kein Wald, kein Naturschutzgebiet, keine kleineren oder größeren Grünflächen sind für die Schnecken von dort aus zu erreichen. Es gibt auf der Rasenfläche, die im Schnitt einmal im Monat kurz gemäht wird, keine uns bekannten Tier- oder Pflanzenarten, die durch die Kapuzinerschnecke bedroht werden können. Sie ernährt sich dort zuverlässig von Hundekot, eventuell Aas und verrottendem Pflanzenmaterial. Zudem findet sie Unterschlupfmöglichkeiten in den Randbereichen. Die Art hat dort alles, was sie braucht. Das war in den Studien zum Lebensraumradius ein entscheidender Faktor dafür, in welchem Umkreis sich die Mollusken bewegen. Nur wenn auf der Rasenfläche eine massive Überpopulation und dadurch Lebensraum und Nahrungsknappheit entstünden, würden die Schnecken beginnen, Ausweichquartiere suchen. In unserem Fall würden sie durch die Ausbreitungsbarrieren keine erreichen.

Neben den adulten Tieren kannst Du auch deren Eier absammeln. In einem einzigen Gelege finden sich bis zu 225 Kapuzinerschneckeneier. Wichtig ist, dass Du sie von Regenwurmkokons oder den Gelegen nützlicher Schnecken unterscheiden kannst. Die Eier der Kapuzinerschnecke sind weißlich glänzend, nicht transparent und liegen in Wiesen, im Kompost, unter Bodenplatten und Pflanzkübeln, unter Totholz oder sind oberflächlich in der Beeterde vergraben. Überall da, wo es kühl und feucht ist, lohnt es sich nachzusehen. Die Eiablage zieht sich von Juni bis Dezember. Wir haben im Stadtgarten Connewitz an einem einzigen Tag einen zehn Liter Eimer voll mit Kapuzinerschneckeneiern abgesammelt. An einen sonnigen Ort gelegt und dem UV-Licht direkt ausgesetzt, trocknen die Eier aus.

Schneckenkragen: Unser Favorit unter den Tschüss-Schnecken-Maßnahmen ist der Schneckenkragen. Das Prinzip ist einfach: Die Kragen aus Recycling-Kunststoff oder Metall werden über die Basis der Pflanze gestülpt und leicht in den Boden gedreht. Sie besitzen eine nach außen gebogene Kante mit einem Winkel, den Schnecken ungern überwinden. Eines vorweg: Die Kragen sind definitiv für Schnecken zu bewältigen! Wir haben es des Öfteren beobachten müssen. Allerdings scheint das eine anstrengende, herausfordernde Aktivität zu sein, die die Kapuzinerschnecke scheut. Wichtig ist, dass die Kragen wirklich mehrere Zentimeter in den Boden hineingedreht werden, damit es keinen Schlitz gibt, durch den die Schnecken einfach zur Pflanze kriechen können. Hohe Pflanzen, die von oben ins Beet hineinhängen, sollten entfernt oder eingekürzt werden. Die Nacktschnecken nutzen sie sonst als Brücke und seilen sich ins innere des Kragens und zu den begehrten Pflanzen ab. Die billigsten Plastikkragen halten nur 1-2 Jahre, da sie durch das UV-Licht brüchig werden. Sobald es Risse gibt, kommen die Schnecken zur Pflanze. Daher ist es ratsam robuste Kragen-Varianten zu kaufen. Neben den Schneckenkragen gibt es auch Schneckenzäune, die in den Boden eingebracht oder auf den Rand von Hochbeeten aufgesteckt werden können und ähnlich effektiv funktionieren.

Biologischer Anstrich: Im Gartenhandel ist ein für Schnecken nicht überwindbarer Anstrich erhältlich, dessen Inhaltsstoffe ökologisch sind und aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden. Der Anstrich ist vollständig abbaubar und Bioland sowie Demeter zertifiziert. Tatsächlich hat sich der Anstrich in unserem Versuch und nun auch langfristig bewährt. Die Schnecken werden nicht getötet oder gequält. Sie rutschen einfach ab. Deshalb solltest Du auf jeden Fall einen mindestens zehn Zentimeter breiten Streifen mit dem Anstrich einpinseln. Das funktioniert natürlich nur, wenn man in einem Beetkasten, einem Pflanzkübel oder einem Hochbeet gärtnert. Der Anstrich muss alle vier bis acht Wochen erneuert werden, da Regen und UV-Licht dafür sorgen, dass seine Wirksamkeit nachlässt.

Schneckenresistente Pflanzen: Die Stadtgarten-Wegschnecken fressen besonders gern junge Tomaten, Salat, alle Kohlpflanzen, Fenchel, Dill, Chili-Grün, Radieschen-Grün, Melonen, Zucchini, Gurken und einiges mehr. Dennoch gibt es auch eine Liste mit Pflanzen, die bei uns ganz ohne Security unangetastet bleiben: Artischocke, Knoblauch, Minze, Rosmarin, Salbei, Chicorée, Radicchio, Meerrettich, Kapuzinerkresse.

Laufenten vertilgen Nacktschnecken, möchten aber auch tagtäglich umsorgt werden.

Und was ist mit natürlichen Gegenspielern der Kapuzinerschnecke?

Als natürliche Gegenspieler der Kapuzinerschnecke werden beispielsweise Vögel, wie Amseln, Eichelhäher und Stare sowie Igel, Kröten, Frösche, Molche, Schlangen, Spitzmäuse, Tigerschnegel und verschiedene Insektenarten, vor allem Käfer, genannt.

Einige der genannten Tiere fressen die Eier der Nacktschnecken, was dazu beitragen kann, ihre Population zu kontrollieren. Wenn Vögel, Igel, Frösche oder Kröten die Wegschnecken fressen, muss allerdings insgesamt ein extremer Mangel an Nahrung vorliegen. Es gibt kaum ein Tier, dessen Lieblingsspeise die schleimigen, zähen Wegschnecken sind. Zudem enthalten die Nacktschnecken Parasiten, die zum Beispiel für den Igel tödlich sein können.

Zu Bedenken ist auch, dass die natürlichen Gegenspieler der Kapuzinerschnecke oft nicht in ausreichender Anzahl vorhanden sind, um eine effektive Kontrolle der Wegschnecken-Population zu gewährleisten. Im Stadtgarten Connewitz leben viele Igel, Vögel, Kröten, Tigerschnegel und Insekten. Dennoch sind die Nacktschnecken in deutlicher Überzahl.

Laufenten: werden zurecht immer wieder ins Spiel gebracht, wenn es um eine umweltfreundliche wie wirkungsvolle Schneckenbekämpfung geht. Die niedlichen Tiere fressen tatsächlich sowohl Nacktschnecken als auch deren Gelege. Bei uns im Stadtgarten Connewitz kommt die Haltung von Laufenten dennoch nicht in Frage. Während der Öffnungszeiten steht unsere Gartenpforte Besucher:innen offen. Die Enten würden mit Sicherheit die Gelegenheit nutzen auszubüchsen und Connewitz zu erkunden. Die Bauweise der Umzäunung des 4.300 großen Naturgartengeländes bietet zudem nicht ausreichend Schutz vor Füchsen. Die Tiere müssten allabendlich in einen Stall geführt werden, wo sie vor dem Fuchs oder Waschbären sicher sind. Laufenten brauchen täglich frisches Wasser, um die zähen Schnecken gut herunterzubekommen und zusätzlich Körnerfutter. Im Privatgarten lässt sich all das eventuell organisieren. Im Kleingartenverein ist die Haltung nicht gestattet. Auch wichtig: Neben Schnecken und Körnern fressen Laufenten auch Salat und anderes zartes Grün, was wir eigentlich für uns anbauen. Diese Pflanzen müssen entsprechend geschützt werden. Da sie Gesellschaft brauchen, sind Laufenten immer in Gruppen zu halten. Für einen kleinen Garten, mit weniger als 500 Quadratmetern, sollte es mindestens ein Pärchen sein. Für ein Grundstück mit 5.000 Quadratmetern werden 8 bis 12 Tiere empfohlen, um die Schnecken zuverlässig loszuwerden.

Schneckenkragen, hier mit Treibhausaufsatz, haben sich in unserem Test am Besten bewährt.

Unser Fazit

Wir nutzen aktuell eine Kombination aus verschiedenen bewährten Tschüss Schnecken-Maßnahmen: Wir gärtnern in Beetkästen. Im Frühjahr wird der Boden oberflächlich gehackt und gründlich nach Schneckengelegen abgesucht. Wir ziehen bei den Schnecken besonders beliebte Pflanzen wie Salate, Fenchel, Kohl, Melonen oder Zucchini vor und setzen sie - als robuste, kräftige Jungpflanzen - von Anfang an durch einen Schneckenkragen geschützt, ins Beet. Unsere Beetkästen werden zusätzlich drei Mal je Saison mit einem biologischen Anstrich versehen, den die Schnecken nicht überwinden können. Wenn wir stark duftende Pflanzen wie Lavendel, Salbei oder Minze schneiden, die Schnecken nicht mögen, legen wir das, was davon übrig bleibt, als Mulch auf die Beete. Zwischen April und August sammeln wir regelmäßig morgens und abends alle Kapuzinerschnecken ab und bringen sie auf eine mindestens 50 Meter entfernte Hundewiese. Wir fördern Igel, Gartenvögel, Molche, Kröten und Käfer, indem wir giftfrei gärtnern und ihnen Lebensraum und Nahrung bieten. So treffen die Kapuzinerschnecken(eier) auf natürliche Gegenspieler. Im Sommer und Herbst suchen wir nach Gelegen der Wegschnecke und legen die Eier ins Sonnenlicht. Wenn wir Pflanzen oder Substrate aus Gärtnereien, Gartenmärkten oder von Gärtner:innen bekommen, wird gründlich geschaut, ob "blinde Passagiere" an Bord sind. Achtung: Einzelne Eier und junge Schnecken sind wirklich klein und verstecken sich auch gern unterm Topf oder im Wurzelbereich von Pflanzen. Mit dieser Maßnahmenkombination bleiben die Verluste auf unseren Beeten überschaubar.

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