Ein Stadthaus in Lindenau bekennt Farbe
Graue Straße, grüne Lösung: Ein Stadthaus in Lindenau bekennt Farbe
In einer Straße, die keine Bäume, dafür aber umso mehr Beton aufweist, hat eine Familie aus Lindenau einen nachhaltigen Entschluss gefasst und 2022 eine Fassadenbegrünung an ihrem Stadthaus installiert. Wir Ökolöwen haben sie nach ihren Erfahrungen gefragt.
Mit einer Fassadenbegrünung an ihrem Stadthaus wollte die Familie mehr Grün in die Straße bringen. Deshalb hat sie Anfang 2022 zwei Waldreben an die Fassade ihres Einfamilienhauses gepflanzt. Sie verbindet damit die Hoffnung, dass ihre Aktion Nachahmer:innen findet und andere Menschen dazu inspiriert, ihre Hauswände zu begrünen.
Unser Kletterfix-Team ist von der Aktion begeistert. Wir haben uns mit der Familie zusammengesetzt und Einblicke in ihre Planung und Umsetzung erhalten.
Was hat Euch motiviert, die Fassade Eures Hauses mit Kletterpflanzen zu begrünen?
In unserer Straße wurden in den letzten Jahren nach und nach, auch durch den Bau unseres Stadthauses, die Baulücken geschlossen. Im Rahmen dieser Bauvorhaben war leider keinerlei Grün vorgesehen. Es wurden nicht mal Straßenbäume gepflanzt. Deshalb sieht die Straße mittlerweile wie eine Häuserschlucht aus Stein aus.
Wir wollten den tristen Grautönen aus Fußweg und Hausfassade etwas entgegensetzen. Da der Fußweg recht breit ist, sollte es keine Probleme bei der Antragsstellung für die Fassadenbegrünung geben. Das Ergebnis spricht für sich und findet hoffentlich noch einige Nachahmer:innen.
Wie seid ihr bei der Planung vorgegangen? Was musstet ihr berücksichtigen?
Als Erstes haben wir euch, die Ökolöwen, kontaktiert und ihr habt uns ein Begrünungskonzept mit verschiedenen Varianten und möglichen Pflanzenarten zusammengestellt. Im Anschluss habt ihr uns einen Dienstleister vermittelt, der die Arbeiten an einer Hausfassade mit WDV-System durchführen kann.
Als wir ein Angebot und somit eine Preisvorstellung hatten, haben wir beim Tiefbauamt der Stadt einen entsprechenden Antrag gestellt. Dazu mussten wir ein paar Zeichnungen, ein Grundbuch- und Liegenschafskatasterauszug einreichen. Die Stadt hat insbesondere geprüft, ob der Fußweg nach Ausführung der Maßnahmen ausreichend breit bleibt und dass keine giftigen oder gefährlichen Pflanzen zum Einsatz kommen.
Im Ergebnis haben wir einen Gestattungsvertrag von der Stadt erhalten, ihn bestätigt und dann konnte es weitergehen. Wir benötigten eine Schachtscheinauskunft, um sicher zu stellen, dass in dem Pflanzbereich keine Leitungen und Hausanschlüsse liegen. Anzufragen sind die Wasserwerke, die Stadtwerke für Gas-, Strom- und Fernwärmeleitungen sowie die Telekom oder gegebenenfalls weitere Kabelanbieter.
Mit unserem Gartenbauer haben wir zudem noch Details zur Pflanzgrube, Pflanzgittern und Schutzblechen im Sockelbereich abgestimmt, so dass diese bestellt und angefertigt werden konnten. Die Waldreben, Clematis vitalba, haben wir dankenswerterweise von Euch über Fassadengrün breitgestellt bekommen.
Die ausgebauten Pflastersteine waren im Anschluss noch beim Tiefbauamt abzugeben und die Stadt wurde für eine Kontrolle über die Fertigstellung der Arbeiten informiert und hat es sich nach eigener Auskunft wohl auch angeschaut.
Was hat Euch die Begrünung insgesamt gekostet?
In Summe haben wir für zwei Pflanzengruben und zwei Ranksysteme bis in circa drei Metern Höhe, samt Material und Montage, etwa 2.400 Euro ausgegeben.
Was habt Ihr für die weitere Pflege der Kletterpflanzen geplant?
Einmal jährlich ist ein Rückschnitt vorzunehmen, den wir in Eigenleistung durchführen wollen. Die Begrünung ist insgesamt nicht so hoch, so dass es sich gut bewerkstelligen lässt.
War es insgesamt ein aufwendiges Verfahren – von der Idee der Begrünung bis hin zur Pflanzung?
Im Grunde nicht, da der Antrag schnell gestellt war und die Arbeiten an einem Tag erledigt wurden. Natürlich ist von der Idee über Antragstellung bis zur Umsetzung aber einige Zeit vergangen.
Wie ist sonst die Situation in Eurer Straße in Sachen Stadtgrün?
Eher trist! Da am Anfang der Straße zwei Bäume stehen, gilt die Straße als teilbegrünt. Nach Auskunft der Stadt sind weitere Straßenbäume durch die Versorgungsleitungen nicht möglich und durch die Teilbegrünung ist die Straße auch nicht priorisiert. Das ist natürlich schade und bedarf daher weiterer Initiative, um perspektivisch die Situation zu verbessern.
Lust auf noch mehr Beispiele aus Leipzig?
Wir Ökolöwen haben im Rahmen von Kletterfix zahlreiche Begrünungsprojekte in Leipzig begleitet. Ein paar dieser Beispiele für gelungene Fassadenbegrüngen haben wir dokumentiert, damit sie Nachahmer:innen inspirieren.
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