Wo sind unsere 1000 Straßenbäume geblieben?

Straßenbäume in Leipzig: Eine Geschichte des politischen Versagens

Wo bleiben die 1000 Straßenbäume?

Bereits 2009 hatte sich die Stadt dazu verpflichtet, jährlich 1000 neue Straßenbäume als Erstpflanzungen in Leipzig zu pflanzen – aufgrund beharrlicher Forderungen von uns Ökolöwen. Seit 13 Jahren verfehlt die Stadt dieses Ziel um Längen. Wie kann das sein?

Im Juni 2019 hatten wir Ökolöwen für einen kurzen Moment Grund zur Freude. Das Straßenbaumkonzept wurde endlich beschlossen – mit einigen Jahren Verzögerung. Uns war bekannt, dass der Entwurf seit 2017 fertig in der Schublade lag, aber der politische Wille fehlte, diese weitreichende Entscheidung zu treffen. Wir sind dran geblieben, haben immer wieder appelliert, nachgefragt, gedrängt und uns für diesen Beschluss eingesetzt.

Denn dieses Konzept, das sogenannte Leipziger Straßenbaumkonzept 2030, bildet die Planungsgrundlage für die neuen Baumstandorte in unseren Straßen. Es ist eine wesentliche Voraussetzung, um das Ziel zu erreichen: 1000 neue, zusätzliche Bäume zu pflanzen. Auf diese Weise soll der Baumbestand sukzessive erweitert werden. Denn: 64 Prozent aller Straßen in Leipzig sind baumlos.

2022: Straßenbaumbilanz trotzdem weiterhin verheerend 

Zwischenfazit: Seit 2019 sind alle Bedingungen erfüllt, um das Ziel von 1000 neuen Straßenbäumen im Jahr zu erreichen. Doch wie eine Anfrage der Leipziger Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen unlängst ergab, ist die Stadt weiterhin sehr weit von diesem Ziel entfernt.  

  • Bis 2019, also vor dem Beschluss des Straßenbaumkonzeptes 2030, lag der durchschnittliche Zuwachs bei 280 Straßenbäumen pro Jahr.
  • 2019: 332 neue Straßenbäume (statt 1000).
  • 2020: 522 neue Straßenbäume (statt 1000).
  • 2021: 283 neue Straßenbäume (statt 1000).
  • 2022: 346 neue Straßenbäume (statt 1000).

Ein Armutszeugnis in Zeiten der Klimakrise

Warum sind Straßenbäume so wichtig? Bäumen speichern Kohlenstoff in ihrem Holz und sorgen damit dafür, dass das klimaschädliche Gas nicht länger in der Atmosphäre ist. Sie sind daher im Kampf gegen die Erderwärmung wichtige Verbündete.

Aus diesem Grund hat die Stadt 2020 in ihrem „Sofortmaßnahmenprogramm zu Klimanotstand 2020“, u.a. eine Maßnahme aufgeführt, die 5000 zusätzliche Baumpflanzungen vorsieht, Umsetzungszeitraum: sofort. Gleiches gilt für das Energie- und Klimaschutzkonzept der Stadt.

Ein weiterer wichtiger Effekt geht im Zuge der Klimakrise mit Bäumen einher: Sie kühlen unsere aufgeheizten Städte. Sie verbessern als Schattenspender unser Wohlbefinden in gesundheitlich belastenden Hitzeperioden. Doch alle Bekenntnisse der Entscheidungsträger:innen in der Leipziger Stadtverwaltung zum Klimaschutz bleiben Lippenbekenntnisse, wenn die Taten nicht folgen. Und dass die Taten nicht folgen, zeigt die Bilanz zu den Straßenbäumen sehr deutlich.

Klares Zeichen: 1000 neue Bäume für 2023

Ein Baum braucht viele Jahre, um klimawirksam zu sein. Bis seine Krone nennenswert Schatten spendet und seine Holzmasse nennenswert Kohlenstoff speichert, vergehen 15 bis 20 Jahre. Angesichts der fortschreitenden Klimakrise mit ihren verheerenden Folgen können wir uns die Untätigkeit der Leipziger Entscheidungsträger:innen nicht leisten. Es müssen alle Ressourcen mobilisiert werden, um den Straßenbaumbestand zu vergrößern – und zwar sofort!

Zum Hintergrund:

Das haben wir Ökolöwen 2019 im Straßenbaumkonzept durchgesetzt:

#1: Baumlose Straßen bekommen Bäume

Bisher wurden neue Straßenbäume fast ausschließlich im Rahmen von komplexen Straßenbaumaßnahmen gepflanzt. Doch dank unserer Forderungen pflanzt die Stadt Leipzig nun nicht mehr nur neue Straßenbäume, sondern legt auch neue Baumscheiben in baumlosen Straßen an – unabhängig von Sanierungsmaßnahmen. Mit dem Straßenbaumkonzepts als Basis muss dies nun umgesetzt werden, denn Fakt ist: Leipzig hat noch Platz für circa 45.000 Straßenbäume. Nutzen wir diesen Raum!

Maßnahmenplan des Straßenbaumkonzeptes (Stadt Leipzig)

#2: Finanzielle Mittel stehen bereit

Erstpflanzungen in Straßen sind besonders aufwendig und damit kostenintensiv, weil es noch gar keine Baumscheibe dafür gibt: Wo bisher Asphalt ist, soll nun ein Baum wachsen. Entsprechend hoch ist das erforderliche Budget für die Baumaßnahme. Uns Ökolöwen war aufgefallen, dass im Entwurf für den städtischen Haushalt das erforderliche Budget gar nicht vorgesehen war! Damit das nötige Geld im Leipziger Finanzhaushalt verfügbar ist, hatten wir uns im Zuge der Haushaltsberatungen 2019/2020 an die Verwaltung und sowie einzelne politische Entscheidungsträger:innen gewandt.  Auch hier waren wir Ökolöwen erfolgreich: Seit 2019 stehen die finanziellen Mittel für die Umsetzung zur Verfügung. So können Mittel für zukünftige Neupflanzungen über mehrere Jahre hinweg geplant und eine erfolgreiche Umsetzung finanziell abgesichert werden.

#3: Personelle Verstärkung steht zur Verfügung

Die Planung von neuen Baumstandorten in Straßen ist mit personellen Aufwand verbunden. Für die Umsetzung des Straßenbaumkonzeptes braucht es deshalb zusätzliche Personalstellen in der Verwaltung. Auch diese Ökolöwen-Forderung ist mit dem Beschluss zum Haushalt 2019/2020 und dem Änderungsantrag von Bündnis 90/ Die Grünen und Die Linke zum Straßenbaumkonzept erfüllt worden.

#4 Straßenbaumwünsche gesammelt und eingebracht

Bereits im Jahr 2016 wurde das Straßenbaumkonzept mit umfangreicher Bürgerbeteiligung erstellt. Unter Mitwirkung von Leipziger Bürger:innen wurde dabei festgelegt, an welchen Standorten neue Bäume gepflanzt werden und welche Straßen davon ausgenommen sind. Seit 2014 haben wir Ökolöwen Straßenbaumwünsche und leere Baumscheiben von Leipziger:innen gesammelt. 430 dieser Wunschstandorte brachten wir erfolgreich in die Erstellung des Straßenbaumkonzeptes ein.

Straßenbaumwünsche von Bürger:innen im Straßenbaumkonzeptes: Allein 430 haben wir Ökolöwen eingebracht (Stadt Leipzig)

Um wirksam einen Beitrag für ein besseres Klima zu leisten, muss das Straßenbaumkonzept jetzt auch tatsächlich umgesetzt werden. Das fordern schon über 23.000 Leipziger:innen mit dem Appell "Mehr Grün für Leipzig". 

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