Bauprojekt bedroht Biotop am Stötteritzer Wäldchen
Bauprojekt bedroht Biotop am Stötteritzer Wäldchen
Die Stadt will für den Immobilienkonzern Vonovia ein Stück Wald am Stötteritzer Wäldchen in Baufläche umwandeln und ein gewachsenes Biotop zerstören. Ökolöwen-Mitglied Jana Franke hat eine Petition gestartet.
Leipzigs Schulbürgermeisterin Vicky Felthaus (Grüne) will eine neue Schule bauen lassen – ausgerechnet auf einem gewachsenen Biotop am Stötteritzer Wäldchen. So weit, so streitbar. Doch im Windschatten des Schulprojekts will die Verwaltungsspitze darüber hinaus auch noch einen städtebaulichen Vertrag mit dem Wohnungsbauunternehmen Vonovia eingehen.
Das Unternehmen will Wohnhäuser auf das Biotop neben die geplante Schule im Bereich der Döbelner Straße bauen. Dafür will die Stadt ein Stück Wald am Stötteritzer Wäldchen zu Wohnbauflächen umwandeln. Die Erstellung der Baupläne hat bereits begonnen. Wir Ökolöwen lehnen das Projekt in dieser Form ab.
In dem Stötteritzer Biotop, das Stadt und Vonovia zubauen wollen, leben derzeit viele geschützte Tierarten. Mehr als 30 Vogelarten, beispielsweise Sperber, Grünspechte, Graureiher und Mauersegler, wurden dort gesichtet. Auch blauflüglige Ödlandschrecken, Erdkröten und Zauneidechsen haben in dem Biotop ihr zu Hause gefunden. Für Mückenfledermäuse, Zwergfledermäuse und Breitflügelfledermäuse ist das Gebiet zudem ein ideales Jagdrevier.
Petition fordert Erhalt als Landschaftsschutzgebiet
Um dieses Biotop zu retten, haben Ökolöwen-Mitglied Jana Franke und ihren Mitstreiter:innen aus Stötteritz eine Petition aufgesetzt. Denn an dem Gelände erfreuen sich Anwohner:innen seit Jahren.
Auch wir Ökolöwen lehnen das Bauprojekt in seiner jetzigen Form ab, denn das Zubauen mit Wohnhäusern entspricht nicht dem öffentlichen Interesse. Stattdessen fordern wir die Erweiterung des bestehenden Landschaftsschutzgebiets mit dem Stötteritzer Wäldchen (LSG Östliche Rietzschke – Stünz).
Bauprojekt verstößt gegen Artenschutz
Wir Ökolöwen beteiligen uns als Umweltverband im laufenden B-Plan-Verfahren der Stadt Leipzig mit einer ablehnenden Stellungnahme. Darin weisen wir die Stadt auf einen gravierenden artenschutzrechtlichen Verbotstatbestand hin:
„Die Baumaßnahme würde zu einem erheblichen Verlust von Fortpflanzungsstätten geschützter Vogelarten führen und damit den Verbotstatbestand § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatschG erfüllen. Somit kann eine rechtliche Legitimität der Maßnahme nur dann von der Unteren Naturschutzbehörde erteilt werden, wenn ein überwiegendes öffentliches Interesse besteht und es keine zumutbaren Alternativen gibt.
In der Begründung zum Bebauungsplan wird verdeutlicht, dass keine weiteren geeigneten Flächen zum Schulneubau im Suchradius vorliegen. Es wird jedoch nicht das Erfordernis deutlich, an dieser Stelle auch eine Wohnbebauung umzusetzen. Ein überwiegendes öffentliches Interesse gegenüber den natur- und artenschutzfachlichen Belangen lässt sich hier nicht erkennen.
Damit sind die Voraussetzungen zur Erteilung einer Ausnahmegenehmigung gemäß § 45 Abs. 7 BNatschG für das Gesamtvorhaben nicht gegeben. Insbesondere die Gehölzbestände in der östlichen Hälfte des Plangebietes inklusive aller Biotop- und Altbäume sind somit zu erhalten!"
Downloadkasten
Das Bauvorhaben ist in dieser aktuell vorliegenden Form nicht zulässig. Wir Ökolöwen machen die Fraktionen im Leipziger Stadtrat darauf aufmerksam. Wenn die Stadträt:innen dieser Planvorlage der Stadtverwaltung zustimmen, gefährden sie den zeitnahen Bau einer neuen Schule für Stötteritz.
Kampf gegen den Grünschwund in ganz Leipzig
- Der Angriff von Stadt und VONOVIA auf das Biotop in Stötteritz ist leider nur eines von vielen Beispielen für den frevelhaften Umgang mit der Natur in unserer Stadt. Wir Ökolöwen müssen uns dem massivem Grünschwund in Leipzig an vielen Stellen entgegenstellen. Das kann so nicht weitergehen! Wir fordern mit dem Ökolöwen-Appell Mehr Grün für Leipzig: Grünflächen müssen Grün bleiben!
- In jedem Viertel gibt es grüne Ecken, die Treffpunkt für Leipziger:innen und Lebensraum für Tiere und Pflanzen sind. Diese müssen von der Stadt Leipzig mit allen Mitteln vor Bebauung gesichert werden. Es braucht deswegen eine “Rote Liste” jener Grünflächen, die für die Viertel aus ökologischen, sozialen und kulturellen Gründen von hoher Bedeutung sind.
- Die Stadt hat mit der Veränderungssperre ein Instrument in der Hand, wertvolle Grünflächen vorerst vor Bebauung zu schützen. Wir Ökolöwen fordern, dass die Stadt Leipzig diese Möglichkeit zum Schutz der Lebensqualität und der Artenvielfalt konsequent nutzt und ein klares Zeichen an Investoren setzt: Wertvolle Freiflächen werden nicht bebaut!
- Die Stadt Leipzig hat das Recht vor anderen Interessenten Grundstücke zu kaufen und so vor Bebauung zu sichern. Wir Ökolöwen fordern, dass die Stadt Leipzig ihr gesetzliches Vorkaufsrecht wahrnimmt und so jedes Jahr mindestens grüne Flächen in der Größe des Lene-Voigt-Parks erwirbt. Mit einem gezielten Grünkaufprogramm muss die Stadt Leipzig die wichtigen grünen Korridore und Verbindungen der Stadt sichern und ausbauen.
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