Leipzig muss insektenfreundlich werden

Das muss Leipzig jetzt für seine Insekten tun

Schmetterling, Biene und Co. brauchen blühende Wiesen. Dazu müssen mehr innerstädtische Grünanlagen zu naturnahen Insektenweiden werden. Wir Ökolöwen fordern deshalb einen Maßnahmenkatalog sowie neue Pflegegrundsätze für unser städtisches Grün.

Bad Solgau oder Riedstadt machen es vor: kleine Städte, die einen enorm hohen Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt leisten. Sie gestalten innerstädtische Grünanlagen zu naturnahen Insektenweiden um und verwandeln Einheitsgrün in artenreiche Anlagen.

Leipzig hingegen hat Nachholbedarf und muss dringend Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt ergreifen. Die Stadt muss ihren Verpflichtungen, die aus der Mitgliedschaft im Bündnis "Kommunen für biologische Vielfalt" erwachsen, endlich gerecht werden. Ein Auszug aus der Deklaration:

  • "Erhalt von naturnahen Flächen im Siedlungsbereich und Nutzung bestehender Potenziale zur Schaffung von naturnahen Flächen und Naturerlebnisräumen innerhalb des Siedlungsraumes auch in Hinblick auf die Anpassung des Klimawandels."
  • "Naturnahe Pflege öffentlicher Grünflächen u.a. mit weitgehendem Verzicht auf Pestizide und Düngung und Reduktion der Schnittfrequenz (Ökologisches Grünflächenmanagement)."
  • "Ausschließliche Verwendung von heimischen und gebietsspezifischen Arten auf naturnahen Flächen und Naturerlebnisräumen im Siedlungsbereich."

Leipzigs Grünflächen können mehr

Seit einigen Monaten stehen wir Ökolöwen schon im Austausch mit der Leipziger Stadtreinigung, die für die Pflege des städtischen Grüns zuständig ist. Auf wenigen Flächen arbeitet diese bereits ökologisch vorteilhaft. Um wirklich einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten, müssen solche Maßnahmen jedoch flächendeckend umgesetzt werden.

Denn Grünfläche ist nicht gleich Grünfläche. So ist es erforderlich, den Anteil an extensiv bewirtschafteten Flächen deutlich auszubauen. Es sollen mehr Wiesenflächen und Saumbildungen geschaffen werden, in denen Gräser, Kräuter und Blumen wachsen können und als Nahrungsquelle bereit stehen.

Auch soll eine Grünfläche mehrere Funktionen erfüllen: Sie kann zugleich Liegewiese und essentielle Nahrungsquelle und Lebensraum für Insekten sein – durch Blühkorridore oder extensiv gepflegte Randbereiche, beispielsweise entlang von Gehölzen.

Maßnahmenkataloges zur insektenfreundlichen Grünflächenpflege

Einen ersten Schritt hat die Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen im Januar 2018 mit ihrem Antrag "Bienenschutz in der Stadt Leipzig" getan. Die Fraktion fordert einen Maßnahmenkatalog nach Dresdener Vorbild. Dort geht es gezielt um Bienen- und Wildbienenschutz. Das ist gut, aber zu wenig.

Eine Schwebfliege.

1275 Insektenarten sind in Sachsen auf der Roten Liste. Davon sind 98 Arten ausgestorben und 122 Arten sind vom Aussterben bedroht. "Bei den Wildbienen sind bereits jetzt über die Hälfte der Arten in ihrem Bestand gefährdet. Daneben gelten als ausgestorben oder bestandsgefährdet 7 Prozent der Gnitzen, 17 Prozent der Schmetterlinge, 29 Prozent der Schwebfliegen, 32 Prozent der Raubfliegen, 35 Prozent der Heuschrecken, 37 Prozent der Laufkäfer und 87 Prozent der Wasserkäfer", erklärt der NABU Leipzig. Eine Fokussierung auf Wild- und Honigbienen erachten wir Ökolöwen nicht als zielführend, da sie dem Artenreichtum der Insekten nicht gerecht wird.

Städtische Pflegegrundlagen sind notwendig

Insekten sind nicht nur für die Bestäubung unerlässlich, sondern auch Teil der Nahrungskette und somit unentbehrlich für den Erhalt der Artenvielfalt. Der Artenschutz muss bei der Bewirtschaftung städtischer Grünanlagen mehr Berücksichtigung finden. Daher ist es unabdingbar, dass sich die Grünflächenpflege in der Stadt Leipzig an insektenfreundlichen Standards orientiert.

Das erfordert eine Überarbeitung der Grundlagen der städtischen Grünflächenpflege, die in den Pflegegrundsätzen von 1995 verankert sind. Der Ökolöwe fordert, die Verpflichtungen, die sich aus dem Bündnis "Kommune biologische Vielfalt" und "Pestizidfreie Kommune" ergeben, in diesen Grundlagen aufzunehmen und die etablierten Pflegekategorien zu überdenken.

Pflegemaßnahmen sollten vielmehr anhand der Nutzung und dem Artenschutz durch den zu entwickelnden Maßnahmenkatalog bestimmt werden. Diese Forderung haben wir an die Entscheidungsträger aus Verwaltung und Kommunalpolitik getragen, damit dies in den Ausschüssen beraten und beschlossen werden kann.

Investment lohnt sich

Es ist unabdingbar, dass die finanzielle Situation der städtischen Grünflächenpflege im kommenden Haushaltsplan 2019/2020 sowie allen folgenden Haushaltsplänen berücksichtigt wird. Die Herstellungskosten und Pflege einer naturnahen Grünflächengestaltung liegen zunächst über den konventionell gestalteten Flächen (neue Maschinen, erhöhter Aufwand für Aufnahme, Transport und Entsorgung von Langgras, Mitarbeiterschulungen u.ä.).

Viele Stadtbeispiele haben aber gezeigt, dass sich die Investition in die Umstellung von intensiver auf extensive Bewirtschaftung langfristig auch aus finanzieller Sicht lohnt. So zeigt das Beispiel von Riedstadt, dass die Pflegekosten sich jährlich von 5,52 Euro bis 8,93 Euro pro Quadratmeter auf 0,39 Euro bis 2,17 Euro pro Quadratmeter reduziert haben.

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