Sommerstraßen in Stockholm – Ein Fall für Leipzig?
Sommerstraßen in Stockholm – Ein Fall für Leipzig?
In Stockholm werden seit einigen Jahren Straßen im Sommer zu Fußgänger:innenzonen. Wir Ökolöwen fordern Sommerstraßen auch für Leipzig! Sie sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer lebenswerteren, nachhaltigen und grünen Stadt.
Was sind Sommerstraßen?
Sommerstraßen sind Straßen, die in den Sommermonaten verkehrsberuhigt oder komplett für fahrende und parkende Autos gesperrt werden. Die Straße wird durch Pflanzkübel und Sitzgelegenheiten zu einem angenehmen Aufenthaltsort umgestaltet. So entsteht neuer Raum, der von der Stadt und den Anwohnenden durch vielfältige Aktivitäten belebt werden kann. Sommerstraßen sind frei von Verkehrslärm, Abgasen, Staus und Gefahrenquellen. Dadurch können Kinder wieder unbekümmert auf der Straße spielen. Es entsteht ein Ort für Begegnung, Erholung, Kreativität und Bewegung. Eine Sommerstraße trägt zu einer besseren sozialen Teilhabe und Zusammenhalt in der Stadt bei. Außerdem fördern Sommerstraßen Fuß- und Radverkehr und können neue Nutzer:innengruppen für diese Verkehrsformen gewinnen. Sie sind so ein bedeutsamer Teil der Mobilitätswende. Die erste Stadt, die Sommerstraßen eingeführt hat, war Stockholm.
Sommerstraßen in Stockholm
2015 sperrte die Stadt Stockholm erstmals zwei Straßen von Mai bis September für den Autoverkehr und gestaltete sie mit Sitzmöbeln, Pflanzen und Kunst. Das Pilotprojekt kam sehr gut an, sodass ein Jahr später die Verkehrsbehörde das Projekt „Levande Stockholm“, auf deutsch „Lebendiges Stockholm”, geschaffen hat. Das Ziel von “Levande Stockholm“ ist es, den öffentlichen Raum zu beleben sowie eine angenehme Umgebung und ein attraktives Stadtleben zu schaffen. Auch leere und unsichere Orte sollen wieder attraktiv gemacht werden.
Seit 2017 werden jedes Jahr von Mai bis September mehrere Straßen in der Innenstadt und den Außenbezirken zu Fußgänger:innenzonen. Die Stadt stellt Sitzmobiliar, Pflanzen, Blumen und Kunst. Der freie Parkraum wird teils an Restaurants für Freisitze vermietet.
Seit 2018 kooperiert das Verkehrsamt der Stadt Stockholm mit der Kulturverwaltung, um Kunst und Kultur auf die Sommerstraßen zu bringen. Inzwischen gibt es dadurch ein großes, buntes Programmangebot von Konzerten, Workshops, Ausstellungen, Sportangeboten, Spielen, Lesungen und vielem mehr.
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Sommerstraßen sind ein großer Erfolg
Die Sommerstraßen kommen überwiegend sehr gut bei Besucher:innen, Anwohner:innen und Geschäftsinhaber:innen an. Die Befürchtung, dass die Sommerstraße den Geschäften schaden würde, trat nicht ein. Einige anliegende Läden erzielten sogar mehr Umsatz durch die Sommerstraße.
Die Stadt arbeitet kontinuierlich an der zeitlichen und räumlichen Ausweitung von „Levande Stockholm”. Der Fokus liegt nun mehr auf den Außenbezirken und Winteraktivitäten. Neue Standorte können von Unternehmen, Immobilienbesitzer:innen und den Stockholmer:innen selbst vorgeschlagen werden. Für die Gestaltung der Sommerstraße können sich die Anliegenden vor Ort beteiligen.
Auch wird jedes Jahr das Budget für das Projekt erweitert. 2019 schaffte die Stadt beispielsweise neue einheitliche Möbel an, die den Sommerstraßen Wiedererkennungswert verleihen (siehe Bild oben).
Sommerorte, Winterplätze und dauerhafte Fußgänger:innenzonen
Inzwischen gibt es nicht nur Sommerstraßen, sondern über 40 sogenannte Sommerorte. Dazu gehören im Sommer 2023 neben den 15 Straßen auch 21 Plätze und sieben Orte an den Kais, den Stockholmer Ostseeufern. Jeweils laden Bänke, Grün, Kunst und Kultur zum Verweilen ein. Einige Orte werden regelmäßig zu Sommerorten, es kommen aber auch jedes Jahr neue Plätze und Straßen dazu.
Der große Erfolg führte dazu, dass es seit 2017 auch sogenannte Winterplätze gibt. Von Dezember bis Februar bestehen in der Innenstadt Fußgänger:innenstraßen, Plätze und Pop-up Parks. Dort sorgen angenehmes Licht, winterharte Pflanzen und Sitzgelegenheiten für eine besondere Atmosphäre. Einige Sommerstraßen sind inzwischen sogar zu ganzjährigen Fußgänger:innenzonen geworden.
Deutsche Städte ziehen nach
Auch in Deutschland entdecken immer mehr Städte die Sommerstraßen für sich. Den Anfang machte München 2019 mit einer Straße. Das Projekt wurde sehr gut angenommen, sodass München seit 2020 jeden Sommer zehn bis 14 Straßen von Autos befreit. Auch in Berlin und Saarbrücken eröffnen dieses Jahr die ersten Sommerstraßen. Von Mai bis Oktober verwandeln sich drei Straßen der Hauptstadt zu Orten für Begegnung, Erholung, zum Verweilen und Spielen. Saarbrücken testet das Konzept im Sommer 2023 an zwei Standorten. Wenn es erfolgreich ist, sollen in den folgenden Jahren Straßen in weiteren Stadtvierteln dazukommen. Auch Frankfurt und Wiesbaden experimentieren bereits mit Sommerstraßen, bisher allerdings nur an einzelnen Sonntagen im Jahr.
Sommerstraßen auch für Leipzig!
Die Sommerstraßen in Stockholm sind seit inzwischen acht Jahren eine Bereicherung für die Stadt, ihre Bewohner:innen und Besucher:innen. Deutsche Städte wie München, Berlin und Saarbrücken haben ebenfalls ihr Potenzial erkannt und integrieren die temporären Fußgänger:innenzonen in ihr Stadtbild.
Wir Ökolöwen fordern Sommerstraßen auch für Leipzig! Sie sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer lebenswerteren, lebendigeren, gerechteren und grünen Stadt. Ein Großteil der Leipziger Straßen wird von grauem Beton und Autos dominiert. In der schönen Jahreszeit könnten diese wieder den Menschen zur Verfügung gestellt werden. Auch würden Sommerstraßen in Leipzig die Möglichkeit bieten, Straßenraumkonzepte abseits vom autozentrierten Standard zu testen, bevor man sie dauerhaft umsetzt.
Für die Umsetzung bieten sich Nebenstraßen in dicht besiedelten Wohngebieten an. Gerade Gegenden mit schlechtem Zugang zu Grünflächen können von Sommerstraßen profitieren.
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