Grüne Gleise für Leipzig – Rasengleisprogramm jetzt!
Grüne Gleise für Leipzig – Rasengleisprogramm jetzt!
Klimaschutz auf Schienen
Straßenbahngleise können mehr als nur Transport ermöglichen. Als Rasengleise wirken sie direkt fürs Klima: Sie senken Lärm, binden Feinstaub, speichern Wasser und machen Straßenräume lebenswerter. In Leipzig bleibt dieses Potenzial bislang ungenutzt, obwohl der Ökolöwen-Rasengleis-Check zeigt, dass über 100 Kilometer Gleis dafür geeignet sind.
Die Stadt steht vor wachsenden Herausforderungen: Hitze, Lärmbelastung und versiegelte Flächen nehmen zu. Deshalb muss Leipzig handeln. Wir Ökolöwen fordern ein Rasengleisprogramm, das Stadtgrün schafft, die Luft verbessert und Leipzig klimafreundlich macht.

Teil A: Rasengleise und ihr Nutzen für die Stadt
Rasengleise: grün und leise
Die Straßenbahn ist ein zentrales Verkehrsmittel für umweltfreundliche Mobilität in Leipzig. Ohne Gleise fährt sie nicht. Diese dienen als Fahrbahn, Orientierung und feste Spur.
Heute sind Straßenbahngleise zum Glück fester Bestandteil des Stadtbilds. Oft allerdings eher als Teil grauer und lauter Infrastruktur. In manchen Abschnitten verlaufen sie unabhängig vom Straßenverkehr, abgetrennt durch Bordsteine, Hecken oder andere Barrieren. Diese Flächen gehören allein der Bahn und dürfen von Autos oder Fahrrädern nicht genutzt werden. Sie werden als unabhängige oder besondere Bahnkörper bezeichnet.
Genau hier liegt eine Chance: Gleise können mehr leisten als reinen Transport. Sie können die Stadt grüner, leiser und klimaresistenter machen.
Die Idee? Rasengleise. Expert:innen der Humboldt-Universität-Berlin zeigen: Bereits vier Kilometer Rasengleis schaffen über einen Hektar Vegetationsfläche mitten in der Stadt und bringen klare Vorteile.

Zwischen Schotter und Gras - Vorteile grüner Gleise
Weniger Lärm, mehr Ruhe
Straßenbahnlärm übertönt oft jedes Gespräch. Er stört den Schlaf, mindert die Konzentration und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Rasengleise schaffen Abhilfe. Sie bringen Grün in die Stadt und sorgen für spürbar mehr Ruhe entlang der Strecke. Im Schnitt senken sie den Lärm um drei Dezibel, in Einzelfällen sogar um sechs. Schon drei Dezibel weniger wirken für das Ohr wie eine Halbierung des Verkehrsaufkommens. Für Anwohner:innen bedeutet das mehr Lebensqualität im Wohn- und Arbeitsumfeld.
Auch die Wahrnehmung verbessert sich. Laut Umweltbundesamt empfinden Anwohner:innen das Geräusch von Straßenbahnen auf Rasengleisen als deutlich angenehmer und weniger störend.
Wasser speichern, Stadt kühlen
Die Erderhitzung führt zu mehr Starkregen und Hitzewellen. Gleichzeitig wachsen die Städte und versiegeln immer mehr Flächen. Asphalt und Beton speichern Hitze, lassen kein Regenwasser versickern und überlasten die Kanalisation. Rasengleise wirken dagegen. Sie öffnen den Boden, lassen Regenwasser versickern und verbessern das Stadtklima.
Als Teil der Schwammstadt speichern sie Regenwasser und geben es langsam wieder an die Umgebung ab. Im Schnitt nehmen sie 70 Prozent des Niederschlags pro Quadratmeter auf. So entlasten sie die Kanalisation, schützen vor Überschwemmungen und kühlen die Stadt. Verdunstendes Wasser sorgt gerade an heißen Sommertagen für spürbare Erfrischung.
Das Leipziger Institut für Meteorologie zeigt: Im Sommer fällt der meiste Regen. Genau dann brauchen Pflanzen das Wasser am dringendsten und können es am besten aufnehmen. Rasengleise speichern in dieser Zeit sogar bis zu 90 Prozent des Niederschlags und beeinflussen das innerstädtische Mikroklima stark. Weil Pflanzen weniger Wärme speichern als Asphalt, heizen sich Rasengleise tagsüber weniger auf und kühlen nachts schneller ab. Der Temperaturunterschied kann bis zu 25 Grad Celsius betragen.
Saubere Luft durch Grün
Begrünte Gleise reinigen die Luft. Die Pflanzen binden Feinstaub und andere Schadstoffe aus Bahn- und Stadtverkehr. Sie nehmen Kohlendioxid auf, speichern es und verhindern, dass Staub erneut in die Luft gelangt. Das Ergebnis: Weniger Belastung und bessere Luft für alle, die in der Stadt leben, arbeiten oder unterwegs sind.
Grüne Akzente im Stadtbild
Gleise prägen das Stadtbild und beeinflussen die Wirkung des öffentlichen Raums. Klassische Gleisanlagen mit Schotter oder Asphalt wirken grau und eintönig. Begrünte Gleise bringen dagegen frisches Grün, schaffen Vegetationsflächen und werten die Umgebung sichtbar auf.
In dicht bebauten Stadtteilen verbessern sie Klima und Lebensqualität zugleich. Flächen, die bisher nur der Straßenbahn dienten, werden so Teil des öffentlichen Raums.
Auch Fahrer:innen Profitieren. Eine Umfrage unter Straßenbahnfahrer:innen aus Kassel zeigt: Rasengleise wirken beruhigend, mindern Ermüdung und schonen die Augen.
Damit setzen Rasengleise grüne Akzente in einer grauen Stadtlandschaft. Sie verbinden ansprechende Optik mit klarer Funktion.

Längere Lebensdauer, geringere Kosten
Rasengleise bringen nicht nur ökologische und gestalterische Vorteile, sondern stärken auch die städtische Infrastruktur und Wirtschaftlichkeit. Die Begrünung schützt das Gleisbett vor Hitze, senkt das Risiko von Schienenverwerfungen oder -brüchen und verlängert so die Lebensdauer der Schienen. Erfahrungen zeigen: Bei Rasengleisen bleibt die Schotterschicht unter der Begrünung auch nach 20 Jahren nahezu sauber. Im Vergleich zu offenen Schottergleisen muss sie deutlich seltener nachgestopft werden. Das reduziert Sanierungsintervalle und senkt langfristig die Instandhaltungskosten.
Begrünte Gleise verringern zudem Feinstaub und Lärm. So steigt die Lebensqualität, Gesundheitsrisiken sinken und Krankheitskosten nehmen ab.
Klar, die Baukosten für Rasengleise liegen über denen herkömmlicher Gleise. Doch sind es die umfänglichen nachhaltigen Vorteile und Funktionen, die diese Investition für Mensch und Natur rechtfertigt.
Aufbau und Varianten von Rasengleisen
Rasengleis ist nicht gleich Rasengleis. Es gibt verschiedene Varianten, die sich in Aufbau, Pflegeaufwand und Wirkung unterscheiden. Diese Unterschiede müssen bei Planung und Umsetzung berücksichtigt werden.
Zwei grüne Möglichkeiten: Sedum oder Rasen
Für die Begrünung selbst gibt es zwei Hauptvarianten: Sedum und Rasen.
Sedum besteht aus dickblättrigen, robusten Pflanzen. Sie wachsen in einer dünnen Vegetationstragschicht von nur fünf bis acht Zentimetern, brauchen wenig Pflege, vertragen Trockenheit und speichern rund 50 Prozent des Jahresniederschlags. Damit eignen sie sich für Standorte mit wenig Regen oder kleinem Pflegebudget.
Rasen ist anspruchsvoller. Er muss regelmäßig gemäht werden und braucht mehr Wasser. Dafür speichert er deutlich mehr Regen: Bei einer Bodenschicht von mindestens 15 Zentimetern nimmt er bis zu 70 Prozent des Jahresniederschlags auf. Das verbessert das Stadtklima, vor allem an heißen Tagen. Außerdem hält Rasen Belastungen durch Begehungen oder Notüberquerungen besser Stand als Sedum.
Die Höhe entscheidet über die Wirkung
Auch die Einbauhöhe, also wie tief oder hoch die Schienen in die Begrünung eingebettet sind, entscheidet über Wirkung und Nutzen. Es gibt drei Varianten: hochliegend, tiefliegend und gemischt.
Bei hochliegenden Rasengleisen reicht die Begrünung bis zur Schienenoberkante. Das sieht besser aus und bringt klare Vorteile: weniger Lärm, mehr Wasserspeicherung, geringere Hitzeentwicklung und einfachere Pflege. Tiefliegende Systeme lassen die Schienen frei liegen und leisten deutlich weniger für Klima und Lärmschutz.
Fazit: Am wirksamsten ist die Kombination aus hochliegendem Einbau und Rasenbegrünung. Sie erfordert zwar mehr Aufwand, zahlt sich aber langfristig aus.

Teil B: Ein Rasengleisprogramm für Leipzig
Zu laut, zu stickig, zu heiß - Leipzig braucht Rasengleise!
Leipzig kämpft mit Lärm, Luftverschmutzung und steigender Hitze. Messungen zeigen: Fast das gesamte Hauptverkehrsstraßennetz weist Lärmpegel auf, die der Gesundheit schaden. Hauptlärmquelle ist mit Abstand der Autoverkehr. Doch auch Straßenbahnlärm belastet viele Menschen in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld – über 16.000 am Tag und mehr als 29.000 in der Nacht. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) bleibt wichtig, gleichzeitig müssen die Emissionen sinken. Der Lärmaktionsplan der Stadt benennt Rasengleise ausdrücklich als wirksame Maßnahme zur Reduzierung.

Auch die Luftqualität bereitet Sorgen. Leipzig steht zwar im Vergleich zu anderen Großstädten insgesamt weniger schlecht da, überschreitet jedoch regelmäßig die 2021 verschärften Richtwerte der globalen Luftgüteleitlinien der WHO. Feinstaub (PM10 und PM2,5) sowie Stickstoffdioxid bleiben im Jahresmittel über den empfohlenen Werten – ein ernstes Risiko für die öffentliche Gesundheit.
Hinzu kommt die wachsende Hitzebelastung durch die Klimakrise. Laut Deutscher Umwelthilfe ist Leipzig die am stärksten von Hitze betroffene Stadt Sachsens. Langanhaltende Trockenheit und steigende Temperaturen belasten besonders Kinder, ältere Menschen und chronisch Kranke. Leipzig muss deshalb widerstandsfähiger gegenüber der Erderhitzung werden.
Leipzigs grüne Potentiale: Ökolöwen-Rasengleis-Check
Rasengleise bieten in Leipzig eine selten genutzte Chance, Verkehrsinfrastruktur mit Klima- und Umweltschutz zu verbinden. Bisher wird dieses Potential nur punktuell ausgeschöpft. Das Straßenbahnnetz der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) umfasst über 300 Kilometer befahrbare Gleise unterschiedlicher Bauarten.
Unser Ökolöwen-Rasengleis-Check ergab: Mehr als 100 Kilometer bestehender Gleise könnten zu Rasengleisen umgewandelt werden. Aktuell sind davon jedoch weniger als 14 Kilometer begrünt. Mit dem Abschluss der Bauarbeiten an der Karl-Liebknecht-Straße und der Prager Straße steigt diese Zahl auf etwa 15 Kilometer an – dennoch bleiben große Flächen ungenutzt. Zu oft wurden Rasengleise bei Sanierungsmaßnahmen nicht mitgedacht oder der Einbau abgelehnt, obwohl die Vorteile klar auf der Hand liegen.
Vorgehen: So haben wir Ökolöwen das Potenzial ermittelt
Wir haben das gesamte Streckennetz der LVB im Stand von 2024 mithilfe satellitengestützter Fernerkundung analysiert und gezielt nach Gleisabschnitten gesucht, die vom Straßenverkehr getrennt verlaufen. So lassen sich Abschnitte identifizieren, die nicht mehrfach von Lieferfahrzeugen oder dem motorisierten Individualverkehr befahren werden – vor allem unabhängige und besondere Bahnkörper kommen dafür infrage.
Schwierig einschätzbare oder unübersichtliche Abschnitte haben wir anschließend direkt vor Ort begangen und bewertet. Dabei zeigte sich: Einzelne Abschnitte erfordern besondere Aufmerksamkeit, etwa wenn Busspuren des ÖPNV parallel verlaufen. Solche Flächen schließen wir nicht pauschal aus, sondern prüfen sie individuell, um ihr Potenzial für Rasengleise optimal zu nutzen.


Wo bietet sich eine zeitnahe Umsetzung an?
Wir müssen Rasengleise dringend umsetzen, um Hitze, Lärm und Klimafolgen zu mindern. Hitze- und Lärmbelastungen machen bestimmte Flächen besonders geeignet für Rasengleise. Die Zuhilfenahme der Klimaanalysekarte und der Lärmkartierung der Stadt Leipzig erleichtert die Identifizierung problematischer Stellen. Ergänzend sind Standorte von Bedeutung, an denen Rasengleise einen Beitrag zur Stärkung des Biotopverbunds leisten.
Besonders relevant für eine zeitnahe Umsetzung im bestehenden Streckennetz sind:
- Großflächige Alleen und Hauptverkehrsachsen
- Dicht bebaute Wohnquartiere
- Pflanzen- und grünflächenarme Straßenzüge
- Unmittelbare Nähe zu Landschaftsschutzgebieten
- Geplante Umbau- und Sanierungsmaßnahmen
Wir haben unter anderem folgende Standorte für die zeitnahe Umsetzung von Rasengleisen identifiziert:
- Georg-Schumann-Straße (Abschnitt Breitenfelder Straße bis Lützowstraße)
- Grimmaischer Steinweg/Johannisplatz
- Großteil des Innenstadtrings
Besondere Aufmerksamkeit erfordern diese Lärm-Hotspots, die im Lärmaktionsplan der Stadt Leipzig als Lärmbrennpunkte ausgewiesen sind:
- Ranstädter Steinweg
- Karl-Liebknecht-Straße
- Dresdner Straße
Rasengleise in Leipzig

Rasengleis-Potentiale in Leipzig

Rasengleisprogramm jetzt! - Unsere Forderungen an die Stadt Leipzig
Leipzig braucht dringend ein umfassendes Rasengleisprogramm. Es soll:
- gezielt besonders relevante Gleisabschnitte identifizieren,
- die Planungen für den Ausbau anstoßen
- und klare zeitliche Perspektiven schaffen, ähnlich dem erfolgreichen Stadtplatzprogramm 2030+
- Wir Ökolöwen schlagen vor, die Umsetzung durch den Förderbereich Lärmminderung des Freistaats Sachsen zu unterstützen. Dieser Bereich stellt Mittel aus Landes- und EFRE-Finanzierungen bereit und erleichtert den Ausbau deutlich.
Seit 2017 hat die Stadt trotz wiederholter Appelle von Ökolöwe und Jugendparlament lediglich knapp 2 Kilometer neue Rasengleise umgesetzt. Ein unübersehbar langsames Tempo, das dem Ziel begrünter Gleise kaum gerecht wird. Darüber hinaus hat die Stadt Leipzig zusammen mit den LVB nach Prüfung aller bis 2030 geplanten Gleisumbaumaßnahmen nur drei Streckenabschnitte namentlich konkret für Rasengleise festgelegt. Ein sehr enttäuschendes Ergebnis.
Mehr Grün für Leipzig!
Ein flächendeckendes Rasengleisprogramm ist entscheidend, um Leipzig klimafreundlicher und lebenswerter für Menschen und Tiere zu gestalten. Wir Ökolöwen fordern von der Stadt Leipzig die sofortige Einführung eines Rasengleisprogramms und die konsequente Umsetzung auf allen geeigneten Gleisabschnitten!
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