Aktuelle Verkehrszahlen für Leipzig
Aktuelle Verkehrszahlen für Leipzig
Leipzig macht Fortschritte in Sachen nachhaltiger Mobilität: Immer mehr Menschen sind auf ihren täglichen Wegen umweltfreundlich unterwegs. Zu Fuß gehen ist die Nummer 1. Autoverkehr verliert an Bedeutung.

Wie wir uns auf unseren täglichen Wegen fortbewegen, ist ziemlich genau untersucht: Seit 1972 gibt es die Erhebung "Mobilität in Deutschland" als "System repräsentativer Verkehrsbefragungen (SrV)" der Technischen Universität Dresden. Alle fünf Jahre werden Bewohner:innen von mehr als 500 deutschen (Groß-)Städten befragt, wie sie mobil sind – also welche Verkehrsmittel die Menschen wie oft und wie lange für ihre täglichen Wege nutzen. Die Ergebnisse der neuesten Erhebung wurden 2025 veröffentlicht.
Die Daten stammen aus dem Jahr 2023. Dafür wurden etwa 3.500 Leipziger:innen aus 2.000 Haushalten zu ihrem Mobilitätshandeln befragt. Wir Ökolöwen haben die Ergebnisse analysiert und ordnen sie für euch ein.
Was ist der Modal Split?
Die Ergebnisse des SrV werden im sogenannten Modal Split gebündelt. Dieser beschreibt die Verteilung des Verkehrsaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel innerhalb eines bestimmten Zeitraums und Gebietes. Er gibt an, welcher Anteil der Wege oder der zurückgelegten Strecken mit welchen Verkehrsmitteln absolviert wird. Der Modal Split wird meist in Prozentwerten angegeben und dient als wichtige Kennzahl in der Verkehrsplanung und Mobilitätsforschung.
Man unterscheidet in der Regel zwischen:
- Fußverkehr
- Radverkehr
- Motorisiertem Individualverkehr: z. B. Auto, Motorrad
- Öffentlichem Personennahverkehr: z. B. Bus, S-Bahn, Straßenbahn
Die Verlagerung zwischen diesen Verkehrsarten wird als Modal Shift bezeichnet. Ziel ist dabei, umweltfreundlichere, effizientere oder nachhaltigere Verkehrsmittel zu fördern.

Die großen Mobilitätstrends
Laut aktuellem SrV gibt es vier wesentliche Mobilitätstrends in Deutschland:
- Es wird wieder häufiger zu Fuß gegangen. Dazu trägt das Homeoffice bei Erwerbstätigen wesentlich bei. Dieser Trend ist aber nicht nur bei Erwerbstätigen zu sehen.
- Fahrradfahren bleibt von hoher Bedeutung. Die positiven Radfahrwerte wurden vielerorts bestätigt und teilweise sogar übertroffen. Das gute Wetter während der letzten Erhebung begünstigt diesen Trend.
- Der öffentliche Nahverkehr erholt sich. Die positiven Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket und das im Mai 2023 eingeführte Deutschlandticket führen dazu, dass der pandemiebedingte ÖPNV-Einbruch regeneriert.
- Die Autonutzung geht weiter zurück. Der Rückgang wurde vor allem in Großstädten gemessen.
Leipzigs Ziel: Umweltfreundliche Verkehrsarten sollen gefördert werden
Sowohl im Stadtentwicklungsplan Verkehr und öffentlicher Raum (kurz STEP) im Jahr 2015 als auch in der 2018 beschlossenen Mobilitätsstrategie hat sich die Stadt Leipzig zum Ziel gesetzt, ein Verhältnis von 70:30 zugunsten des Umweltverbundes im Modal Split zur erreichen. Das heißt Fußverkehr, Radverkehr und ÖPNV sollen zusammen 70 % aller Wege ausmachen. Der motorisierte Individualverkehr noch 30 %. Die aktuellen Zahlen zeigen: Dieses Ziel wurde im Jahr 2023 schon fast erreicht.
Haben wir die Verkehrswende in Leipzig schon geschafft?
Natürlich noch nicht. Wir Ökolöwen forderten bei der Festlegung der Mobilitätsstrategie und auch heute ein Verhältnis von 80:20 zugunsten der umweltfreundlichen Verkehrsarten. Erst wenn wir dieses Verhältnis erreicht haben, gepaart mit einer Antriebswende hinzu elektrischen Motoren, die mit Strom aus erneuerbarer Energie betrieben werden, dann haben wir die Verkehrswende geschafft.

Analyse des Modal Split in Leipzig: Welche Verkehrsmittel nutzen die Leipziger:innnen?
Fußverkehr ist Verkehrsart Nummer Eins.
Leipzig ist eine Stadt der kurzen Wege. Das zeigt die Entwicklung des Fußverkehrsanteils an den Wegen sehr eindrucksvoll: Ein Drittel aller Wege legen die Leipziger:innen zu Fuß zurück. Ein Zuwachs von 7 %. Das ist im Kontext von verändertem Mobilitätshandeln ein enorm hoher Wert.
Zudem legen die Befragten im Schnitt kürzere Distanzen zurück – die mittlere Reiseweite pro Weg ging von 6 auf 5,3 Kilometer zurück. Ein dichtes Netz an Kitas in Wohnortnähe oder der kurze Weg zum nächsten Supermarkt an der Ecke begünstigt diese Entwicklung. Eine weitere Rolle spielt das Arbeiten im Home-Office sowie ein verändertes Mobilitäts- und Gesundheitsbewusstsein vieler Leipziger:innen.

Wir Ökolöwen kämpfen für ein fußgängerfreundliches Leipzig
Wir Ökolöwen haben im Jahr 2020 den Appell “Fußgänger gehen vor!” gestartet. In den letzten Jahren wurden viele unserer Forderungen umgesetzt. Es gibt mehr Zebrastreifen, mehr Tempo 30 und weniger zugeparkte Kreuzungen. Das Resultat: Leipzig gehört gemeinsam mit Berlin (Anteil 35 %) zu den Fußverkehrshauptstädten Deutschlands.
Zu den Vorreitern in Sachen “zu Fuß gehen” gehört international die katalanische Metropole Barcelona. Mit einem Anteil von 42 % hat Barcelona einen sehr hohen Anteil beim Fußverkehr. Im Gegensatz dazu ist dort der Radverkehr mit gerade einmal 2 % so gut wie gar nicht entwickelt. Entscheidend für die positive Entwicklung des Fußverkehrs waren die ab 2013 nach und nach umgesetzten Superblocks. Dieses Konzept findet weltweit viele Nachahmer. Auch in Leipzig ist seit 2024 der erste Superblock in Umsetzung.
Radverkehr wächst weiter
Der Radverkehr gehört ebenfalls zu den Gewinnern im Modal Split. Dieser lag Anfang der 1990er Jahre noch bei knapp 6 % und Anfang der 2000er Jahre bei rund 12 %.
Mittlerweile nutzen die Leipzigerinnen für über 20 % ihrer täglichen Wege das Fahrrad. Diese Zahl stellt den Jahresdurchschnitt dar. In den wärmeren Monaten wird deutlich mehr Rad gefahren. Laut der Studie “Mobilität in Deutschland” des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur kann der Radverkehrsanteil in den Sommermonaten doppelt so hoch ausfallen wie in den Wintermonaten.
Die Stadt Leipzig stellt für den Radverkehr auch Live-Daten zur Verfügung. An insgesamt elf Dauerzählstellen kann man die aktuellen Verkehrsdaten für den Radverkehr einsehen.
An der Entwicklung des Radverkehrsteils zeigen sich deutlich die positiven Effekte der kontinuierlich wachsenden Radinfrastruktur, aber auch der immer stärker ausgeprägte Leipziger Fahrradkultur. Das lässt sich jedes Jahr auf der Leipziger RADNACHT bewundern.
Dennoch hat Leipzigs Radwegenetz noch viele Lücken. Viele Hauptstraßen haben bis heute keine vernünftigen Radwege. Auch der Radweg rund um den Leipziger Innenstadtring ist noch nicht zu Ende gebaut. Leipzig hat im Jahr 2024 einen neuen Radverkehrsentwicklungsplan beschlossen. Dort sind viele wichtige Entwicklungsschritte und deren Finanzierung festgelegt worden. Dieser Plan muss zügig und konsequent umgesetzt werden, damit Leipzig diese positive Entwicklung des Radverkehrs weiter fortsetzen kann.
Denn zu den internationalen Vorreitern in Sachen Radverkehr fehlt Leipzig noch ein gutes Stück. Kopenhagen hat einen Radverkehrsanteil von über 40 %, bei den reinen Arbeitswegen sogar von 65 %. Allerdings auf Kosten des zu Fußgehens (nur 6 %). In Amsterdam liegt der Radverkehrsanteil bei 32 %. Der deutsche Primus ist Münster mit 43 %. Aber auch hier lag der Fußverkehrsanteil bei der letzten Erhebung im Jahr 2019 bei nur 11 %.

Öffentlicher Nahverkehr stagniert
Die Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs ist nicht so positiv. Hier stagnieren die Werte in den letzten 20 Jahren bzw. sind sogar leicht rückläufig. Als ein Hauptgrund ist hier sicherlich die Corona-Pandemie zu nennen und der damit einhergehende komplette Einbruch der Nutzer:innen im ÖPNV. Da Menschen in Sachen Mobilitätshandeln zu festen Routinen neigen, also eher Gewohnheitstiere sind, erholen sich die Zahlen hier nur langsam.
Durch die Einführung des Deutschlandtickets und auch die vielen neuen Angebotserweiterungen der LVB im Jahr 2024 wird sich der ÖPNV auch wieder Anteile zurückholen. Aus unserer Sicht sollte die Stadt Wien hier weiterhin beispielgebend sein. Dort werden 32 % aller Wege mit Bus und Bahn zurückgelegt. Wien hat durch die Einführung eines günstigen 365-Euro Jahrestickets eine stabile Stammkundschaft und eine sehr hohe Zufriedenheit mit ihrem Nahverkehrssystem etabliert. Das passende Pendant hier in Deutschland wäre das 29 € Deutschlandticket, für das wir Ökolöwen uns weiterhin stark machen.
Aber auch Hamburg hat in Sachen ÖPNV 2024 eine beeindruckende Marke geknackt. Die Stadt hat nun mehr Deutschlandticket-Inhaber:innen als zugelassene PKWs. Leipzig ist mit ca. 100.000 Nahverkehrsabos bei 274.000 PKWs noch ein gutes Stück davon entfernt.

Autoverkehr verliert an Bedeutung
Das Auto ist nicht mehr die Hauptverkehrsart in Leipzig. Das erste Mal seit 1994. Über die letzten 20 Jahre hat der motorisierte Individualverkehr (MIV) deutlich an Anteilen eingebüßt. Nicht mal mehr ein Drittel aller Wege werden mit dem Auto zurückgelegt. Das ist nach Berlin der zweitniedrigste Wert aller deutschen Großstädte.
Viele Süd- und Westdeutsche Großstädte, die in er zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr stark das Leitbild der autogerechten Stadt umsetzten, haben nach wie vor hohe MIV-Anteile von über 40 % (z. B. Stuttgart 45 % MIV). Diese Städte leiden heute an viel Lärm, schlechter Luft und viel Stau.
Auch in Leipzig waren und sind die negativen Auswirkungen dieses Paradigmas zu spüren. Die aktuellen Zahlen zeigen deutlich: Die Trendwende ist jetzt geschafft.

Fazit – Leipzig ist auf einem guten Weg
Die Ziele, die sich Leipzig mit dem STEP im Jahr 2015 und der Mobilitätsstrategie 2018 gesteckt hatte, sind schon fast erreicht. Das ist ein Erfolg! Außerdem fällt auf, dass Leipzig alle Verkehrsarten des Umweltverbundes (Fuß, Rad, ÖPNV) gleichermaßen gefördert werden bzw. gefördert werden sollen. Einige Städte verfolgen die Strategie, nur eine der drei Verkehrsarten zu fördern und das mag in deren spezifischen historischem oder strukturellem Kontext auch sinnvoll sein.
Aus Ökolöwen-Sicht ist der “Leipziger Weg“ – auf ein Verhältnis von 80:20 zugunsten des Umweltverbundes im Modal Split hinzuwirken – entscheidend für den Erfolg der Mobilitätswende. Klar ist aber auch: Die Mobilitäts- und auch die Verkehrswende sind aktuell noch nicht geschafft. Bei allen drei umweltfreundlichen Verkehrsarten gibt es noch viele Baustellen.
Wir Ökolöwen kämpfen weiter für eine Stadt der kurzen Wege, sichere Rad- und Fußwege und einen gut ausgebauten, bezahlbaren ÖPNV für Leipzig.
Alle SrV-Kurzberichte seit 2008 zum Download
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