Jetzt bewerben: Auszeichnung "Naturnaher Kleingarten"
Wettbewerb „Naturnaher Kleingarten“: Bewirb Dich jetzt!
Noch bis zum 30. April 2022 läuft die Bewerbungsphase für den diesjährigen Wettbewerb „Naturnaher Kleingarten“. Alle Leipziger:innen, die ihre Parzelle naturnah gestalten und pflegen, sind eingeladen, der Jury ihre grüne Oase vorzustellen. Die drei überzeugendsten Naturgartenparzellen werden prämiert.
2022 wird der Wettbewerb „Naturnaher Kleingarten“ zum fünften Mal von der Stadt Leipzig gemeinsam mit uns Ökolöwen, dem Kreisverband Leipzig der Kleingärtner Westsachsen, dem Stadtverband Leipzig der Kleingärtner, der Regionalgruppe Leipzig des BUND, dem Landschaftspflegeverband LeipzigGrün sowie dem Regionalverband Leipzig des NABU ausgelobt.
Naturnahe Kleingärten für ein artenreiches, klimaresilientes Leipzig
Mehr als 39.000 Kleingartenparzellen gibt es in Leipzig. Alle zusammengenommen haben eine Fläche von mehr als 1.700 Fußballfeldern und damit riesiges Potential, dem Artensterben entgegenzuwirken und zur Klimaresilienz unserer Stadt beizutragen.
Die wichtigsten Grundsätze des naturnahen Gärtnerns, wie wir sie auch in unserem Stadtgarten Connewitz praktizieren, sind:
- auf Gifte und unnötige Versiegelungen verzichten
- den Kleingarten tierfreundlich gestalten
- bevorzugt heimische Blühpflanzen wählen
- die natürlichen Ressourcen schonen
Worauf die Jury bei der Auswahl der Preisträger:innen darüber hinaus Wert legt, macht der Bewerbungsbogen deutlich. Der Fragebogen dient als Checkliste für den Wettbewerb. Naturgarteninteressierten kann er gleichzeitig wertvolle Inspiration dafür sein, wie naturnahes Gärtnern im Kleingartenverein konkret aussehen kann.
Zu Besuch in einem ausgezeichneten Kleingarten
Yvonne Penter gehörte 2020 zu den drei Preisträger:innen des Wettbewerbs. Ihre 250 Quadratmeter große Parzelle liegt in der Anlage „An der Dammstraße“. Vom Verkehrslärm des Schleußiger Wegs, an dem der Kleingartenverein liegt, ist inmitten der weitläufigen Anlage schnell nichts mehr zu hören. Statt Autos brummen und summen die verschiedensten Insekten. Im August 2021 haben wir Ökolöwen Yvonne Penter in der auch im Spätsommer noch üppig blühenden Kleingartenoase besucht – ein gutes Jahr, nachdem ihr naturgärtnerisches Engagement durch die Prämierung belohnt wurde. Ob sich für sie durch den Gewinn etwas geändert hat und warum es sich unbedingt lohnt, im Kleingartenverein naturnah zu gärtnern, hat sie uns im Interview erzählt.
Mit diesem Garten hat Yvonne Penter 2020 die Auszeichnung "Naturnaher Kleingarten" erhalten. Bildquelle: Yvonne Penter.
Im Gespräch mit Preisträgerin Yvonne Penter
Ökolöwe: Yvonne, warum hast Du dich für den Wettbewerb „Naturnaher Kleingarten“ beworben?
Yvonne: Dass es diese Auslobung gab, hat mich gleich begeistert. Kurzerhand wollte ich es einfach mal ausprobieren und die Einschätzung einer fachlich kompetenten Jury zu meinem Garten herausfinden.
Ökolöwe: Wie läuft die Bewerbungsphase ab?
Yvonne: Zuerst wird mit den eigenen prüfenden Augen der Garten unter den vorliegenden Gesichtspunkten beziehungsweise Kriterien des Wettbewerbs angeschaut. Dabei kommt ganz schnell ans Licht, was schon schön umgesetzt und vorhanden ist und wo es noch Potential für weitere Projekte, welche die Natürlichkeit des eigenen Gartens weiter bereichern, gibt. Der Fragebogen des Wettbewerbs wird vom Gärtnernden selbst ausgefüllt und mit freudiger Zuversicht an die Wettbewerbsveranstalter gesandt. Nach einer spannenden Wartezeit und die Aufnahme in die engere Auswahl folgte eine Einladung zu einem Besichtigungstermin durch die Jury, die sich aus engagierten Akteuren der Umwelt- und Natursparte zusammensetzte. Im Zuge der Preisverleihung bekam ich eine Auszeichnungsplakette für den Gartenzaun und eine kleine finanzielle Anerkennung, die ich mit Freude gleich in Pflanzen für meinen Garten investiert habe.
Ökolöwe: Hat sich für Dich etwas durch den Wettbewerbsgewinn verändert?
Yvonne: Auf jeden Fall! Ich bin über meinen Gartenzaun hinausgewachsen, habe meinen Blick erweitert und möchte auch nach Außen in anderen Gärten und Grünbereichen mit dem Thema wirksam sein. 2021 habe ich die Möglichkeit ergriffen, eine über zwei Jahre gehende Ausbildung zur Gartenfachberaterin an der „Sächsischen Gartenakademie“ in Pillnitz zu absolvieren. So ist es mir möglich, weitere Kontakte zu knüpfen, fachlichen Austausch zu finden und Interessierten zukünftig Gartenberatungen anzubieten. Darüber hinaus liegt mir auch das Thema Garten und Natur sehr am Herzen. Hier bilde ich mich ständig weiter. So wächst und gedeiht eine Zusammenarbeit mit dem Vielfaltergartenprojekt in Leipzig und auch ein Klostergarten will konzipiert werden. Dabei soll auch das Thema Gestaltung eines (Klein-)Gartens nach naturnahen Grundsätzen nicht ausgeklammert werden. Als studierte Designerin ploppen viele Ideen auf, wie sich Projekte und auch Problemstellungen ästhetisch und praktisch zum Wohle der Natur umsetzen und geschickt in eine Gartengestaltung integrieren lassen – ohne Stein des Anstoßes zu werden. Mein Selbstbewusstsein, meinen Garten etwas abseits der noch oft gängigen „cleanen“ Kleingartengestaltung zu bewirtschaften, ohne Sorge vor unangenehmen Gegenwind, ist dadurch größer geworden. Es ist nur eine logische Konsequenz für mich, dass sich die Natur selbst gestaltet. Der oder die Gärtnernde beobachtet gut und leitet sanft und achtsam zu einem harmonischen Ganzen hin. Daraus entwickelt sich eine gute Freundschaft zum Wohle beider Seiten. Denn: Gärtnern sollte unbedingt auch Freude machen.
Ökolöwe: Eine gute Balance zwischen der Einhaltung der kleingärtnerischen Gesetzgebung und dem naturnahem Gärtnern zu finden, stellt immer wieder eine Schwierigkeit dar und birgt mitunter Konfliktpotenzial mit Gartennachbar:innen und Vorständen. Hast Du diese Erfahrung auch gemacht?
Yvonne: Es gibt hier und da Menschen, denen diese Art von Gestaltung nicht zusagt. Gartenplanung ist eben auch eine ästhetische Frage. Wobei hier zu betonen ist, dass es einen großen Unterschied zwischen einem naturnahen und naturbelassenden Garten gibt! Aus diesem Grundverständnis heraus ergeben sich natürlich auch Kontroversen. Ich bemerke, dass mit jüngeren Generationen von Gärtnernden auch langsam wieder das Bedürfnis, natürlich zu gärtnern, wächst und dass sich Gärten zu Gunsten von mehr Fülle und Abwechslung verändern. Naturnahes Gärtnern ist klar in der Kleingartenordnung formuliert und dies wird auch an der Gartenakademie immer wieder betont. Das bedeutet zum Beispiel: Verzicht auf chemische Mittel, mechanische Unkrautentfernung statt Salz, Förderung von Nützlingen und der Artenvielfalt in Flora und Fauna, Habitate, Nist- und Unterschlupfmöglichkeiten anbieten, ein reichhaltiges Nahrungsangebot, ebenso der Fokus auf natürliche Bau- und Werkstoffe, torffreie Erden, am besten eigener Kompost und eine gut funktionierende Kreislaufwirtschaft im Garten. Optimalerweise bedeutet es auch den Anbau heimischer Pflanzen und vermehrt alter, samenfester und bewährter Obst- und Gemüsesorten und es bedeutet Ressourcenschonung – besser noch: sie zu schützen. Die Schulungen in Pillnitz haben mich drüber hinaus darin bestärkt, dass ich mit dieser Auffassung von naturnahem Gärtnern auf dem richtigen Weg zu sein scheine.
Ökolöwe: Hast Du Tipps, wie Beides, kleingärtnerische Gesetzgebung und naturnahes Gärtnern, in Einklang funktionieren kann?
Yvonne: Das Wichtigste, was zu beachten ist, sind die Punkte in der Kleingartenordnung, die ganz konkret formuliert sind. Das heißt unter anderem unzulässige problematische Pflanzen, Gehölze und Bebauungen, Wuchshöhen, Abstände und das Verhältnis von Zier- und Nutzpflanzen für sich selbst gut zu überprüfen, um sich nachfolgend möglichen Ärger zu ersparen. Mein Tipp: Gegebenenfalls auch mal klärend bei den Gartenfachberater:innen oder dem Gartenvorstand nachzufragen und gemeinsam mögliche Lösungen zu finden. Auch hier sei nochmal erwähnt: naturnahes Gärtnern ist auf keinen Fall problemlos gleichzusetzen mit Naturbelassenheit eines Gartens. Das führt erfahrungsgemäß oft zu Konfliktpotential innerhalb des Gartenvereins. Eine Bewirtschaftung sollte stets erkennbar und optimalerweise auch gut von Außen sichtbar sein. Auch wird ein großer Fokus auf den Anbau von Gemüse im Verhältnis zur Gartenfläche gelegt. Dadurch ergibt sich die sogenannte Kleingärtnerische Nutzung, die sehr wichtig für den Bestand eines durch das Kleingartengesetz geschützten Kleingartenvereins ist. Es genügt also nicht, ein oder zwei Kürbispflanzen wachsen zu lassen und den restlichen Garten mit Rasen, der Laube und Betonsitzflächen zu füllen.
Ökolöwe: Wie lange bewirtschaftest du deinen Garten schon und wie hat er sich entwickelt?
Yvonne: In der Zeit vor meinem Garten habe ich waghalsig einen Dachvorsprung am Haus zum Balkon umgestaltet und genutzt. Die Sehnsucht nach einem Garten wurde jedoch immer größer und die Balkonfläche, die durch üppig wachsende Pflanzensammlungen gefühlt wurde, immer kleiner. 2007 ergab sich die Möglichkeit einen Kleingarten zu übernehmen. Damit nahm die Entwicklung ihren Lauf. Ich mache es kurz und zitiere den berühmten Staudenzüchter und Gartenphilosophen Karl Förster: „Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden.“ Dieser Aussage ist meiner Meinung nach nichts hinzuzufügen. Meine Gartenparzelle hat eine lange Metamorphose von einer Einöde aus Beton, Rasen und drei Bäumen zu einer reichgestaltigen „Scholle“ hinter sich. Sie verändert ihr Gesicht jedes Jahr wieder ein Stückchen. Ich habe das Gefühl, in dem Garten einen guten Freund gefunden zu haben, der mein Innerstes nährt und mich so reich beschenkt, dass ich jedes Mal glücklich und zufrieden nach Hause fahre. Gärtnern heißt, geduldig sein. Die Erkenntnis, dass ein Garten nie fertig ist, ist ein gutes Credo in der Passion einen Garten zu entwickeln. Der „störrische“ Minutenboden wurde von mir über Jahre sorgsam aufgebaut. Mittlerweile hat er eine Struktur, mit der sich besser gärtnern lässt. Pflanzen und Pflanzenstandorte wurden getestet, verschiedenste Gemüsesorten ausprobiert, um sie einfach mal kennengelernt zu haben – beziehungsweise, um diese weiterempfehlen zu können. Ich begeistere mich dafür, mit anderen gärtnernden Menschen Pflanz- und Saatgut zu tauschen. Ich liebe es, Pflanzen zu sammeln und wie eine Perlentaucherin des Öfteren etwas seltenere und vergessene Stauden und Gehölze zu finden, sie in den Garten zu holen, um diese zu kultivieren und zu beobachten. Und um zu schauen, ob und wie sie von der Tierwelt angenommen und besucht werden. Ich habe über die Jahre bemerkt, dass sich mehr und mehr Tiere in meinem Garten eingefunden haben, um sich dort zu sonnen, zu trinken, zu futtern, zu brüten, zu vermehren, zu singen, zu übernachten, zu unken, zu summen und zu brummen. Als nächstes möchte ich Fledermausquartiere an der Hütte anbringen, die Forsythie gegen einen für die Insektenwelt wertvolleren Frühblüher austauschen und eine neue kleine Wasserstelle anlegen. Ich freu mich schon darauf!
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