Klimafit Gärtnern: So geht's!
Stadtgarten: Klimafit gärtnern - so geht's!
Der Stadtgarten Connewitz gehört zu den Nominierten für den European Award for Ecological Gardening 2021 in der Kategorie "Klimafitte Gärten, Grünflächen und Gebäudebegrünungen". Erfahre, was klimafitte Gärten ausmacht und wie Du selbst klimaschonend und klimaangepasst gärtnern kannst.
Der European Award for Ecological Gardening wird vom Veranstalter ‚Natur im Garten‘ zur Anerkennung herausragender ökologischer gärtnerischer Leistungen verliehen. Nominiert werden Best-Practice-Beispiele aus ganz Europa.
Kreisläufe nutzen - Ressourcen schonen
Anhaltende Hitze- und Trockenperioden und sich häufende Starkregenereignisse sind Symptome der Klimakrise, die Gärtner:innen vor große Probleme stellen. Naturgärten kommen mit den Auswirkungen der Klimakrise deutlich besser zurecht, als aufgeräumte Gärten mit durstigem Sportrasen, aufwendig zu pflegenden exotischen Pflanzen und versiegelten Wegen und Terrassen. Naturnah gestaltete und gepflegte Grünflächen, wie der Stadtgarten Connewitz, sind nicht nur besser gewappnet, sich an die Herausforderungen, die die Klimakrise mit sich bringt, anzupassen. Sie leisten gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Naturgärten unterstützen den nachhaltigen Umgang mit wertvollen Ressourcen, wie Wasser und Boden, und tragen maßgeblich zur Abkühlung des Kleinklimas bei. Einfach umzusetzende gärtnerische Maßnahmen, wie Regenwasser in Tonnen zu sammeln und an trockenen Tagen als Gießwasser zu verwenden, schonen Geldbeutel und Planeten gleichermaßen. Viele Garten-Kreisläufe lassen sich in diesem Sinne nutzen: Warum in den Baumarkt fahren und pestizidbelasteten Rindenmulch kaufen, wenn die Äste vom Gehölzschnitt im eigenen Garten gehäckselt und als Beet-Mulch oder Wegebelag verwendet werden können?
Wer mulcht, muss deutlich weniger gießen und düngen
Wer den Boden der Garten-Beete mit Holzhäckseln, Rasenschnitt, gezupften Beikräutern, Laub, Wiesenmahd, Teichlinsen oder anderem toten, organischen Material abdeckt, hat deutlich weniger im Garten zu tun. Die Bodenabdeckung, Mulch genannt, dient als Verdunstungs- und Hitzeschutz. Bei anhaltend hohen Temperaturen heizt der abgemulchte Boden weniger auf. Gieß- oder Regenwasser steht den Pflanzen länger zur Verfügung. Das Wachstum von Beikräutern wird durch die abdunkelnde Mulchschicht stark eingeschränkt. Statt zu zupfen, kann beobachtet werden: Unter der Mulchschicht finden zahlreiche Bodenlebewesen ein Zuhause. Sie zersetzen das organische Material fleißig. Die dabei frei werdenden Nährstoffe lassen die Pflanzen kräftig wachsen. Gemulcht werden kann ab den ersten warmen Frühjahrswochen. Bevor die 3 bis 5 Zentimeter dicke Mulchschicht auf die Beete kommt, sollte es ordentlich geregnet haben.
Giftfrei gärtnern schont den Boden und fördert die Artenvielfalt
Giftfrei zu gärtnern ist in einem klimafitten Naturgarten selbstverständlich. Werden die Pflanzen vorsorglich mit Stärkungsmitteln wie Ackerschachtelhalmbrühe oder Knoblauchsud gestärkt, begegnen sie Krankheitserregern deutlich weniger empfindlich. Durch Kompostieren werden „Grünabfälle“ zu wertvollem Bodenfutter. Aus dem organischen Material entsteht nährstoffreiches, torffreies Substrat, in dem Gemüse bestens versorgt heranwächst. Eine zweite Variante Pflanzenreste im Garten zu verwerten, ist die Herstellung von Pflanzenjauchen. Verdünnt, als Flüssigdünger eingesetzt, versorgen sie die Gartenpflanzen mit wichtigen Nährstoffen. Neben dem Klassiker, der Brennnesseljauche, hat sich im Stadtgarten Connewitz eine Jauche aus Beikräutern bewährt. Rezepte für Pflanzenjauche und Pflanzenstärkungsmittel findest Du in unserem Workshop-Handout "giftfrei gärtnern". Sind Insekten und Vögel im Garten willkommen und finden dort Nahrung und Lebensraum, werden Insekten, die Gemüsepflanzen Schaden zufügen können, schnell auf natürlichem Weg und ohne Gifteinsatz verschwinden.
In einem klimafitten Garten gibt es unversiegelte Wege und Sitzplätze
In offenen Böden kann Wasser versickern. Bei Starkregenereignissen helfen sie, Überschwemmungsszenarien vorzubeugen. Versiegelte Flächen sind Hitzeinseln. Die gespeicherte Wärme wird vorwiegend in den Nachtstunden abgegeben, was dazu führt, dass eine wohltuende nächtliche Abkühlung ausbleibt. Schottergärten, "Gärten des Grauens", sind in Leipzig seit 2020 verboten. Beton als Wege-, Terrassen- oder Stellplatz-Belag ist dagegen weiterhin ein Klassiker im Gartenbau. Offene, abgemulchte oder mit Gras bewachsene Gartenwege, Pflaster mit weiten Fugen oder Blumenschotterrasen für Flächen, die stärkeren Belastungen ausgesetzt sind, stellen gute Alternativen dar. Ein reges Bodenleben fördert den Humusaufbau und schafft damit eine kraftvolle Möglichkeit Kohlenstoff zu binden. Auch aus diesem Blickwinkel betrachtet, leisten offene Böden einen wertvollen Beitrag bei der Bewältigung der Klimakrise. Und: Unversiegelte, offene Böden laden erdnistende Insekten in den Naturgarten ein. Dieser Lebensraum ist rar und Tiere, die auf ihn angewiesen sind, gehören häufig zu den bedrohten Arten.
Weniger ist mehr beim klimafitten Gärtnern. Wer ressourcenschonend und giftfrei agiert, die Naturkreisläufe beobachtet und nutzt, Gartenmaterialen mit Bedacht anschafft und einsetzt und auf eine standortgerechte Bepflanzung setzt, wird einen Naturgarten haben, der die urbane Artenvielfalt unterstützt, den Symptomen der Klimakrise gewachsen ist und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag leistet, sie aufzuhalten. Auch Dach- und Fassadenbegrünungen sind wertvolle Arten- und Klimaschutz-Maßnahmen. Weitere Anregungen und Möglichkeiten, den eigenen Garten, Hinterhof, die Terrasse oder den Balkon naturnah und klimafit zu gestalten und zu bepflanzen, findest Du im Stadtgarten Connewitz.
Der Stadtgarten Connewitz und das Projekt "Gemeinsam gärtnern :: Zusammen wachsen" werden gefördert von:
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