Diese Fassadenbegrünung direkt an der Lützner Straße kann man nicht übersehen. Sie ist ein wohltuender Blickfang, den die Café-Besucher:innen schätzen und der obendrein das gesamte Umfeld an der vielbefahrenen Lützner Straße positiv aufwertet.

Akebien und Mini-Blauregen zieren seit 2019 die Fassade des INO Cafés. Die Pflanzen haben sich in den letzten Jahren hervorragend entwickelt. Sie wachsen üppig und leuchten satt grün. Sogar andere im Quartier wurden von dem Projekt an der Lützner Straße schon inspiriert. Elmar, Inhaber des Cafés, ist sehr glücklich mit diesem Ergebnis und der Entscheidung, die er vor vier Jahren getroffen hat. Welchen Herausforderungen er sich stellen musste und warum er trotzdem nichts bereut, könnt ihr im folgenden Interview nachlesen.

Wie kamst du auf die Idee, die Fassade vom INO Café zu begrünen?

Eigentlich hatte ich die Vorstellung von einer Fassadenbegrünung am Café von Anfang an. Als ich dann noch von dem Kletterfix-Programm erfahren habe, konnte ich die Idee relativ schnell angehen. Das INO liegt auf einer kleinen Anhöhe, an der Ecke einer großen Straßenkreuzung. Dort herrscht ziemlich viel Verkehr. Das heißt, es gibt Abgase, Lärm und wenig Schatten. In den Sommermonaten erhitzt sich die Fassade stark.

Die Begrünung ist schon von weitem ein Blickfang und sticht vor allem denen ins Auge, die sich dem Café stadteinwärts nähern. Sie wertet den Freisitz auf, weil sie die Möglichkeit bietet, vor dem INO im Grünen zu sitzen. Zudem mindern die Pflanzen die Abgasemissionen und schatten die großen Fenster ab. Das macht sich vor allem im Gastraum bemerkbar. Das Blattwerk der Akebien und des Blauregens schaffen eine besondere Atmosphäre: Wer im Café sitzend Kaffee und Kuchen genießt, kann beim Rausgucken das Lichtspiel des Schattens beobachten.

Wie hast du die Eigentümer:innen von der Fassadenbegrünung überzeugt?

Das Haus gehört einer Wohnungseigentümergemeinschaft. Ich habe bei der Hausverwaltung wegen des Projekts angefragt und durfte bei der jährlichen Eigentümerversammlung mein Vorhaben vorstellen. Dort konnte ich die Mehrheit schnell überzeugen. Ich musste jedoch schriftlich versichern, dass ich die Pflege übernehme und, dass ich für einen eventuellen Rückbau verantwortlich bin.

Wie lief der Prozess von der Idee bis zur Umsetzung ab?

Zuerst musste ich die Genehmigung der Eigentümer:innen einholen. Dann habe ich mit euch, den Ökolöwen, Kontakt aufgenommen. Es folgte eine Vor-Ort-Beratung, die viele offene Fragen klärte – zum Beispiel, was ich beim Standort und bei der Auswahl der Pflanzen beachten muss. Danach benötigte ich noch das grüne Licht vom Denkmalschutz und einen Vertrag für die Nutzung der Gehwegfläche mit dem Tiefbauamt. Mit dem Denkmalschutz war es eigentlich sehr einfach. Ich hatte schon vorher wegen einer anderen Sache persönlichen Kontakt mit dem zuständigen Sachbearbeiter. Ihm habe ich eine Ansichtszeichnung (Visualisierung) der begrünten Fassade vorgelegt. Daraufhin hat er mir die Genehmigung ohne Probleme oder weitere Auflagen erteilt. Bis ich loslegen konnte, hat es letztendlich ein halbes Jahr gedauert.

Das Rankgerüst und die Jungpflanzen haben wir von der Leipziger Firma FassadenGrün bezogen. Die sind genau darauf spezialisiert. Das Material für die Rankhilfen hat ca. 500 Euro gekostet. Installiert haben wir alles selbst. Es gab an die 40 Bohrlöcher mit massiven Dübeln in der Fassade. Das macht aber wirklich Sinn, weil das Blattwerk der Kletterpflanzen ganz schön schwer ist und das Seilsystem viel Gewicht aushalten muss.

Auch die Pflanzgruben haben wir selbst ausgehoben, mit frischem Substrat gefüllt und eine kleine Umrandung aus verzinktem Blech angelegt. Da der Gehweg um das Café gepflastert ist, brechen um die Pflanzen herum immer mal einzelne Steine heraus, die dann wieder eingesetzt werden müssen. Das ist manchmal etwas mühsam.

Am Anfang hat mir der Vandalismus stark zu schaffen gemacht. Ich musste mehrmals nachpflanzen und es hat mich jedes Mal wirklich getroffen, wenn die Jungpflanzen wieder herausgerissen oder geklaut wurden. Zum Glück sind die Pflanzen nun so groß, dass dies kein Thema mehr ist.

Grüne Wände statt graue Fassaden? Dabei unterstützen wir Dich gerne – mit Kletterfix!

Welche Pflanzen wachsen und warum hast du dich für diese Auswahl entschieden?

Links und rechts vom Eingang wächst ein Amerikanischer Blauregen. Das ist eine Mini-Variante des Blauregens. Die traubenförmigen, lila Blüten sind sehr dekorativ und einladend. Sie blühen ab Mai den ganzen Sommer lang. Im Vergleich zum gewöhnlichen Blauregen wächst diese Sorte nicht so schnell und wird nicht ganz so groß. An der restlichen Fassade rankt eine Akebie (Klettergurke), die eine feine, rosa und weiße Blüte im Frühjahr trägt. Spektakulär sind die gurkenförmigen Früchte, die sogar essbar sind. Ansonsten begrünt sie dicht und ist recht widerstandsfähig

Wie hoch ist der Pflegeaufwand?

Eigentlich gar nicht so groß. Drei bis viermal im Jahr schneide ich die Pflanzen mithilfe einer Leiter zurück. Ansonsten muss in den Sommermonaten ca. einmal die Woche gegossen werden. Hin und wieder schneide ich Verblühtes oder vertrocknete und ausufernde Triebe ab und lockere die Erde um das Pflanzloch herum auf.

Welchen Mehrwert bringt die Begrünung dem Café und was schätzt du an ihr besonders? Gibt es Dinge, die dich stören?  

Die Begrünung ist auch ein kleines Markenzeichen für das INO Café geworden. Oft werde ich von Gästen darauf angesprochen. Die Pflanzen sind weithin sichtbar und die Pflege macht mir persönlich auch viel Freude. Mittlerweile haben die Spatzen in großer Zahl die Pflanzen als Versteck entdeckt. Vor allem früh morgens und spät abends ist richtig was los in dem Grün. Der viele Kot auf den Fensterbänken nervt etwas. Aber an sich ist es sehr schön, dass die Vögel an der Straße Unterschlupf finden und zwitschern.

Übrigens könnt ihr Elmar auch in diesem Beitrag von MDR Garten erleben.

Lust auf noch mehr Beispiele aus Leipzig?

Wir Ökolöwen haben im Rahmen von Kletterfix zahlreiche Begrünungsprojekte in Leipzig begleitet. Ein paar dieser Beispiele für gelungene Fassadenbegrüngen haben wir dokumentiert, damit sie Nachahmer:innen inspirieren.