Rücktritt vom Runden Tisch zum WTNK
Rücktritt vom Runden Tisch zum WTNK
Wir Ökolöwen haben zusammen mit BUND Leipzig und NABU Leipzig sowie dem Bürgerverein Pro Leipzig den Runden Tisch zur Fortschreibung des Wassertouristischen Nutzungskonzeptes (WTNK) verlassen. Gründe dafür gibt es viele.
Das einzigartige Leipziger Auensystem ist ein europäisches Schutzgebiet und beherbergt viele streng geschützte Arten. Für uns Menschen ist die Leipziger Auenlandschaft ein Ort für Freizeit, Erholung und Sport. Gleichzeitig sind die Leipziger Gewässer attraktiv für Tourismus und Wasserwirtschaft. Viele verschiedene Belange treffen hier aufeinander, wenn es um die Entwicklung der Gewässernutzung geht. Über allem steht jedoch die Revitalisierung des Auensystems.
Revitalisierung des Auensystems als oberstes Ziel für Umwelt und Natur
Um die unterschiedlichen Interessen hinreichend zu berücksichtigen und Konflikte zu vermeiden, braucht es eine gemeinsame Vision für die Leipziger Gewässerentwicklung. Genau darin bestand die Motivation der Verbände, engagiert am Runden Tisch mitzuwirken. Dieser wurde 2018 durch den Grünen Ring Leipzig zur Fortschreibung des WTNK gegründet und setzt sich aus unterschiedlichen Interessensvertretern zusammen.
Das WTNK verfolgt als Plan zur wirtschaftlichen Nutzung der Gewässer allein das Ziel, eine „Bootsgängigkeit“ im Leipziger Neuseenland umzusetzen. Hierfür soll insbesondere der Neu- und Umbau von Gewässerabschnitten, der Bau von Schleusen und Boots-Pässen sowie der Neu- und Umbau von Brücken erfolgen. Mit dem Bau von Häfen, Steganlagen, Umtrage-Einrichtungen und Einsetzstellen sollen mehr Touristen angelockt und die Bootsdichte auf den Gewässern weiter erhöht werden, und das auch im Schutzgebiet Leipziger Auwald.
In einem gemeinsamen Positionspapier erklärten wir Ökolöwen gemeinsam mit anderen Verbänden zu Beginn des Runden Tisches im Jahr 2018, was für das Fortschreibungsverfahren des WTNK mit Blick auf Umwelt- und Naturschutz essentiell ist:
- Der Runde Tisch muss ein ergebnisoffenes Beteiligungsverfahren sein.
- Da das Leipziger Auensystem aus zahlreichen Schutzgebieten besteht und gleichzeitig einen Schwerpunkt des WTNK bildet, ist es erforderlich, die Entwicklung des Gewässertourismus in ein naturschutzfachliches Gesamtkonzept für die Auenlandschaft einzuordnen.
- Darauf aufbauend können erst im nächsten Schritt die einzelnen Abschnitte, die das WTNK beinhaltet, zur Diskussion gestellt werden, gefolgt von der Abstimmung und Priorisierung von einzelnen Maßnahmen.
- Nach Abschluss des Runden Tisches muss das fortgeschriebene WTNK in seiner Gesamtheit einer strategischen Umweltprüfung unterzogen werden. Dies wurde für das bisherige WTNK nicht durchgeführt.
Die Gründe für den jetzigen Rücktritt vom Runden Tisch zum WTNK sind vielfältig: Wir Verbände kritisieren, dass Verwaltung und Politik die Gewässer ausschließlich aus dem Blickwinkel betrachten, Boots- und Schiffsverkehr zu verstärken. Der Fokus der Initiatoren liegt allein auf einer fortschreitenden Gewässernutzung. Weder das Gesamtkonzept noch Abschnitte oder Einzelprojekte sowie die Folgen, die sich aus der Umsetzung des WTNKs auf die unterschiedlichen Belange ergeben, stehen am Runden Tisch wirklich zur Debatte. Und das, obwohl die Gewässerentwicklung mittlerweile durch teure Großprojekte und teilweiser Überlastung durch intensive Bootsnutzung geprägt ist.
Nicht nur der Naturschutz bleibt auf der Strecke. Der angestrebte weitere Ausbau für Motorboote verschärft auch die Konflikte mit Sport und Naherholung. Günstige Alternativen für einen sanften Tourismus wurden nicht geprüft. Da auch verschiedene Entwicklungsperspektiven für einzelne Gewässerabschnitte nicht betrachtet werden, ermöglicht die Zusammenarbeit am Runden Tisch keine transparente Erfassung und Bewertung für Chancen und Risiken hinsichtlich Naturraum, Naherholung und Sport sowie Bau- und Bewirtschaftungskosten.
- Es gilt ein umfassendes Gewässerentwicklungskonzept unter Berücksichtigung aller damit verbundenen Interessen aufzustellen.
- Für sämtliche Maßnahmen und Projekte aus dem WTNK sowie aus dessen Fortschreibung muss ein Moratorium ausgerufen werden, bis ein verbindlicher Plan mit Beteiligung der Öffentlichkeit (Strategische Umweltprüfung) entsprechend den gesetzlichen Vorgaben von den zuständigen politischen Gremien aufgestellt und beschlossen wird.
- An den Leipziger Stadtrat gilt es eine Handlungsempfehlung heranzutragen, um die Kommunalverwaltung mit der Prüfung von abschnittsbezogenen Alternativvorschlägen zur naturräumlichen, städtebaulichen und wassertouristischen Entwicklung zu beauftragen.
- Die Gewässernutzung in Abkehr zur derzeitigen Kommerzialisierung gilt es zu begrenzen und abschnittsbezogene Alternativvorschläge zur Entwicklung der Leipziger Gewässer zu prüfen. Der muskelbetriebene Bootsverkehr sollte dabei im Fokus stehen; die Nutzung von Motorbooten muss dagegen in größerem Umfang auf Gewässern im Leipziger Auwald ausgeschlossen bzw. untersagt werden. Zudem sollte kein weiterer Gewässerausbau für den Motorbootverkehr erfolgen.
Wir Umweltverbände sowie Pro Leipzig werden die Fortschreibung des WTNK trotz unseres Rücktritts weiterhin kritisch begleiten und konstruktive Vorschläge erarbeiten, auch im Kontext der von uns geforderten strategischen Umweltprüfung.
WTNK-Rücktrittserklärung zum Download:
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