Leipzig muss Schwammstadt werden

Leipzig muss Schwammstadt werden

Überschwemmte Straßen, vollgelaufene Keller und Überflutungen: Durch die Klimakrise nimmt der Starkregen zu, auch in Leipzig. Die Stadt muss sich daran anpassen, wir zeigen wie.

Der Lindenauer Markt in Leipzig stand nach Starkregen Anfang Juni 2021 unter Wasser.
Nach Starkregen stand der Lindenauer Markt in Leipzig Anfang Juni 2021 unter Wasser.

Extreme Wetterphasen nehmen durch die Klimakrise spürbar zu, besonders Dürren und Starkregen. Bei den heftigen Regenfällen prasseln große Wassermassen immer öfter und in kurzer Zeit auf die Stadt ein. Trifft der viele Regen auf das stark zugebaute und versiegelte Leipzig, gibt es ein Problem. Denn über Asphalt, Dachrinnen und Gullis fließt so viel Wasser in die Kanalisation, dass diese überfordert ist und letztendlich überläuft. Das Prinzip der Schwammstadt setzt genau da an. Das Regenwasser wird gespeichert, schon bevor es die Kanalisation erreicht.

Starkregen sorgt in Leipzig immer häufiger für Überflutungen

Der viele Regen überfordert zunehmend die Kläranlage in Leipzig und die Notschleusen müssen geöffnet werden. In Folge fließt in kurzer Zeit noch mehr Wasser in die Flüsse und sorgt für extreme Pegelstände und verschärft die ohnehin herrschende Gefahr für Hochwasser. Hinzu kommt, dass Abfälle und Abwässer aus Kanalisation und Klo direkt in unseren Flüssen landen! Deshalb fordern wir Ökolöwen in unseren Stellungnahmen regelmäßig: mehr Regenspeicher, weniger Versiegelung.

Die Stadt muss den Regen speichern

In der Stadt hilft jeder Regenspeicher gleich doppelt: Erstens werden die Wassermaßen von der Kanalisation ferngehalten, dadurch sinkt das Risiko für Überschwemmungen. Zweitens ist Wasser eine dringend benötigte Ressource bei zunehmenden Dürrephasen: Der gespeicherte Regen muss zum Bewässern von Parks und Straßenbäumen genutzt werden.

Schwammstadt Leipzig: Diese natürlichen Wasserspeicher müssen Standard werden

1. Boden befreien
Zukunftsversion der Kleinemesse in Leipzig.
Wenn die Kleinmesse in Leipzig umziehen muss, fordern wir Ökolöwen: Wald statt Asphalt.

Versiegelte Flächen sind kein Endzustand: Sie können auch wieder von Asphalt und Beton befreit werden. Experten sprechen von “Entsiegelung”. Ein Beispiel: Hinterhöfe sind nicht von Natur aus grau und zubetoniert. Werden sie entsiegelt, könnten sie zu grünen Oasen und Treffpunkten der Hausgemeinschaften werden.

Wir Ökolöwen sehen die Verwaltung dabei in der Verantwortung: Wir fordern von der Stadt Leipzig ein Entsiegelungs-Programm mit dem konkrete Flächen von Beton und Asphalt befreit werden. Außerdem müssen Anreize für Hauseigentümer:innen geschaffen werden.

2. Ein See aus Regen
Der See in Leipzig-Paunsdorf als Regenrückhaltebecken
Ein See in Leipzig, Paunsdorf, zum Speichern von Regen.

Das Sammeln von Regen in kleinen Teichen bis hin zu großen Seen ist eine altbewährte Methode. Die künstlichen Gewässer werden auch als Regenrückhaltebecken bezeichnet und können sehr große Wassermassen speichern. Werden diese Gewässer zusätzlich gut gestaltet, wie beispielsweise in Leipzig-Paunsdorf, können sie außerdem als Badesee für die Anwohner:innen und Lebensraum für Frösche, Fische, Libellen und Co. genutzt werden. Ein Muss für jedes Quartier!

3. Durstige Straßenbäume
Ein Straßenbaum mit unterirdischem Wasserspeicher in Leipzig-Gohlis auf der Kasseler Straße.
Ein Straßenbaum mit unterirdischem Wasserspeicher in Leipzig-Gohlis auf der Kasseler Straße.

Straßenbäume werten eine Stadt auf: Sie bieten Tieren Lebensraum, spenden Schatten, beruhigen die Straßen, filtern Abgase aus der Luft und wirken als “grüne Anti-Depressiva". Deswegen haben wir Ökolöwen auch für 1.000 neue Straßenbäume pro Jahr in Leipzig gekämpft – mit Erfolg!

Die Bäume bieten aber auch potenziellen Speicher für Regenmassen in Leipzig. Über die “Baumscheibe”, also den nicht versiegelten Bereich um einen Straßenbau, versorgt sich der Baum mit Wasser, Nährstoffen und Luft. Er ist der perfekte Speicherort für das Regenwasser von Straßen und Gehwegen.

4. Park als Regenbecken
Eine Wiese im Park an der Moritzbastei in Leipzig, deren Muldeform sich ideal als Regenspeicher eignet.
Der Park an der Moritzbastei in Leipzig hat bereits die passende Muldeform und könnte sofort zum Regenspeicher werden. So ließen sich auch die von Dürrejahren geplagte Eiche (links) retten.

Parkflächen und Spielplätze in Leipzig sind bei Regen kaum besucht. Sie eignen sich daher gut als kurzzeitige Regenspeicher. Viele Parkanlagen sind grüne Inseln – umgeben von Beton und Asphalt. Das Umleiten von Regenwasser bietet sich dort also besonders an.

Einige Parks, wie beispielsweise der Park an der Moritzbastei in Leipzig, haben bereits eine vertiefte Muldenform: perfekt für das Speichern von Starkregen. In den Parks kann das Wasser im Boden versickern und wird dort zu Grundwasser. Diese Wasserreserven helfen den Bäumen an trockenen Tagen.

5. Dachgärten als grüne Oasen
Ein grüner Dachgarten, der mit Bäumen und Co. bepflanzt wurde.
Ein grüner Dachgarten, wie ihn der Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG) vormacht.

Dachgärten bieten etliche Vorteile. So entlasten sie die Kanalisation bei Starkregen, weil sie Regenwasser speichern: Intensive Dachbegrünung hält bis zu 90% des jährlichen Regens von der Straße fern. Das bringt auch finanzielle Vorteile für Eigentümer:innen in Leipzig: Durch ein begrüntes Dach entfällt die Regenwassergebühr an die Wasserwerke.

Die Pflanzen auf dem Dach binden zudem Feinstaub, verdunsten Wasser und haben eine kühlende Wirkung auf das Stadtklima in Leipzig. Fernab der Straße bieten sie außerdem einen idealen Rückzugsort für viele Tierarten. Auch die Bewohner:innen profitieren von ihrem Dachgarten: Zum einen sinken die Heiz- und Kühlkosten, zum anderen steigert dieser Gemeinschaftsgarten die Wohnqualität erheblich.

6. Regentonne, Zisterne und Rigole
Beispiel für eine Rigole.
Vorbild für Leipzig: Eine Rigole im Bau von R. Werner Garten- und Landschaftsbau.

Hausbesitzer haben mehrere Möglichkeiten, um sich und ihre Nachbarschaft in Leipzig vor Überschwemmungen zu schützen.

  • Regentonnen sind die einfachste Art, um Regenwasser zu speichern. Sie sind besonders kostengünstig und einfach aufzustellen.
  • Zisternen sind im Grunde wie große Regentonnen. Sie werden allerdings unter der Erde verbaut: Das Wasser lässt sich über eine Pumpe hochholen.
  • Rigolen sind den Zisternen ähnlich: Das gesammelte Regenwasser wird in einen Speicher aus Kies unter der Erde geleitet. Hier kann das Wasser direkt an den Boden abgegeben werden. Das ist besonders gut für das Grundwasser und die Bäume.
7. Löchriger Asphalt
Ein Beispiel für Rasengittersteine.
Rasengittersteine lassen große Lücken, damit Regen im Boden von Leipzig versickern kann

Große, asphaltierte Parkplätze sind bei Starkregen besonders problematisch. Die Alternative: wasserdurchlässige Beläge, die einen Teil des Regenwassers versickern lassen. Hier eignen sich beispielsweise Rasengittersteine oder das sogenannte Öko-Pflaster. Für den Neubau von Parkplätzen an Wohnhäuser  haben wir Ökolöwen in der Leipziger Stellplatzsatzung bereits durchsetzen können, dass wasserdurchlässige Beläge zur Pflicht werden.

Das Speichern von Regen hat viele Vorteile für die Leipziger:innen. Mehr Parks, mehr Bäume, mehr Dachgärten, mehr Natur in der Stadt und ein besseres Stadtklima. Mit unserem Appell “Mehr Grün für Leipzig” kämpfen wir Ökolöwen genau dafür – hilf mit und unterschreibe hier ♥

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