Wird unser Müll wirklich recyclet?

Wird unser Müll wirklich recyclet?

Wird der Verpackungsabfall tatsächlich sortiert und recyclet? Oder wird er gleich verbrannt, wie viele Leipziger:innen vermuten? Wir beantworten Dir diese Fragen.

Die AG Abfall informiert sich in der AVL Abfallverwertung Leipzig GmbH.
Die AG Abfall informiert sich in der AVL Abfallverwertung Leipzig GmbH.

Was wird getrennt und wie funktioniert das überhaupt?

Der Inhalt aus Leipzigs Gelben Tonnen landet bei der AVL Abfallverwertung Leipzig GmbH in der Rückmarsdorfer Straße. In einer riesigen Anlage werden pro Jahr bis zu 100.000 Tonnen Leichtverpackungen sortiert, z. B. nach Getränkedosen, Aluminium, Joghurtdeckel, Alufolie, Tetrapacks und Kunststoffen aller Art. Viel davon wird recyclet, ein großer Teil des Mülls muss trotzdem verbannt werden. Warum? Das erklären wir dir und geben sieben Tipps, wie Du das reduzieren kannst:

Sieben Tipps für Verbraucher:innen
  • Der wohl wichtigste Hinweis an Verbraucher:innen ist, Verpackungsmüll wo immer möglich zu vermeiden. Im Jahr 2015 wurden pro Person 75 Kilogramm Verkaufsverpackungen eingesammelt.
  • Abfallarm einzukaufen geht ganz einfach, indem man Plastik- und Papiertüten und andere Gefäße wiederverwendet.
  • Durch den Verzicht auf 'Takeaway'-Essensverpackungen sowie Einwegbecher und -gefäße kann bereits eine große Menge Müll eingespart werden. Inzwischen gibt es auch in Leipzig 'Unverpacktläden' – mit mitgebrachten Gefäßen kann man hier bei jedem Einkauf eine Menge Verpackung vermeiden.
  • Wo immer möglich sollte man Verbundverpackungen meiden. Ist das nicht möglich, sollten die Verpackungen zumindest in die einzelnen Bestandteile getrennt werden, bevor sie in die Gelbe Tonne kommen. Ein einfaches Beispiel ist der Joghurtbecher, dessen Aluminiumdeckel nach Gebrauch vom Plastikbecher getrennt werden sollte.
  • Müllsäcke nicht extra zubinden oder den Abfall zu einem Paket verpacken, denn der Müll kann so nicht getrennt werden und landet in der Verbrennung.
  • Produkte mit schwarzen/dunklen Kunststoffverpackungen sind nicht empfehlenswert, da diese von Infrarot-Scannern nicht erkannt werden. Entsprechend landen auch diese Verpackungen in der Verbrennung.
  • Um die Arbeit der Abfallverwertung nicht zu behindern, sollten keine Fremdstoffe in die Gelbe Tonne gelangen, nur Verpackungen aus Plastik und Metall.

Diese Reise tritt unser Müll an

Der angelieferte Müll wird auf riesige Halden gekippt und dann zunächst 'portioniert' und durch eine große Siebtrommel der Größe nach in zwei Kategorien getrennt. Die eine, die kleiner als 22 Zentimeter ist, geht nochmals durch eine Siebtrommel. Daraus werden mittels eines Induktionsverfahrens bzw. mithilfe von Magneten nacheinander erst Eisen/Weißblech, dann Getränkekartons, dann Nichteisenmetalle (z. B. Aluminium) und zuletzt Klein-Kunststoffe (etwa Joghurtbecher) voneinander getrennt. Weißblech, Tetrapacks und Aluminium werden anschließend in Ballen gepresst und an interessierte Abnehmer zur Verwertung verkauft.

Was passiert mit den größeren Kunststoffteilen und wird auch noch per Hand sortiert?

Die andere Kategorie, die größer als 22 Zentimeter ist, wird anschließend mittels 'Windsichtung' nochmals getrennt. Die großen leichten Folientüten werden so mit einem Gebläse von den schwereren Plastikteilen getrennt. Schwerere Sachen sind z. B. alte Getränkekisten, kaputte Eimer, Plastikschüsseln, zugebundene Plastiksäcke mit unbekanntem Inhalt und andere schwere Kunststoffe, die teilweise in großen Mengen und per Hand an einem Laufband sortiert werden müssen – keine leichte Arbeit, denn sie erfordert Konzentration und Schnelligkeit.

Wie werden die vielen einzelnen Kunststoffe getrennt und wie geht es dann weiter?

Was bei beiden Kategorien übrig bleibt, sind vor allem Kunststoff-Abfälle und -verpackungen. Aber Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff! Da gibt es Polyethylenterephthalat (PET), Polyethylen (PE-HD, PE-LD), Polypropylen (PP), Polystyrol (PS), um die wichtigsten zu nennen. Die müssen weiter voneinander getrennt werden. Diese Aufgabe übernimmt jeweils eine beeindruckende Maschine, die per Infrarot bis zu 20 verschiedene Materialien erkennen und trennen kann, sofern die hier über das Band gehenden Sachen nicht aus mehreren verschiedenen Kunststoffen bestehen.

Die verschiedenen getrennten Kunststoffarten kommen in separate Zwischenbunker und werden in Ballen gepresst, die bis zu 600 Kilogramm wiegen und dann zur weiteren Verarbeitung/Verwertung an die verschiedenen Abnehmer gehen. Bevor gepresst wird, gibt es zwei Proben, bei denen es um die Qualität geht. Je Ballen dürfen je nach Art des Kunststoffes nur noch vier bis sechs Prozent fremde Stoffe, so genannte Störstoffe, enthalten sein.

Was passiert mit Verpackungen, die nicht getrennt und deshalb nicht verwertet werden können?

Die Trennung und Sortierung der verschiedenen Stoffe funktioniert ziemlich gut. Aber es gibt auch etliche Abfälle, die von den Maschinen nicht erkannt werden und oft auch per Hand nicht aussortiert werden können. Diese landen in der sogenannten Mischfraktion, die ungefähr 15 bis 20 Prozent der angelieferten Leichtverpackungen ausmacht und nur noch verbrannt werden kann.

Das größte Problem stellen so genannte Verbundverpackungen dar. Das sind solche, die aus mehreren Materialien bestehen, z. B. Verpackungen für Käse oder Wurst aus dem Selbstbedienungsregal. Die Unterschale besteht aus Hartplastik (meist PET), der abziehbare obere Teil aus Weichplastik (meist PE). Wenn beides aneinander haftet, kann die Infrarot-Anlage sie nicht unterscheiden und getrennt sortieren. Schwierig wird es auch bei den Verpackungen für Hunde- und Katzenfutter: Diese sind nicht mehr wie früher aus reinem Aluminium, sondern werden zunehmend dünner und mit Kunststoff beschichtet, von dem das Aluminium nicht mehr getrennt werden kann.

Probleme bereitet auch PU-Schaum, wie er für bruchsichere Verpackungen verwendet wird, etwa für Elektrowaren. PU-Schaum muss händisch aussortiert werden, ebenso PVC z. B. Abwasserrohre. Auch Magnetbänder, etwa Videobänder und Kassetten vom alten Tonbandrecorder, stören den Sortierprozess, denn sie verheddern sich in den Maschinen. Probleme bereiten auch Batterien und Akkus, wenn sie fälschlicherweise in der Gelben Tonne entsorgt werden, denn sie können im Sortierprozess zu Explosionen führen. Neben solchen Gefahren gibt es zahlreiche weitere Herausforderungen, die in einer solchen großen Anlage mit 65 MitarbeiterInnen mitgedacht werden müssen.

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