Der Auwald entwickelt sich zu einem artenarmen Wald
Leipzigs Auwald pflegen und schützen
Der Leipziger Auwald entwickelt sich zu einem artenarmen Wald. Wir Ökolöwen fordern darum von der Stadt: Pflegt und bewirtschaftet den Auwald im Einklang mit dem Naturschutz! Nur so können wir seine wertvolle Artenvielfalt schützen.
Auenlandschaften – ein weit verzweigtes Netz aus Fließ- und Stillgewässern, ein Wechsel von ausgedehnten Wäldern und Wiesen, Flüssen mit Abbruchkanten, Bächen, kleine Gewässer wie Tümpel und Sümpfe, Kies- und Schlammbänke an natürlich mäandrierenden Flüssen … hier im Leipziger Raum? Ja! Denn genau das sind die Merkmale, die die Leipziger Auenlandschaft einmal hatte.
Insbesondere im 19. Und 20. Jahrhundert veränderte der Mensch das Auensystem stark und legte es trocken. Dennoch sind viele dieser Lebensräume noch in Teilen erhalten und mit ihnen eine beeindruckende Natur und Artenvielfalt.
Die Leipziger Auenlandschaft ist besonders schützenswert, weil:
- sie einzigartig ist! Leipzig hat den größten zusammenhängenden Auwald innerhalb einer europäischen Großstadt.
- sie besonders artenreich ist! Über 40 Säugetierarten, über 100 Vogelarten, über 30 Libellenarten und über 80 Schnecken- und Muschelarten, etwa 850 Arten an höheren Pflanzen, Farnen und Moosen, über 800 Pilze und Flechten leben im vielgestaltigen Mosaik aus Flüssen, Wiesen und Wäldern.
- hier viele holzbewohnende Käferarten vorkommen, die teilweise vom Aussterben bedroht sind wie der streng geschützte Eremit.
- es ein Paradies für die geschützten Fledermäuse ist.
- sich elf zu schützende Lebensraumtypen wie die Hartholz- und Weichholzaue hier ausgebildet haben und sehr stark gefährdet sind.
- der europäisch streng geschützte und sehr seltene Mittelspecht im Leipziger Raum fast nur im Auwald brütet, bevorzugt in den Alteichen.
- Leipzig sein eigenes Buschwindröschen hat! Das „Leipziger Buschwindröschen“ ist eine ganz besondere Verbindung aus dem Buschwindröschen und dem Gelben Windröschen.
- hier neben dem streng geschützten Eisvogel auch der seltene Gelbe Pirol lebt.
- sich im Leipziger Auwald Deutschlands größtes Vorkommen an Märzenbecher befindet.
- … und vieles mehr!
Die Herausforderung unserer Zeit ist es, diese Natur zu schützen, zu erhalten und zu entwickeln. Besonders inmitten einer Großstadt ist das nicht immer leicht.
Schutzgebiete der Leipziger Auenlandschaft
Die Auenlandschaft beherbergt eine besondere Naturvielfalt und ist gleichzeitig stark bedroht. Deshalb ist sie durch zahlreiche Schutzgebiete gesichert.
Das umfangreichste Schutzgebiet ist das Landschaftsschutzgebiet “Leipziger Auwald” (LSG “Leipziger Auwald”) mit einer Fläche von 5.900 ha. Es reicht über die Grenzen der Stadt Leipzig hinaus bis Markkleeberg im Süden und Schkeuditz im Norden.
Das Landschaftsschutzgebiet verordnet die Erhaltung und Sicherung der Auenlandschaft als Landschaftstyp von hoher ökologischer Wertigkeit sowie als Naherholungsraum.
Zum Download: Verordnung für das LSG “Leipziger Auwald”
Das Vogelschutzgebiet “Leipziger Auwald” (SPA “Leipziger Auwald”) und das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet “Leipziger Auensystem” (FFH-Gebiet “Leipziger Auensystem”) sind Schutzgebiete von europäischer Bedeutung. Sie sollen wildlebende Tier- und Pflanzenarten und ihre natürlichen Lebensräume länderübergreifend schützen.
Wichtige Erhaltungsziele für das Leipziger Auensystem
Die Europäische Union hat für das FFH-Gebiet “Leipziger Auensystem” wichtige Erhaltungsziele für die Auenlandschaft verbindlich festgelegt. Die Ziele müssen als Grundlage für die Pflege und Entwicklung des Schutzgebietes dienen:
„Erhaltung der mitteleuropäisch bedeutsamen, naturnahen Flussauenlandschaft von Elster, Pleiße und Luppe mit großflächigen Altbeständen der Hartholzaue, grundwassernahen Stieleichen-Hainbuchenwäldern, Resten der von Weichholzauen, wertvollen Stromtal-Auenwiesen, Frisch-, Feucht- und Nasswiesen, ephemeren Stillgewässern sowie Restgewässern in ehemaligen Lehmstichen.“
„Bewahrung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der im Gebiet vorkommenden natürlichen Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse gemäß Anhang I der FFH-RL, einschließlich der für einen günstigen Erhaltungszustand charakteristischen Artenausstattung sowie der ihnen räumlich und funktional verknüpften, regionaltypischen Lebensräume, die für die Erhaltung der ökologischen Funktionsfähigkeit der Lebensräume des Anhanges I der FFH-RL von Bedeutung sind.“
„Bewahrung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der im Gebiet vorkommenden Populationen der Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse gemäß Anhang II der FFH-RL sowie ihrer Habitate im Sinne von Artikel 1 Buchst. F der FFH-RL.“
„Besondere Bedeutung kommt der Erhaltung beziehungsweise der Förderung der Unzerschnittenheit der funktionalen Zusammengehörigkeit der Lebensraumtyp- und Habitatflächen des Gebietes, der Vermeidung von inneren und äußeren Störeinflüssen auf das Gebiet sowie der Gewährleistung funktionaler Kohärenz innerhalb des Gebietsystems Natura 2000 zu, womit entscheidenden Aspekten der Kohärenzforderung der FFH-RL entsprochen wird.“
In der Stadt Leipzig gibt es vier Naturschutzgebiete. Alle Naturschutzgebiete befinden sich in der Leipziger Auenlandschaft und sind größtenteils vom Leipziger Auwald geprägt.
Naturschutzgebiet Luppeaue
Das Naturschutzgebiet „Luppeaue“ befindet sich im Nordwesten Leipzigs. Der Großteil des Schutzgebietes liegt in Schkeuditz. Das Schutzgebiet repräsentiert einen inzwischen selten gewordenen Kulturlandschaftstyp, der durch extensive Nutzungsweise entstanden ist und durch den kleinräumigen Wechsel von Offenlandbereichen, Gebüschen und Wäldern gekennzeichnet ist.
Zum Download: Die Verordnung zur Festsetzung des Naturschutzgebietes "Luppeaue"
Naturschutzgebiet Burgaue
Das Naturschutzgebiet „Burgaue“ befindet sich ebenfalls in der Nordwestaue, nördlich von Gundorf und Böhlitz-Ehrenberg. Den hohen naturschutzfachlichen Wert erhält das Gebiet durch seine Vielfalt an auetypischen Strukturen, Biotoptypen sowie Pflanzen- und Tierarten. Die Lehmabbaugewässer sind bedeutende Habitate für ein breites Artenspektrum an Amphibien (z.B. Laubfrosch, Moorfrosch, Rotbauchunken) und Libellen.
Zum Download: Die Verordnung zur Festsetzung des Naturschutzgebietes "Burgaue"
Naturschutzgebiet "Elster-Pleiße-Auwald"
Das Naturschutzgebiet „Elster-Pleiße-Auwald“ befindet sich östlich des Elsterflutbettes in der Leipziger Südaue. Das Schutzgebiet umfasst zusammenhängende Hartholzauwälder, in denen im Frühjahr zahlreiche Geophyten wie Bärlauch und Märzenbecher blühen. Die im Gebiet enthaltenen Altarme der Paußnitz sind bedeutende Amphibienhabitate für Moorfrosch, Teichfrosch und Kammmolch.
Anordnung über Naturschutzgebiete
Naturschutzgebiet "Lehmlache Lauer"
Das Naturschutzgebiet „Lehmlache Lauer“ liegt nördlich des Cospudener Sees. Das Areal des Schutzgebietes setzt sich aus Grünlandbereichen, Altholzbeständen, Aufforstungsflächen und Gewässern zusammen. Insbesondere die Altwässer der Paußnitz sind aus naturschutzfachlicher Sicht wertvoll, da sie zu den wenigen größeren stehenden Gewässern des Leipziger Auwaldes zählen.
Festsetzung des Naturschutzgebietes „Lehmlache Lauer“
Pflege und Entwicklung der Auenlandschaft
Um die einzigartige Natur des Leipziger Auwaldes zu erhalten, reicht der Schutz nicht aus. Durch viele Eingriffe in den Wasserhaushalt des Auwaldes wurde die Natur so stark verändert, dass sie sich nicht von selbst erhalten und erneuern kann. Der Auwald muss gepflegt und entwickelt werden.
Das oberste Ziel der Pflege muss die Wiederherstellung natürlicher Prozesse sein, um das Auensystem langfristig zu erhalten und zu regenerieren.
Zur Widerherstellung des Wasserhaushaltes müssen die großen und kleinen Gewässer des Auwaldes sich langfristig natürlich entwickeln können. Die Pflege des Auwaldes muss sicherstellen, dass ausreichend Wasser in die Aue gelangt, um Bäche, Lachen und temporäre Gewässer zu speisen.
Um sich natürlich entwickeln zu können, benötigt die Aue Platz nur für sich. Unterbrechungen durch Bebauungen, Straßen, Wege und andere Nutzungen durch den Menschen stören das Ökosystem. Um den Auwald zu sichern, muss die Stadt die Nutzungen so weit wie möglich reduzieren.
Kurzfristig ist die Forstwirtschaft ein Baustein, um den Auwald trotz des gestörten Ökosystems zu erhalten. Alle forstlichen Maßnahmen müssen sich jedoch darauf begrenzen, den Auwald zu erhalten. Wirtschaftliche Interessen müssen sich dem unterordnen. Stehendes und liegendes Totholz müssen weitestgehend im Wald belassen werden.
Die Auenlandschaft sieht nicht überall gleich aus. Wasser, Licht, Nährstoffe, Bodensubstrate sind ganz unterschiedlich verteilt. In Leipzig dominiert der Hartholz-Auwald, doch die Aue braucht auch Wiesen, Gewässer und die Weichholzaue. Die Pflege muss das berücksichtigen und für jeden Standort individuell angepasst sein.
Das alles ist nur möglich mit einem Plan, der die gesamte Aue betrachtet und gleichzeitig die Besonderheit jedes Standortes berücksichtigt. Die Leipziger Auenlandschaft braucht einen Pflege- und Entwicklungsplan für das gesamte Schutzgebietssystem!
Rette mit uns den Auwald
Der Auwald ist Leipzigs Juwel: Er macht Leipzig lebenswert und ist in Europa einzigartig. Doch er stirbt gerade. Denn bereits seit Jahrzehnten trocknet er immer weiter aus. Wenn das so weitergeht, ist der Auwald bald kein Auwald mehr. Ein wichtiger Lebensraum geht verloren.
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