Artenvielfalt an 365 Tagen im Jahr schützen
Artenvielfalt an 365 Tagen im Jahr schützen
Am 22. Mai ist Internationaler Tag zum Erhalt der Artenvielfalt! Doch nicht nur an diesem Tag ist das Thema wichtig. Wir alle sind gefragt, mit vielen einzelnen Maßnahmen das drastische Artensterben zu stoppen.
Weltweit gelten fast zwei Drittel aller Ökosysteme und zahlreiche Pflanzen- und Tierarten als gefährdet. In Deutschland sind bereits über 70 Prozent der Lebensräume bedroht. Das Bundesamt für Naturschutz und die Deutsche Umwelthilfe haben aus diesem Grund das Bündnis "Kommune für biologische Vielfalt" gegründet. Auch Leipzig verpflichtet sich darin, konkrete Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt zu ergreifen.
Leipzig muss auch in der Praxis "Kommune für biologische Vielfalt" sein!
Auch in der Stadt gilt es Artenschutz aktiv zu betreiben. Schon im §1 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) ist die Bedeutung und Schutzwürdigkeit von Natur und Landschaft in besiedelten sowie unbesiedelten Bereichen festgeschrieben.
Eine wichtige Rolle zum Erhalt der Artenvielfalt spielen innerstädtische Grünflächen. Deshalb haben wir Ökolöwen die Forderungen nach neuen Pflegegrundsätzen für städtische Grünflächen sowie die Erstellung eines Maßnamenkatalogs zum Schutz von Insekten in den politischen Diskurs gebracht. Beide Forderungen wurden im April 2018 einstimmig vom Stadtrat beschlossen, werden momentan erarbeitet und sollen im September 2019 den Umweltverbänden vorgelegt werden.
Erster Schritt in die richtige Richtung
Im April 2019 wurde eine unserer zentralen Forderungen umgesetzt. Die Stadt legte insgesamt 20 Blühstreifen im Clara-Zetkin-Park, im Rosental, Friedenspark, Wilhelm-Külz-Park und fünf andere Parks an. Ein Erfolg für uns Ökolöwen und ein erster Schritt zu einem insektenfreundlichen Leipzig.
Wir Ökolöwen arbeiten zusammen mit anderen Verbänden und dem Amt für Stadtgrün und Gewässer an dem Pflegekonzept für den Clara-Zetkin- und Johannapark. Wir setzen uns dafür ein, dass trotz des erhöhten Nutzungsdrucks der Artenschutz auch hier gefördert wird. Eine Grünfläche kann mehrere Funktionen erfüllen: Sie kann zugleich Liegewiese für LeipzigerInnen sowie Nahrungsquelle und Lebensraum für Insekten sein. Möglich ist dies über Blühkorridore oder extensiv gepflegte Randbereiche, z. B. entlang von Gehölzen.
Eine insektenfreundliche Pflege von Grünflächen sollte aber nicht erst mit umfangreichen Pflegekonzepten und Maßnahmenkatalogen stattfinden. Für Städte wie Leipzig gilt es längst, städtische Grünflächen vorbildhaft insektenfreundlich zu pflegen.
Wie funktioniert insektenfreundliche Pflege?
Ganz einfach! Stehen lassen. Das gilt für Kommunen wie auch für jedeN einzelneN GärtnerIn. Denn der Lebensraum vieler Insekten ist die Wiese, nicht der Rasen. Mithilfe von reduzierten Pflegeschnitten, vielen blühreichen Säumen und Blühkorridoren werden innerstädtische Grünanlagen sowie Kleingärten zu naturnahen Insektenweiden. Aber auch partielles Mähen ist eine einfache Maßnahme, um die biologische Vielfalt zu fördern. So bleiben in ungemähten Bereichen Nahrungsquellen und Lebensräume für Insekten erhalten. Zudem kommt es auf die richtige Pflanzenwahl an. Besonders wertvoll und nahrhaft für Insekten sind heimische Pflanzen, da sie aneinander angepasst sind. Diese Maßnahmen sind einfach und sehr effektiv. Mit unseren Tipps zum insektenfreundlichen Gärtnern kann jedeR einen großen Beitrag gegen das Insektensterben leisten!
Weitere Infos zum Insektensterben
Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) der Vereinten Nationen hat am 6. Mai 2019 den Global Assessment Report veröffentlicht. Es ist die umfassendste internationale Untersuchung zum Artenschutz. Experten und Forscherinnen aus mehr als 50 Ländern haben über drei Jahre lang tausende wissenschaftliche Arbeiten zur Entwicklung der Biodiversität in den vergangenen fünf Jahrzehnten ausgewertet.
Es wurden fünf Faktoren identifiziert, die die negative Entwicklung der Artenvielfalt auf der Welt maßgeblich beeinflussen:
- die Nutzung von Landflächen (Verstädterung, Flächenfraß) und Meeren
- die Verdrängung heimischer Tiere und Pflanzen durch invasive Arten
- direkte Nutzung von Pflanzen und Tieren (Entnahmen, Jagd)
- der Klimawandel
- die Verschmutzung der Umwelt
Die Befunde sind dramatisch - weltweit, aber auch hier vor Ort. Die Ziele zum Schutz der Natur und zur Nachhaltigkeit können mit dem derzeitigen Handeln nicht erreicht werden. Die WissenschaftlerInnen haben Maßnahmen zusammengetragen, die dringend umgesetzt werden müssen. Für Städte gilt es „naturbasierte Lösungen“ voranzubringen, grüne und blaue Infrastruktur auszubauen, Grünräume zu vernetzen und Städte nachhaltig zu planen.
WissenschaftlerInnen haben über einen Zeitraum von 27 Jahren an 63 Standorten innerhalb von Schutzgebieten in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz die Biomasse von Fluginsekten bestimmt. In der Studie von 2017 wurde ein Rückgang von mehr als 75 Prozent der Fluginsekten festgestellt. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, ist das Verschwinden weiterer Arten sehr wahrscheinlich. Viele Insektenarten in Deutschland sind bereits jetzt auf der Roten Liste als ‚gefährdet‘ oder ‚vom Aussterben bedroht‘ eingestuft.
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