Pop-up-Stadtplätze in Mailand und Leipzig

Stadt nimmt Platz – Pop-up-Stadtplätze in Mailand und Leipzig

Viele „Plätze“ in Leipzig sind eher unwirtliche Straßenkreuzungen als attraktive Orte für Fußgänger:innen. Die Stadt Mailand zeigt, wie es gehen kann: Wir Ökolöwen fordern deshalb ein Stadtplatzprogramm für Leipzig.

Der Piazza Aperte in Mailand ist nach der Umgestaltung ein belebter Stadtplatz

Immer mehr Städte beschließen, freundlicher für Fußgänger:innen zu werden – und wenden sich ab vom Ideal einer autogerechten Stadt. Ein gutes Beispiel dafür ist Mailand. Ausgangspunkt des dortigen Umdenkens war die Corona-Pandemie 2020. Angesichts der Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen entwickelten die Mailänder Stadtplaner:innen in Windeseile Entwürfe. Diese nutzten die kurzzeitig leeren Straßen, um den Straßenraum schnell umzugestalten, bevor er wieder ausgelastet ist. Die neugestalteten, bunten Plätze dienten aber nicht nur dem Zweck, das Stadtbild zu verschönern. 

Mehr Platz für Menschen

Das primäre Ziel war, die Menschen wieder auf die Straßen zu ziehen und ihnen alternative Treffpunkte zu bieten. Denn Treffen in Cafés oder Besuche von Konzerten waren aufgrund der Corona-Pandemie schlichtweg nicht möglich.

Die Plätze wurden zunächst mit einfachen Mitteln umgestaltet. So setzten die Mailänder beispielsweise Bänke und Pflanzkübel ein, die sich, falls sie nicht gefallen oder nicht angenommen werden, wieder leicht entfernen lassen. Darüber hinaus visierten die Stadtplaner:innen die dauerhafte Herstellung von mehr Flächengerechtigkeit im öffentlichen Raum an – mit besonderem Schwerpunkt auf den Rad- und Fußverkehr.

Mit dem Projekt „Open Streets“ entsteht nun in Mailand, neben den neuen Stadtplätzen, auch ein Radwegenetz, das die komplette Stadt umfassen wird. Dieses beinhaltet u. a., dass entlang mehrerer Rad-Hauptrouten weitere Radwege, Fußgängerzonen und verkehrsberuhigte Bereiche in den einzelnen Quartieren entstehen. Bei der Planung wird der Fokus auf die Sicherheit des Fuß- und Radverkehrs gelegt.

Bunt statt Grau

Nicht nur Pop-up-Radwege sondern auch Pop-up-Stadtplätze entstanden während der Corona-Pandemie an vielen verschiedenen Stellen in Mailand. Fotos: Comune de Milano

Die neu umgestalteten Orte in Mailand möchten nicht länger nur schnell überquert werden. Sie laden nun zum Platz nehmen, zu einem gemeinsamen Plausch mit Nachbar:innen, oder zu einer schnellen Runde Tischtennis mit Freund:innen ein. Mit einfachen Mitteln verwandelten sich karge Plätze, asphaltierte Straßen oder Parkplätze in einladende Aufenthaltsorte.

Die Plätze wurden zudem im Rahmen der Möglichkeiten begrünt und verbessern damit auch ein Stück weit das Stadtklima. Die Bürger:innen können auf den neu gewonnenen Flächen kreativ werden, sich treffen oder auch gärtnern.

30 neue Stadtplätze

Nicht nur Pop-up-Radwege sondern auch Pop-up-Stadtplätze entstanden während der Corona-Pandemie an vielen verschiedenen Stellen in Mailand. Fotos: Comune de Milano
Nicht nur Pop-up-Radwege sondern auch Pop-up-Stadtplätze entstanden während der Corona-Pandemie an vielen verschiedenen Stellen in Mailand. Fotos: Comune de Milano

Neben den neuen Stadtplätzen, die auf ehemaligen Straßenkreuzungen oder Parkplätzen entstanden sind, wurden auch neue Fußgängerzonen geschaffen. So entstand zum Beispiel eine neue Fußgängerzone am Haupteingang einer Schule, die den Schulkindern zukünftig als sichere Überquerung dient.

Dank dieser Ansätze und dem Konzept der „Pop-up-Stadtplätze“ wurden in den letzten zwei Jahren 30 öffentliche Orte Mailands umgestaltet. Das ist eine enorme Zahl angesichts der Kürze der Zeit. Damit bietet die Stadt ihren Einwohner:innen wieder mehr Platz für sicheres Spielen und soziale Interaktionen im Stadtraum – auch langfristig, außerhalb der Pandemiezeiten.

Die schnelle Veränderung der ehemaligen tristen Orte verbesserte sowohl das soziale als auch das ökologische Wohlbefinden in der Stadt und fand nach anfänglicher Skepsis immer mehr Zuspruch. Das Konzept kommt gut an, sodass für die nächsten Jahre weitere Umgestaltungen geplant sind.

Der Liviaplatz geht mit gutem Beispiel voran

Der neue autofreie Liviaplatz lädt zum Verweilen ein.
Der neue autofreie Liviaplatz lädt zum Verweilen ein.

Am Liviaplatz im Leipziger Waldstraßenviertel wurde der Mailänder Ansatz bereits umgesetzt. Hier entstand im Mai 2022 ein echter Stadtplatz: eine überdimensionierte Autoverkehrsfläche, die für drei Jahre mit einfachen Mitteln für große und kleine Menschen modellhaft nutzbar ist. Mit Bordsteinen, Pollern und Pflanzkübeln wird der Liviaplatz in der Diagonalen „geteilt“. Der Lieferverkehr erreicht alle Häuser. Schleichverkehr ist unterbunden, der Übergang zum Rosental abgesichert. In der Mitte gibt es Bänke und Spielflächen. Das alles für nur 80.000 €!

Auf dem Luftbild ist gut zu erkennen, wie viel toter Raum hier vorher war. Daneben der Umgestaltungsplan. Diese Variante des Liviaplatz hat in der Bürger:innenbeteiligung die meisten Stimmen bekommen. Die anderen Varianten könnt Ihr hier einsehen.

Ein Stadtplatzprogramm für Leipzig!

Mehr grüne Stadtplätze für Leipzig

Wir Ökolöwen setzen uns dafür ein, Stadtplätze wieder zu dem zu machen, was sie einmal waren: Orte zum Verweilen, Lesen, Quatschen, Spielen und Essen – integriert in eine grüne Infrastruktur der Stadt. Um Straßenkreuzungen in schöne Stadtplätzen zu verwandeln, braucht Leipzig endlich ein gut ausfinanziertes Stadtplatzprogramm. Dafür brauchen wir Ökolöwen Deine Hilfe.

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Leipzig braucht mehr lebendige grüne Oasen. Deshalb setzen wir uns dafür ein, graue Stadtplätze zu begrünen. Mit Deiner Unterstützung ist das möglich. Gemeinsam verwandeln wir graue Stadtplätze in grüne Oasen. Hilf uns dabei: Spende jetzt!

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