OBM-Rundgang: Fußverkehr in Connewitz
Bürgersprechstunde des Oberbürgermeisters: Fußverkehr in Connewitz
Die Bürgersprechstunde des Oberbürgermeisters im Oktober 2025 war allein dem Thema „Fußverkehr in Leipzig“ gewidmet
Auf der von uns Ökolöwen und dem Fuss e.V. organisierten Route in Connewitz haben wir gemeinsam mit Bürger:innen und Expert:innen aus Verwaltung, Politik und Verbänden an konkreten Beispielen die Situation für Fußgänger:innen in Leipzig aufgezeigt und direkt vor Ort besprochen. Welche Themen das waren und welche Zusagen OBM Burkhard Jung gegeben hat, erfährst Du in diesem Text.
Die Connewitzer Spitze – vorher Autoparkplatz heute Stadtplatz
Unser rund zweistündiger Rundgang rings um das Connewitzer Kreuz startete an der Connewitzer Spitze. Im Jahr 2021 hatte die Stadt Leipzig hier einen schönen Stadtteilpark mit Spiel-, Sport- und Sitzgelegenheiten geschaffen. Zuvor war die Connewitzer Spitze jahrelang eine planierte Brachfläche auf der einfach nur Autos abgestellt wurden.
Der Entscheid, hier einen Stadtteilpark zu errichten, fiel nicht leicht. Schließlich war am Connewitzer Kreuz in der Gründerzeit alles dicht mit Wohnungen und Geschäften bebaut. Diese kompakte Nutzung an einem ÖPNV-Knotenpunkt ist etwas Gutes. Sie fördert kurze Wege und lebendige öffentliche Räume – eine Grundvoraussetzung für eine Fußgängerstadt. Es gab sogar die Idee, ein richtiges Hochhaus am Connewitzer Kreuz zu errichten.
Heute wird der Stadtteilpark sehr gut angenommen. Die Parkeingänge sind aber alles andere als fußgängerfreundlich.
Zugeparkte Parkeingänge
Die Parkeingänge zur Connewitzer Spitze sind dauerhaft zugeparkt. So auch die große Sperrfläche in Richtung Bornaische Straße. Ein Grund ist die fehlerhafte Markierung. Die ausführende Firma hatte die Sperrfläche einfach um die parkenden Autos ringsherum gemalt. Dadurch sieht das heute so aus, als wären da Parkplätze. Das Ordnungsamt ahndet hier nicht.
Der Bürgermeister hat zugesagt, kurzfristig nach zu markieren und dann auch Parkverstöße zu ahnden. Darüber hinaus gibt es bereits fertige Pläne im Mobilitätsamt, die Sperrfläche baulich neu zu gestalten und als echten Gehweg auszuführen. Diese Pläne müssen zügig umgesetzt werden!
Auch Richtung Wolfgang-Heinze-Straße sieht es nicht besser aus. Hier wurden Parkplätze direkt vor den Parkeingang markiert. Das kann so nicht bleiben. Auf dem Rundgang haben wir besprochen, dass die Parkeingänge wie in der Aurelienstraße im Leipziger Westen abgesichert werden. Der Oberbürgermeister sagt zu: „Das machen wir.“
Tempo 30 Wolfgang-Heinze-Straße
Die Wolfgang-Heinze-Straße zu queren ist für Kinder, die den Park erreichen wollen, auch deswegen schwierig, weil hier viel Autoverkehr herrscht. Der macht die Straße zusätzlich sehr laut. Der Stadtrat hat mit dem Lärmaktionsplan beschlossen, dass die Wolfgang-Heinze-Straße Tempo 30 bekommen muss
Der Oberbürgermeister will die Tempo-30-Strecke einheitlich bis zum Conne Island durchziehen, damit Autofahrer nicht ständig wechselnde zulässige Geschwindigkeiten vorfinden. Der Zeitpunkt der Umsetzung ist aber noch unklar, da das Mobilitätsamt an vielen Straßen im Verzug mit der Tempo-30-Beschilderung ist. Manch einer vermutet bereits eine bewusste Verzögerungstaktik. Es braucht mehr Tempo für Tempo 30, Herr Oberbürgermeister!
Gehwegnase Selneckerstraße
Auch die Selneckerstraße ist für Fußgänger sehr schwer zu queren. Hier soll eine sogenannte Gehwegnase gebaut werden. Diese schafft bessere Sichtbeziehungen an der Kreuzung, weil sie dann nicht mehr zugeparkt wird und verkürzt den Querungsweg über die Selnecker Straße. Der Oberbürgermeister sagte auf dem Rundgang zu, die Gehwegnase kurzfristig in der Markierungssaison 2026 zu markieren.
Querung der Kochstraße zwischen Werk II und Südbrause
Neben der Selneckerstraße gibt es viele weitere Querungsprobleme rings um das Connewitzer Kreuz, die kurzfristig gelöst werden müssen, weil ein grundhafter Umbau vorerst nicht in Aussicht steht. Eine weitere Stelle ist die spitz auf die Karli zulaufende Einmündung der Kochstraße am Werk II. Hier ist der Querungsweg ewig lang und meist von Autos zugeparkt. Anwohner:innen fordern einen Zebrastreifen.
Der Oberbürgermeister wird diese Stelle vor dem Werk II in das Zebrastreifenprogramm der Stadt Leipzig aufnehmen.
Wenn das Connewitzer Kreuz dann eines Tages doch mal komplett umgebaut wird, braucht es zusätzlich eine direkte Fußgänger-Ampel vom Werk II über die Karli direkt zum Wonnecitz und Bäckerei Gey. Die beiden Straßenseiten sind aktuell wie durch einen Burggraben voneinander getrennt.
Mit dem Umbau muss auch die stadtauswärtige Seite einen richtigen Radweg bekommen. Anwohner:innen wussten zu berichten, dass an der Südbrause viele Radfahrer:innen auf dem Gehweg fahren, was zu gefährlichen Situationen führt. Radverkehr gehört auf die Straße und nicht auf den Gehweg.
E-Scooter und E-Ladesäulen auf Gehwegen
An der vormals zugeparkten Scheffelstraße gegenüber der Bushaltestelle hat die Stadt Leipzig Platz für verschiedene Mobilitätsangebote geschaffen – von einer Lastenradverleihstation, über Carsharing bis zu E-Scootern. Bertram Weißhaar wusste aus anderen Kommunen zu berichten, dass E-Scooter überall auf den Gehwegen stehen und liegen. In Leipzig hat man sich für feste E-Scooter-Stationen im Straßenraum entschieden. Leipzig hat damit eine fußgängerfreundliche Lösung gefunden und gilt bundesweit als gutes Beispiel auf das andere neidisch blicken.
Diskutiert wurde auch, dass E-Ladesäulen auf den Parkplatz gehören und nicht auf den Gehweg. Oberbürgermeister Jung sieht das System Ladesäule als Übergangslösung. Er lehnt es ab, ganze Straßenzüge „zu besäulen“, wenn irgendwann nur noch E-Autos unterwegs sind. Hier muss grundsätzlich und bundesweit eine andere Lösung für E-Autos gefunden werden.
Bus-Linie 89 fährt bald von Connewitz in den Leipziger Osten
Vertreter:innen der Leipziger Verkehrsbetriebe wussten an dieser Station des Rundgangs über anstehende Angebotsverbesserungen im Leipziger Liniennetz der Zukunft zu berichten. Öffentlicher Nahverkehr und Fußverkehr sind die wichtigsten Partner:innen innerhalb des Umweltverbunds. Für Connewitz kommt:
- 10-Minuten-Takt ausgeweitet
- Taktverdichtung Bus 79 mit neuer Tangential-Verbindung von Connewitz bis zum Paunsdorf-Center
- Bus 89 wird zur 71 und fährt zukünftig von Connewitz zur Innenstadt und weiter über den Täubchenweg bis nach Anger-Crottendorf
Zugeparkte Kreuzungen im Viertel
Entlang der der Kochstraße sind viele Kreuzungen zugeparkt – so auch an der nächsten Station in der Gustav-Freytag-Straße. 2018 hatte die Stadt auf einer Straßenseite der Kochstraße Straßenbäume gepflanzt und das Parken damit gleich neu geordnet. Seitdem hat das Kreuzungsparken deutlich abgenommen.
Auf dem Rundgang konnten wir beobachten, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Kreuzungen weiterhin zugestellt waren – mit Kinderwagen oder Rollstuhl kein Durchkommen möglich. Baubürgermeister Thomas Dienberg sagte zu, die Kreuzung zur Gustav-Freytag-Straße kurzfristig mit Sperrflächen zu markieren, noch bevor die Kochstraße perspektivisch zur Fahrradstraße umgebaut wird.
Gehwegsanierungsprogramm
An der Station bemängelten Rundgang-Teilnehmer:innen, dass an der Baulücke kein Gehweg vorhanden ist. Hier ist ein Stück Feldweg mitten in der Stadt. Das Mobilitätsamt hat zwar ein Gehwegsanierungsprogramm, das kann aber auf der privaten Fläche nicht zum Einsatz kommen. Baubürgermeister Dienberg sagte zu, auf die Grundstückseigentümerin zuzugehen.
Auf kurzem Weg durch die grüne Schlippe
Für den Fußverkehr sind Abkürzungen essenziell wichtig. Nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer:innen sind extrem umwegempfindlich – ein Fakt, den noch nicht alle Verkehrsplaner:innen auf dem Schirm haben.
Mit dem Rundgang haben wir durch solch eine sogenannte Leipziger Schlippe von der Kochstraße zur Haltestelle am Connewitzer Kreuz abgekürzt. Hier wurde deutlich, wie wichtig Brachflächen auch für die Grünversorgung in Stadtvierteln sind. Auf den Grundstücken besteht allerdings Baurecht und die Grundstückseigentümer:innen haben Bauinteresse bekundet. Hier wird der Blockrand geschlossen.
Direkt an zentralen Umsteigepunkten des ÖPNV macht es Sinn, Nutzungen zu verdichten. Das Stadtplanungsamt ist dabei sensibilisiert, das Wegerecht für die Leipziger Schlippen so weit wie möglich zu sichern, auch wenn die Grundstücke bebaut werden.
Zebrastreifen zur Straßenbahnhaltestelle
An der Karl-Liebknecht-Straße zwischen der Haltestelle und der Sparkasse besteht hoher Querungsbedarf. Hier braucht es einen Zebrastreifen! Es kommt zu häufig vor, dass Fußgänger:innen nicht über die Straße kommen und sich ein Menschenkneuel auf der schmalen Haltestelleninsel bildet. Die Straßenbahn fährt dann den Fußgänger:innen in die Hacken. Wir haben Baubürgermeister Dienberg aufgefordert, das Leipziger Zebrastreifenprogramm zu erweitern und die Haltestelleninseln der LVB mit in das Programm aufzunehmen.
Radweg runter vom Gehweg
An der letzten Station am REWE haben wir mit dem Rundgang den Kreis um das Connewitzer Kreuz fast geschlossen. Vor dem Supermarkteingang konnten wir uns freuen, dass der Fußweg endlich den Fußgänger:innen gehört. Dafür hatte die Stadt im Jahr 2021 nach langen Protesten gesorgt und Radfahrstreifen auf der Straße markiert.
Fazit: Tolles Format, das wir Ökolöwen fortsetzen werden!
Der Rundgang mit dem Oberbürgermeister durch Connewitz war sehr erfolgreich. Es gab eine sehr konstruktive Diskussion auf Augenhöhe. Anwohner:innen konnten auf wichtige Probleme vor Ort hinweisen und so konkrete Verbesserungen für uns Fußgänger:innen erreichen. Wir Ökolöwen wollen deshalb gemeinsam mit dem Fuss e. V. im kommenden Jahr einen weiteren Rundgang mit Leipzigs Oberbürgermeister organisieren.
Vergangene Rundgänge mit dem Oberbürgermeister zum Thema Fußverkehr in Leipzig
Wir Ökolöwen haben bereits einige Rundgänge mit dem Oberbürgermeister auf den Weg gebracht und konnten damit viele große und kleine Verbesserungen für Fußgänger:innen in Leipzig anstoßen. Lies hier die Berichte zu den Rundgängen:
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