Mit diesen Wildblumen hilfst Du Wildbienen in Leipzig

Mit diesen Wildblumen hilfst Du Wildbienen in Leipzig

Wenn Du möchtest, dass es auf Deinem Balkon oder in Deinem Garten summt und brummt, dann triffst Du mit heimischen Wildpflanzen die richtige Wahl. Wir klären die Frage, was heimische Wildpflanzen ausmacht und stellen Dir unsere wilden Blüh-Favoriten vor.

Sollen Balkon, Hinterhof oder Garten bepflanzt werden, führt der Weg häufig in den Baumarkt, ins Gartencenter oder in den Blumenladen um die Ecke. Dort locken üppige, gefüllte Blüten in allen Regenbogenfarben zum Kauf. Die hochgezüchtete, exotische Blütenpracht begeistert das menschliche Auge. So lässt sich der karge Balkonkasten doch ganz schnell in ein attraktives Blühwunder verwandeln! Viele Leipziger Balkone sind mit exotischen Pflanzen bestückt. Was für viele allerdings unbekannt ist: trotz voller Blütenpracht ist diese Art der Bepflanzung für Schmetterlinge oder Wildbienen so wenig attraktiv wie ein asphaltierter Parkplatz.

Der Natterkopf ist eine Wildpflanze
Der Name macht die Symbiose sichtbar: die Glänzende Natternkopf-Mauerbiene fliegt ausschließlich den hier abgebildeten Natternkopf an

Unsere Wildpflanzen und Wildtiere brauchen einander: Never change a winning team!

Bei aller menschlicher Freude an der Schönheit von Blüten wird oft vergessen, dass deren eigentliche Aufgabe in der Fortpflanzung der Pflanze liegt. Die Blüten natürlich gewachsener, heimischer Wildpflanzen locken heimische Bestäuber mit reichlich Nektar und Pollen. Mit diesem "Trick" sichern die Pflanzen ihr Überleben, ohne Bestäubung wären sie verloren. Denn: Mehr als achtzig Prozent der europäischen Wildpflanzenarten sind für ihr Fortbestehen auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Um Wildbienen, Käfer oder Schmetterlinge anzulocken, haben sie die Blütenfarbe und Blütenform über lange Zeiträume immer weiter an die Vorlieben ihrer tierischen Besucher angepasst. Gleichzeitig bewirtet jede heimische Wildpflanzenart durchschnittlich zehn Tierarten! Unter den Wildbienen, Käfern oder Schmetterlingen haben sich viele Arten auf eine oder wenige Wildpflanzenarten als Nahrungsgrundlage oder Lebensraum spezialisiert. Für lange Zeit waren solche Symbiosen zwischen Blühpflanzen und Insekten durchaus sinnvoll. Sie sicherten die gegenseitige Existenz optimal. Spezialisierung bedeutet allerdings auch Abhängigkeit. Die Spezialisten unter den Insekten gehören heute zu den besonders gefährdeten oder bereits ausgestorbenen Arten. Fehlt den Tieren „ihre“ Pflanzenart oder Pflanzenfamilie, fehlt ihnen die Lebensgrundlage und andersherum: fehlt der Pflanze "ihr" Bestäuber, kann sie nicht länger existieren. Die Blüten exotischer Pflanzen sind in Farbe und Form auf die Bestäuber ihrer (fernen) Heimatregion abgestimmt. Unsere heimischen Insekten nehmen diese Blüten nicht wahr oder kommen aufgrund der Blütenarchitektur nicht an Nektar und Pollen heran. Ein klassisches Mismatch!

Gefüllte Ringelblumen
Gefüllte Ringelblumen: Für Bestäuber gibt es hier nichts zu holen

Ein Spezialfall: Gefüllte Blüten sind nutzlos für Biene, Schmetterling und Co.

Mittlerweile gibt es von nahezu allen Blumen gefüllte Versionen - selbst von Wildblumen wie der Kornblume. So hübsch die gefüllten Blüten vielleicht sind, so wertlos sind sie für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten. Es fehlt der Pollen, der ein wichtiger Nahrungsbestandteil vieler Insekten ist. Auch Nektar, ebenfalls unverzichtbar auf der Sechsbeiner-Speisekarte, ist in gefüllten Blüten entweder nicht vorhanden oder nicht erreichbar. Gefüllte Blüten, vor allem bekannt bei Dahlien oder Rosen, sind fürs menschliche Auge gemacht. Sie lenken mit ihrer Üppigkeit alle Blicke auf sich und werden deshalb gern gepflanzt. Die Blütenfülle entsteht durch spontane Mutation. Statt Staubgefäße zu entwickeln, entstehen weitere Blütenblätter. In der Natur würden solche Pflanzen nicht überleben, da sie steril sind. In Zucht-Gärtnereien hingegen werden sie durch Stecklinge, Ableger, Teilung oder Veredelung vermehrt. Taucht neben dem botanischen Namen einer Pflanze der Zusatz fl. pl. (lateinisch: flore pleno = „mit voller Blüte") auf, handelt es sich um eine gefüllte Sorte. Unser Tipp: Wirf beim Saatgut- und Pflanzenkauf einen genauen Blick aufs Etikett und wähle lieber ungefüllte Sorten oder Wildformen der Blühpflanzen.

Viele heimische Wildpflanzen sind vom Artensterben betroffen - wir Ökolöwen tun in Leipzig etwas dagegen

Wildpflanzen sind robust und wachsen aus jeder noch so kleinen Pflasterritze. Dennoch: Versiegelung, Herbizide, Überdüngung, Monokulturen, invasive Neophyten, die Klimakrise und die fehlende Wertschätzung gegenüber unseren heimischen Blühschönheiten bedrohen ihre Existenz. Laut der Roten Liste für Pflanzen, die vom Bundesamt für Naturschutz veröffentlicht wird, werden ein Drittel der rund 8.300 in Deutschland heimischen Wildpflanzen als gefährdet eingestuft. Die pflanzliche Artenvielfalt geht nicht nur in der freien Landschaft zurück. Auch im urbanen Raum wachsen immer weniger Wildpflanzen am Straßenrand, auf Brachen oder in öffentlichen Grünanlagen. Wenn Du Dir mehr Lebensräume für Tiere und Pflanzen in Leipzig wünscht, dann unterschreibe unseren Appell ‘Mehr Grün für Leipzig’. Hast Du Lust ein Baumbeet vor Deiner Tür insektenfreundlich zu bepflanzen und somit eine Lebensinsel für Wildbienen anzulegen? Dann werde Blühpat:in bei unserem Projekt Leipzig blüht auf. Kennst Du unseren Stadtgarten Connewitz? Das ist der 4.300 Quadratmeter große Mit- und Nachmachgarten des Ökolöwen. In der urbanen Naturgartenoase zeigen heimische Wildpflanzen ihre bezaubernde Blütenvielfalt. Ein Besuch lohnt sich immer!

Unsere Top Five der heimischen Wildpflanzen für Deinen Balkon oder Garten

Rapunzel-Glockenblume

Rapunzel-Glockenblume
(Campanula rapunculus)

Zwei- bis mehrjährige Art, die von Juni bis September hellblaulila blüht. An der Rapunzel-Glockenblume sammeln 32 Wildbienenarten Nektar und/oder Pollen, darunter acht spezialisierte Wildbienenarten. Weitere Insekten, zum Beispiel Schwebfliegen nutzen die zarte Pflanze, die sich in voller Sonne auf nährstoffreichem Boden wohlfühlt, als Nahrungsquelle oder Lebensraum. Wildbienen-Männchen schlafen gern in Glockenblumen-Blüten. Mit einem Zähnchen halten sie sich in der Nacht an den Blütenstängeln fest.

Gewöhnlicher Natternkopf

Gewöhnlicher Natternkopf
(Echium vulgare)

Von Juni bis August blüht der zweijährig wachsende Natternkopf an sonnigen Standorten in wunderschönen Rosa- und Blautönen. Ganze 39 Wildbienenarten sammeln an dem Raublattgewächs Nektar und/oder Pollen. Die Glänzende Natternkopf-Mauerbiene ernährt sich ausschließlich vom Natternkopf. Neben der großen Zahl an Wildbienen nutzen den Natternkopf 40 Schmetterlingsarten als Nektar-Tankstelle. 10 Schmetterlingsraupen dient der Gewöhnliche Natternkopf zudem als Raupenfutterpflanze. Auch von anderen Insekten, wie Schwebfliegen, wird der Natternkopf gern angeflogen.

Wilde Karde

Wilde Karde
(Dipsacus fullonum)

Die 2-jährige Wilde Karde darf in keinem Naturgarten fehlen. Die nektarreiche Pflanze dient sieben Wildbienen- und drei Schmetterlingsarten als Nahrungsquelle. In den Blattansätzen der Wilden Karde sammelt sich Regenwasser. Viele Insekten und Vögel nutzen diese kleinen natürlichen Tränken. Die Pflanze, die bis zu zwei Meter hoch wachsen kann, blüht violett. Beim Stieglitz sind die Samen der Wilden Karde begehrt. Wer die Samenstände bis zum Frühling stehen lässt, unterstützt die Vögel in der kalten Jahreszeit. Ein weiterer Vorteil: Die heimische Wildpflanze vermehrt sich zuverlässig durch Selbstaussaat.

Acker-Lichtnelke

Acker-Lichtnelke
(Silene noctiflora)

Die Acker-Lichtnelke ist auch als nachtblühendes Leimkraut bekannt und öffnet erst zum Abend ihre Blüten. Für viele Nachtfalter ist sie eine wichtige Nektarquelle. Zwölf Wildbienenarten sammeln an der Acker-Lichtnelke Nektar und/oder Pollen. Die ein- bis zweijährig wachsende Wildblume gehört zu den gefährdeten Pflanzenarten. Die Acker-Lichtnelke bevorzugt sonnige Standorte.

Großblütige Königskerze

Großblütige Königskerze
(Verbascum densiflorum)

Die großblütige Königskerze wächst an warmen, sonnigen, nährstoffreichen Standorten bis zu 2,5 m hoch. Die zweijährig wachsende Pflanze wird wegen ihrer reichlichen Pollenvorräte von vielen Schwebfliegen, Hummeln und Käfern besucht. Die Raupen des Königskerzen-Mönchs, ein auf Königskerzen spezialisierter Nachtfalter, fressen sich ab Juli an den Blättern der imposanten Wildpflanze satt. Vögel nutzen die Königskerze als Sitzwarte und fressen gern die mehr als 500.000 Saaten, die jedes einzelne Pflanzenexemplar hervorbringt.

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